Linz (lk) - Der österreichweite Fachkräftemangel wird neben der Industrie, dem Handel und dem Dienstleistungssektor
auch im Sozialbereich immer stärker spürbar. Im Projekt Sozialressort 2021+ wurde von Landesrätin
Birgit Gerstorfer der Auftrag erteilt, die Personalbedarfe der Zukunft detailliert zu erheben. Das Ergebnis ist,
dass in der Altenbetreuung in OÖ bis zum Jahr 2025 ca. 1.600 zusätzliche Personaleinheiten benötigt
werden. Dazu braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung, weshalb Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer am
2. Oktober alle relevanten Einrichtungen zu einem Runden Tisch geladen hat.
In die Erhebung des Personalbedarfs der Zukunft wurde der notwendige Ausbau der Angebote auf Grund der Demographie,
die anstehenden Pensionierungen und die natürliche Fluktuation einberechnet. Der errechnete Mehrbedarf von
1.600 Personaleinheiten (Vollzeitäquivalente) bis zum Jahr 2025 umfasst sowohl den mobilen als auch den stationären
Bereich. Konkret bedeutet dieser Mehrbedarf, dass jährlich künftig rund 800 Personen eine kostenlose
Ausbildung beginnen müssen, um das System langfristig abzusichern.
Bei diesem Runden Tisch waren die ARGE Altenheime, die ARGE Mobile Dienste, die Altenheim-Implacement-Stiftung,
Vertreter/innen der Schulen für Sozialbetreuungsberufe, das AMS OÖ, die Sozialhilfeverbände und
Statutarstädte und die Betreiber von Einrichtungen in der Altenarbeit vertreten.
Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer hat beim Runden Tisch ein Maßnahmenpaket mit fünf Schwerpunkten
präsentiert, das anschließend intensiv besprochen wurde:
1. Der größte Teil des Personals in der Altenbetreuung sind Personen, die sich im Alter zwischen
30 und 40 Jahren umschulen lassen. Diese Personen haben bereits einen anderen Beruf erlernt und ausgeübt,
sind hoch motiviert für den Sozialbereich und auf Grund ihrer Lebenserfahrung persönlich gefestigt. Leider
ist der Lebensunterhalt während der 2-jährigen Ausbildungszeit – auch wenn die Ausbildung kostenlos ist
– ohne Einkommen für die meisten nicht finanzierbar. Beim Runden Tisch wurde daher erneut die Forderung an
die Bundesregierung gerichtet, das Fachkräftestipendium des AMS auch für die Fachsozialbetreuer Altenarbeit
zu öffnen. Es wurde festgehalten, dass primär der Bund für diese arbeitsmarktpolitische Aufgabe
zuständig ist und seine Verantwortung wahrzunehmen hat.
Um nicht gänzlich von der Entscheidung des Bundes abhängig zu sein, wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet,
die ein Modell entwickelt, wie umsteigewilligen Personen während der Ausbildung der Lebensunterhalt finanziert
werden kann. Konkret ist angedacht, dass die Personen getestet werden und bei Eignung innerhalb weniger Wochen
zur Heimhilfe ausgebildet werden. Als Heimhilfe können sie Teilzeit bereits arbeiten und sich berufsbegleitend
weiterbilden.
2. Bisher konnten Ausbildungen zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit erst mit 17 Jahren begonnen werden. Die
bisher bestehende zeitliche Lücke zwischen dem Abschluss der Pflichtschule mit 15 bzw. 16 Jahren und dem Ausbildungsbeginn
führte dazu, dass sich viele Jugendlich beruflich anders orientiert haben. Der Pilotlehrgang „Junge Pflege“
startet erstmals im November an der Altenbetreuungsschule des Landes. Aufgrund des hohen Interesses an dieser neuen
Ausbildung wurde vereinbart, dass sich auch andere interessierte Ausbildungsträger an der Weiterentwicklung
des Lehrgangs beteiligen können.
3. Insgesamt herrschte Einigkeit, dass verschiedene Zielgruppen (Jugendliche, Umsteiger, Weiterbildungs-Interessierte,...)
auch verschiedene Angebote brauchen. Aus diesem Grund wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die im Rahmen der rechtlichen
Möglichkeiten möglichst flexible Ausbildungsformen erarbeitet.
4. Um den Aufstieg von der Heimhilfe zur Pflegeassistenz, von der Pflegeassistenz zur Fachsozialbetreuerin Altenarbeit
oder zur Pflegefachassistenz zu erleichtern und den Umstieg von einer Schule zu einer anderen zu ermöglichen,
soll geprüft werden, ob alle Ausbildungen in gleichartige Module gegliedert werden können.
5. Die Ausbildungen im Sozialbereich werden regional verteilt von unterschiedlichsten Schulen und Ausbildungsanbietern
organisiert. Um eine möglichst effektive Steuerung zu erreichen, waren sich alle Anwesenden einig, dass es
beim Amt der Landesregierung eine Koordinationsstelle braucht, die die regionale Verteilung, die inhaltliche Qualitätsentwicklung
und die Finanzierung der Ausbildungen steuert. Zusätzlich wurde festgehalten, möglichst niederschwellige
Beratungsangebote für an Pflegeberufen Interessierten Personen auszuweiten.
Gerstorfer: “Ich freue mich über den konstruktiven Austausch. Wir haben heute viel auf den Weg gebracht. Bis
Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse zu den einzelnen Themenkreisen vorliegen. Der nächste Runde Tisch
findet bereits im Jänner 2019 statt.“
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