Kourou/Wien (bmvit) - Spannung und Vorfreude am Europäischen Weltraumbahnhof in Kourou: Nach 17 Jahren
Planungs-, Entwicklungs- und Bauzeit wird die europäisch-japanische Sonde BepiColombo in den frühen Morgenstunden
des 20. Oktobers 2018 zum Merkur aufbrechen. In sieben Jahren wird sie ihr Ziel erreichen und neue Erkenntnisse
über den sonnennächsten Planeten liefern. Mit an Bord hat BepiColombo viel österreichische Weltraumtechnik.
"Der Start von BepiColombo wird ein großer Tag für österreichische Raumfahrt-Unternehmen und
Wissenschaftler, denn sie haben wichtige Teile für den Flug zum Planeten Merkur geliefert", sagt Weltraumminister
Norbert Hofer. So wurden unter anderem die wegen der Nähe zur Sonne hier besonders anspruchsvolle Thermalisolation,
mit der die Sonde den extremen Temperaturen von bis zu +450 °C und -180°C widerstehen kann, im niederösterreichischen
Berndorf von RUAG Space gefertigt. Auch das neueAusrichtungssystem für die elektrischen Triebwerke, dessen
Technologie danach kommerziell in großer Stückzahl verkauft werden soll, sowie Komponenten zur Steuerung
der Solarpaneele und verschiedene mechanische und elektronische Bauteile wurden von RUAG Space in Österreich
gefertigt. ATOS Österreich hat elektronische Boden-Testeinrichtungen geliefert, für die sie in Europa
führend ist. Diese Bauteile werden bei jeder Mission verbessert und in Zukunft auch für kommerzielle
Missionen interessant sein.
"Ich bin sehr stolz, dass österreichische Firmen und Forschungseinrichtungen so prominent bei dieser
außergewöhnlichen Weltraummission vertreten sind", sagt Weltraumminister Hofer. Und die FFG-Geschäftsführer
Henrietta Egerth und Klaus Pseiner betonen: "Weltraumtechnologie ist technologische Spitzenleistung; Österreich
ist in diesem Bereich eine wichtige Größe in Europa. Das bringt nicht nur akademische Anerkennung, sondern
ist auch wirtschaftlich bedeutend für das Land: Im Rahmen der Merkur-Mission sind Aufträge in der Höhe
von insgesamt 36 Millionen Euro nach Österreich geflossen, so viel wie noch nie für solche Missionen."
Auch für RUAG Space Austria, Österreichs größtes Weltraumunternehmen, war BepiColombo der
bisher größte Auftrag für eine Wissenschaftsmission der Europäischen Weltraumorganisation.
"Hochtechnologie aus Österreich trägt entscheidend zum Erfolg dieser Mission bei", betont Max
Kowatsch, Geschäftsführer von RUAG Space Austria und Präsident des Verbands der österreichischen
Weltraumindustrie Austrospace. "Weltraumtechnik "Made in Austria" ist in vielen Bereichen im Spitzenfeld
und stark nachgefragt."
Das Projekt BepiColombo " benannt nach dem italienischen Mathematiker Giuseppe Colombo " ist der erst
dritte Flug eines Raumfahrzeuges zum Merkur überhaupt. Im Rahmen der Mission werden gleich zwei Satelliten,
je einer aus Europa und Japan, welche mit insgesamt 16 wissenschaftlichen High-Tech-Instrumenten bestückt
sind, 2025 die Umlaufbahn des Planeten erreichen. Von dort werden sie große Datenmengen zur Erde funken und
damit neue Erkenntnisse über Oberflächen- und innere Beschaffenheit des Merkurs sowie über sein
Magnetfeld ermöglichen. Für die Magnetfeld-Messungen aus dem japanischen Modul wird ein Magnetometerbenutzt,
das federführend am Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
in Graz entwickelt wurde. Das Institut lieferte ebenfalls Elektronik und Software für das europäische
Magnetometer sowie federführend die Ionenkamera PICAM. Mit diesem Massenspektrometer wird untersucht, wie
Teilchen aus der Merkuroberfläche herausgeschlagen und in die Umgebung des Planeten befördert werden.
Die Entwicklung der Instrumente wurde vom nationalen Programm ASAP der FFG mit knapp 2,5 Millionen Euro unterstützt.
Das IWF kann damit seine wissenschaftliche Spitzenposition behaupten, und es wird dank des frühen Zugriffs
auf die Daten zahlreiche neue Erkenntnisse über den Merkur in die Forschung einbringen können. Durch
die Aktivitäten des IWF zählt Österreich zu den weltweit führenden Nationen in der Erforschung
des Sonnensystems.
"Manchmal ist es nicht gleich ersichtlich, was modernste Weltraumtechnik und Spitzen-Forschung für die
Allgemeinheit bringt. Aber wenn man an die Navigations-Technik in Handys, Navis und neuerdings Flugzeugen denkt,
an Satellitenfernsehen, an digitale Landkarten im Internet und an Wettersatelliten, die genaue Wettervorhersagen
ermöglichen, dann wird schnell deutlich, dass Weltraumtechnologie auch in unserem Alltag eine sehr große
Rolle spielt", so Norbert Hofer. "Im heimischen Weltraumsektor sind 120 Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern aktiv. Der Gesamtumsatz der Branche beträgt rund 125 Millionen Euro im Jahr."
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