Vom Zettelkatalog zu Big und Open Data

 

erstellt am
03. 10. 18
13:00 MEZ

Bericht zum OpenGLAM-Kulturhackathon 2018
St. Pölten (fh) - Vor Kurzem fand an der Fachhochschule St. Pölten der zweite OpenGLAM-Kulturhackathon statt. Die Veranstaltung will unter dem Motto „Öffnet eure Daten und seid kreativ damit!“ kulturelles Erbe zugänglich machen und es Menschen näherbringen. In einem zweieinhalbtätigen Marathon entwickelten MitarbeiterInnen von Museen, Büchereien, Forschungs- und Kultureinrichtungen kreative digitale Ideen. Rahmenprogramm zum Hackathon waren ein Vortrag zum Thema Open/Big Data und der netzpolitische Abend.

Ziel des OpenGLAM-Kulturhackathons ist, Daten aus Sammlungen, Bibliotheken, Archiven und Museen sichtbar zu machen. Denn offene Daten bieten Chancen für Kooperationen und neue Erkenntnisse – in der Wissenschaft ebenso wie im Bereich von Kunst und Kultur.

Die Hackathon-Teilnehmerinnen und -teilnehmer waren für zweieinhalb Tage eingeladen, mit Daten aus dem Fundus des kulturellen Erbes zu experimentieren, Projekte zu entwickeln sowie Vorhaben und Prototypen zu entwerfen. Entstanden sind dabei ein Konzept für verbesserte Suchabfragen in Zeiten von Cloud, Big und Open Data sowie eine Anleitung für den Umgang mit digitalen Realitäten im musealen Kontext.

Moderne Suchabfragen für Museen und Bestände
Ein Team beim diesjährigen Hackathon entwickelte einen Ansatz für eine verbesserte Schlagwortsuche, die eine höhere Trefferpräzision und relevantere Ergebnisse liefern soll. Eingesetzt werden dafür sogenannte semantische Technologien, durch die Begriffe mit zusätzlichen Informationen hinterlegt werden.

„Im Laufe von Jahrhunderten haben die Kuratorinnen und Kuratoren von Galerien, Bibliotheken, Archiven und Museen umfangreiche Ordnungsprinzipien für die wachsenden Sammlungen etabliert. Eine besondere Herausforderung stellen Suchanfragen dar, die nicht vollständig ausspezifiziert sind“, sagt Alexander Rind, Researcher der Forschungsgruppe Media Computing am Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten, der beim Hackathon als einer von neun Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung stand und die neue Technik in der Gruppe mitentworfen hat.

Der neue Ansatz trägt den Namen “S-O-WAS” – Semantic-Ontology-Web- Applications- Searchform“ und verbindet manuelle und automatische Verschlagwortungen sowie Zettelkataloge mit modernen Informationssystemen und Big-Data-Technologien. Bibliotheken, Sammlungen, Archive und Museen könnten dadurch das Potential ihrer Daten besser nutzen und ihren Kundinnen und Kunden eine verbesserte Suche ermöglichen.

Digitale Realitäten im Museum
Letztes Jahr entwickelten TeilnehmerInnen beim OpenGLAM-Hackathon 2017 unter dem Titel „KuKoNÖ – Kultur Kontext Niederösterreich“ Skizzen für eine App, die mittels Geocaching, Storytelling und Spielen Kulturdaten aufbereitet. Dieses Jahr wurde der Ansatz unter dem Begriff „Digitale Realität“ weiterentwickelt. Die Projektidee beschäftigt sich für den Bereich Sammlungen und Museen mit unterschiedlichsten technischen Formaten – von stationären und mobilen Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen im Ausstellungsraum bis hin zu Online-Kollektionen, die Exponate abseits des physisch-musealen Raums zugänglich machen.

Zusätzlich bieten digitalen Realitäten verschiedene Möglichkeiten der medialen Vermittlung: Sie begleiten, informieren, erweitern oder unterhalten. „Oftmals ist aber weder für Entwicklerinnen und Entwickler noch für museale Institutionen die komplette Bandbreite der technischen, inhaltlichen und didaktischen Bedürfnisse und Möglichkeiten erkennbar“, sagt Franziska Bruckner, Leiterin der Forschungsgruppe Media Creation der FH St. Pölten. Als Mentorin betreut hat das Projekt beim Hackathon unter anderem Forscherin Kerstin Blumenstein von der Forschungsgruppe Media Computing.

Expertinnen und Experten aus Museen, Sammlungen, Wissenschaft und Entwicklung entwarfen beim Hackathon eine umfassende Mindmap zum Umgang mit digitalen Realitäten im musealen Kontext. Sie soll die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Institutionen erleichtern und die inhaltliche und didaktische Bandbreite neuer Projekte nachhaltig verbessern.

„Wir bekommen von Kooperationspartnerinnen und -partnern bei der Veranstaltung Zugang zu Material, das oft verborgen liegt, jedoch an die Öffentlichkeit dringen sollte, um wahrgenommen und gesehen zu werden“, sagt Sylvia Petrovic-Majer, selbstständige Kulturwissenschaftlerin, Gründerin der Arbeitsgruppe OpenGLAM in Österreich und Organisatorin der Veranstaltung.

Öffentliche Veranstaltungen als Zusatzprogramm
Am Vorabend des Hackathons war der netzpolitische Abend zu Gast an der FH St. Pölten, eine Veranstaltung zum Thema Netzpolitik, Open und Big Data. Und zur Eröffnung des Hackathons präsentierte Lizzy Jongma vom Amsterdamer Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies in einem öffentlichen Vortrag unter dem Thema „Bunkers, Bombs and Big Data“ das Dutch Network for War Collections, ein Netzwerk von Institutionen, das mehr als zehn Millionen Datensätze zu circa 300.000 Menschen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs verwaltet.

Hackathon
Das Wort Hackathon setzt sich zusammen aus „hacken“ und „Marathon“ und beschreibt damit die Intensität und Dauer, mit der offene Daten als Grundlage für Projekte herangezogen werden: „Hacken“ steht für die zu entwickelnden digitalen Anwendungen, der Marathon für das intensive (Durch-)Arbeiten von Donnertagabend bis Samstagmittag.

OpenGLAM.at
OpenGLAm.at ist ein Netzwerk aus Engagierten und Institutionen zum Thema offene Daten aus Galleries, Libraries, Archives and Museums (GLAM) in Österreich. Der Kulturhackathon wird von OpenGLAM Österreich organisiert und von der Stadt St. Pölten sowie den Abteilungen Wissenschaft & Forschung und Kunst & Kultur des Landes NÖ gefördert. PartnerInnen sind die Akademie der Wissenschaften, Austrian Centre for Digital Humanities, Austrian Institute of Technology, Donauuniversität Krems, FH St. Pölten, ICARUS – Internationales Zentrum für Archivforschung, International Centre for Archival Research, NÖN und Stadt St. Pölten. Neben dem Know-how von Mentorinnen und Mentoren der Partnerinstitutionen standen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Hackathons technisches Equipment der FH St. Pölten sowie technische Werkzeuge (etwa Programme für Visualisierungen) zur Verfügung. Der nächste OpenGLAM-Hackathon ist unter dem Titel „the future is GLAMorous“ für 2020 geplant.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.openglam.at

 

 

 

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