Vorzeigebeispiele für attraktives Leben und Arbeiten im ländlichen Raum
Salzburg (lk) - Die Horrormeldungen kommen seit Jahren aus allen Gegenden Europas: Geschäfte schließen,
verlassene Wohngebäude prägen das Ortsbild, Ärzte und Infrastruktureinrichtungen fehlen. Doch Landflucht
kann man aufhalten, da sind sich die Experten einig. Bei der Konferenz Europäischer Regionen und Städte
wurde am 2. Oktober über künftige Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert.
„Die Leidtragenden befinden sich beim Thema Landflucht auf beiden Seiten. Neben leeren Dörfern am Land, leiden
auch die Städte unter dem übermäßigen Zuzug. Verstaute Straßen, überhöhte
Mietpreise und sinkende Luftqualität sind nur die Spitze des Eisbergs. Durch eine Attraktivierung des ländlichen
Raums können wir besonders jungen Familien eine Perspektive in den Regionen ermöglichen. Das Wichtigste
dabei: Arbeitsplätze sichern und Betriebe mit Hilfe des Breitbandausbaus ansiedeln“, so Franz Schausberger,
Vorsitzender des Instituts der Regionen Europas (IRE) und Organisator der Konferenz.
Beismann: Qualität vor Quantität
„Die Prognosen für den ländlichen Raum sehen sehr unterschiedlich aus. Wir sollten uns nicht darauf konzentrieren,
möglichst viele Menschen auf das Land zu schaffen. Viel wichtiger ist es, brauchbare Anreize für den
Umzug in die Regionen zu schaffen. Dazu gehört neben Bildung, Mobilität und Gesundheit auch eine funktionierende
Verwaltung. Um die kreativen Köpfe von der Stadt auf das Land zu locken, sollte man ungenutzte Dorfstrukturen
auf moderne Art und Weise nutzen, anstatt neue zu errichten“, so Michael Beismann, Wissenschafter der Universität
Innsbruck.
Meyer: Selbstbewusstsein wichtiger als Geld
Bertold Meyer, Bürgermeister der ostdeutschen Gemeinde Bollewick in Mecklenburg-Vorpommern, musste nach der
Wende bei null anfangen. „Die Voraussetzungen, die wir nach der Deutschen Einheit 1990 vorgefunden haben, waren
alles andere als ideal. Wir galten sogar als Altersheim Deutschlands. In die blanke Not getrieben, mussten wir
ungewöhnliche Wege gehen. So haben wir eine verfallene Scheune innerhalb fünf Jahren in ein florierendes
Kulturzentrum umgebaut. Durch den Ausbruch aus der Abwärtsspirale interessierten sich immer mehr Menschen
für unseren kleinen Ort und schöpften neuen Mut, der bis heute anhält. Das Wichtigste ist nicht
Geld, sondern Selbstbewusstsein“, so Meyer.
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