Österreichische Agrarspitze informiert EU-Agrarkommissar Phil Hogan Moosbrugger und Strasser
übergeben Forderungspapier
Brüssel/Linz (lko/lk-oe) - "Europas Landwirte werden sich im harten internationalen Umfeld nur
dann behaupten können, wenn wir das Gemeinsame vor das Trennende stellen und gemeinsame Herausforderungen
mit vereinter Kraft anpacken. Denn diese reichen von den laufenden Verhandlungen über das kommende EU-Budget
und die neue EU-Agrarpolitik, über internationale Handelsabkommen, den Brexit samt seinen Auswirkungen, über
faire Geschäftspraktiken im Handel bis hin zum Klimawandel mit allen negativen Folgen. Es gilt, in den nächsten
Monaten alle Kräfte zu bündeln, um die europäische Landwirtschaft im Rahmen einer starken EU-Agrarpolitik
noch nachhaltiger, wettbewerbsfähiger und wirtschaftlich stabiler gestalten zu können, und zwar für
Groß und Klein, bio und konventionell, Nord und Süd. Dieser Kongress trägt wesentlich dazu bei,
Europas Landwirte einander ein Stück näherzubringen und in essenziellen Fragen aufeinander abzustimmen",
erklärte Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Josef Moosbrugger am 10. Oktober im
Rahmen der Kongresseröffnung der Europäischen Bauernvertretung COPA und der Europäischen Genossenschaftsvertretung
COGECA in Linz.
Vorreiterrolle Österreich
"Unsere Bäuerinnen und Bauern versorgen die Konsumenten mit sicheren und hochwertigen Lebensmitteln zu
erschwinglichen Preisen, sie schützen und erhalten gleichzeitig die Umwelt, sind Teil der Lösung im Kampf
gegen den Klimawandel und tragen in den ländlichen Regionen ganz wesentlich zu Wachstum und Arbeitsplätzen
bei. Österreich nimmt in vielen Bereichen EU-weit eine Vorreiterrolle ein, sind doch mehr als 10% der Bäuerinnen
und Bauern jünger als 35 Jahre, werden rund 30% der Betriebe von Bäuerinnen geführt und 25% der
Fläche biologisch bewirtschaftet. Um diese Spitzenposition, die ja der gesamten Gesellschaft Nutzen bringt,
weiter auszubauen, braucht es verlässliche, ausreichend dotierte und praxisorientierte Regelungen für
die künftige GAP", so Moosbrugger abschließend.
Ausreichende Finanzierung der GAP sicherstellen
Der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich, Josef Moosbrugger, und der Präsident des
Österreichischen Bauernbundes, Georg Strasser, haben am 11. Oktober EU-Agrarkommissar Phil Hogan ein Forderungspapier
überreicht, in dem die Notwendigkeit einer ausreichenden Dotierung des EU-Agrarbudgets für die Jahre
2021 bis 2027 betont wird. Die angekündigte Kürzung von 15% für Österreich in der 2. Säule
der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) - der Ländlichen Entwicklung - lehnen Moosbrugger und Strasser entschieden
ab. Agrarumweltprogramme sowie die Bergbauernförderung seien gefährdet, warnen sie.
Moosbrugger: Deutliche Nachbesserungen erforderlich
"Einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt der kommenden Monate bildet die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik.
Damit diese den Bäuerinnen und Bauern optimale Rahmenbedingungen bieten kann, muss sie mit ausreichend Budgetmitteln
ausgestattet sein. 80% der Fläche Österreichs sind benachteiligtes Gebiet, der Durchschnitt in der EU
liegt bei 36%. Darüber hinaus rangiert unser Land bei biologisch wirtschaftenden Betrieben EU-weit im Spitzenfeld.
Diese Fakten zeigen ganz klar, warum für uns die Ländliche Entwicklung so entscheidend ist. Daher lehnen
wir die von Brüssel vorgeschlagene Kürzung um 15% ab und verlangen deutliche Nachbesserungen. Das zweite
Hauptanliegen liegt in der Vereinfachung. In allen Bereichen bedarf es praxistauglicher Vorschriften und Kontrollen.
Das Ziel sind einfachere und klarere Regeln. Wo der Bauer den Nutzen einer Regelung nicht erkennen kann, ist nicht
der Bauer, sondern die Vorschrift zu ändern", verlangte Moosbrugger in einem Gespräch der österreichischen
Agrarspitze mit EU-Agrarkommissar Phil Hogan am Rande der Veranstaltung.
Strasser: GAP muss Perspektive für heimische Land- und Forstwirtschaft eröffnen
"Die reformierte GAP ab 2020 muss eine klare ökosoziale Perspektive für unsere mittel- und kleinstrukturierte
Land- und Forstwirtschaft in Österreich eröffnen. Der vorliegende GAP-Reformvorschlag der Kommission
bedeutet mehr Bürokratie, höhere Auflagen und weniger Geld für unsere Bauernfamilien. Mehr Leistung
mit weniger Geld ist nicht möglich. Die großen Herausforderungen für unsere Landwirtschaft, der
steigende Nahrungsmittelbedarf, der Klimawandel, neue Ansprüche der Gesellschaft im Bereich Umwelt,- Natur-
und Tierschutz erfordern eine nachhaltige Weiterentwicklung unserer Agrarpolitik. Wir sehen hier nach wie vor die
Programme in der Ländlichen Entwicklung - dem Agrarumweltprogramm oder der Bergbauernförderung - als
den richtigen Ansatz. Und gerade hier schlägt die EU-Kommission eine Kürzung von 15% der Mittel vor.
Das ist für uns nicht akzeptabel. Wir werden uns deshalb in den kommenden Monaten auf EU-Ebene für eine
Nachbesserung des Agrarbudgets im Bereich der Ländlichen Entwicklung einsetzen und bauen hier auf die tatkräftige
Unterstützung unserer Bundesregierung", verdeutlichte Strasser.
"Anlässlich des Kongresses des Europäischen Bauernverbandes COPA möchte ich auch auf die Erfolge
der Bauernvertretung in den Verhandlungen um das Mercosur-Freihandelsabkommen hinweisen. Ohne die entschlossene
Haltung von COPA-COGECA gegenüber der EU-Kommission hätten wir heute womöglich ein Abkommen mit
den Mercosur-Staaten, welches schwerwiegende Verwerfungen auf den agrarischen Märkten wie beispielsweise bei
Rindfleisch, Geflügel oder in der Zuckerproduktion zur Folge hätte. Dieser Kongress bietet die Chance,
Gemeinsamkeiten innerhalb der EU-Bauernvertretung weiter zu präzisieren und zu stärken. Denn nur mit
einer starken europäischen Bauernvertretung können wir in den harten Verhandlungen um die Zukunft der
Landwirtschaft in Europa und in Österreich erfolgreich bestehen", betonte Strasser.
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