LHStv.in Beate Prettner: Ab 18 Jahre fallen Jugendliche aus Betreuung der Kinder- und Jugendhilfe
– In Kärnten und Flandern wird nun in einem Zwei-Jahres-Projekt eine Strategie für die Betroffenen erarbeitet
Brüssel/Klagenfurt (lpd) - Volljährig – und dann? Für den Großteil der Jugendlichen
ist das Erreichen der Volljährigkeit ein Grund zum Feiern, andere aber wirft die Volljährigkeit in ein
Loch des Nicht-mehr-weiter-Wissens. Es sind dies Jugendliche, die bis zu ihrem 18. Geburtstag im Rahmen der Kinder-
und Jugendhilfe betreut wurden. „Ab 18 Jahre erlaubt das Gesetz keine Betreuung mehr – die so genannten Care Leaver
sind plötzlich auf sich alleine gestellt“, fasste Sozialreferentin LHStv.in Beate Prettner am 9. Oktober
das Problem zusammen. „Nur wenige von ihnen können zur Herkunftsfamilie zurückkehren oder auf eine abgeschlossene
Ausbildung zurückgreifen.“
Nun soll für diese Jugendlichen eine EU-weite Strategie erarbeitet werden, wie der Übergang ins eigenständige
Leben besser gestaltet werden kann – und zwar mit dem Projekt „A Way Home“: Für dieses Pilotprojekt wurden
zwei Partnerregionen ausgewählt, nämlich Kärnten und Flandern. In Kärnten ist dazu gestern,
Montag, der Startschuss mit dem Kick-off in Villach gefallen. „A Way Home“ orientiert sich am Ansatz eines „Community
Building“-Prozesses, der bereits in Kanada erfolgreich eingesetzt wird.
„Bei diesem Prozess geht es darum, alle relevanten Akteure -Experten aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaft,
Medien, Suchtprävention, Gesundheit, Sport, Verwaltung, Streetwork - ins Boot zu holen. Die betroffenen Jugendlichen
sollen nach Beendigung ihrer Betreuung und bei Bedarf auf dieses soziale Netzwerk von Stakeholdern zurückgreifen
können“, erklärte die Sozialreferentin.
In Kärnten wird Villach als Pilotregion fungieren. Die Laufzeit ist vorerst mit 24 Monaten angesetzt. Die
EU-Förderquote beträgt 80 Prozent, 20 Prozent des Budgets werden als Eigenmittel eingebracht. Laut Prettner
beläuft sich das Budget für Kärnten auf ca. 150.000 Euro für die gesamten zwei Jahre. Eingebunden
in das Projekt sind seitens des Landes die 2013 gegründete Youth Care Plattform sowie die Diakonie de la Tour.
Sie wird einen Teil der Aktivitäten koordinieren und vor allem für die Einbindung der Care Leaver verantwortlich
sein.
Nach dem gestrigen Kick Off geht es bereits heute, Dienstag, mit konkreter Arbeit zur Sache: Die Experten werden
dabei gemeinsam mit Care Leaver einen Workshop abhalten, um über die Herausforderungen und Chancen zu diskutieren.
„Es sind die Betroffenen selbst, die am besten wissen, welche Unterstützungen sie benötigen, wo der Schuh
drückt, welche Hilfeleistungen am effektivsten wären“, sagte Prettner. Sie bezeichnet das EU-Projekt
als „große Chance, wirklich etwas Nachhaltiges für die Jugendlichen, die aus der Betreuung herausfallen,
auf die Beine zu stellen. Und ich bin stolz, dass Kärnten zu den beiden Pilotregionen gehört: So profitieren
wir von Anfang an von der Initiative und können mitwirken, sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln.“
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