FUTURE :: HEALTH & SCIENCE TALK mit IMBA-Gründungsdirektor Josef Penninger, HIV-Forscher
Romas Geleziunas und weiteren ExpertInnen
Wien (gilead) - IMBA-Gründungsdirektor Josef Penninger, HIV-Forscher Romas Geleziunas und weitere ExpertInnen
entwarfen beim FUTURE :: HEALTH & SCIENCE TALK am 16. Oktober ein Bild, was die Medizin der Zukunft prägen
wird. Und sie formulierten dabei auch Positionen, was es für eine nutzbringende Kooperation zwischen Grundlagenforschung
und Wirtschaft braucht – um im Interesse der Gesellschaft, der BürgerInnen und (potenziellen) PatientInnen
die Medizin weiterzuentwickeln.
Wie wird die Medizin der Zukunft aussehen? Wie korrespondieren Grundlagenforschung und Medikamentenentwicklung?
Und wo steht konkret die Forschung auf dem Gebiet der Heilung von HIV/AIDS? Diesen Fragen widmete sich der FUTURE
:: HEALTH & SCIENCE TALK am 16. Oktober 2018, der auf Einladung von Gilead Sciences, in Kooperation mit dem
Institute of Molecular Biotechnology of the Austrian Academy of Sciences (IMBA), US Commercial Service und der
Amerikanischen Handelskammer stattfand und in dessen Rahmen hochkarätige ExpertInnen sprachen.
Nach einer Eröffnungsrede des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika in Österreich, S. E. Trevor
D. Traina, kamen unter anderem Univ.-Prof. Dr. Josef Penninger (Gründungsdirektor des Instituts für Molekulare
Biotechnologie/IMBA und designierter Leiter des Life Science Institute an der University of British Columbia, Vancouver),
Romas Geleziunas, PhD (Senior Director Biology, Gilead Inc.), Dipl.-Ing.in Dr.in Michaela Fritz (Vizerektorin für
Forschung und Innovation, Medizinische Universität Wien), ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann (Geschäftsführer
der Gesundheit Österreich GmbH) sowie Dipl.-Ing. Dr. Clemens Schödl (General Manager, Gilead Sciences
GesmbH Österreich) zu Wort.
Einige pointierte Statements
"Die Grundlagenforschung ist in Österreich fundamental unterdotiert. Um dem zu begegnen, wären
wir gut beraten, hoch dotierte Förderungen aufzulegen, Anleihe zum Beispiel an der Deutschen Max-Planck-Gesellschaft
zur Förderung der Wissenschaften zu nehmen oder Fonds einzurichten, wie dies gerade Macron in Frankreich vorzeigt.
Wenn beispielsweise 10 Milliarden für den Brenner-Basistunnel zur Verfügung gestellt werden können,
sollte dies auch für die Grundlagenforschung möglich sein, die buchstäblich über die Zukunft
unserer Gesellschaft entscheidet. Nur damit könnten wir die tollsten jungen Wissenschafter nach Österreich
holen."
Josef Penninger, Gründungsdirektor des Instituts für Molekulare Biotechnologie/IMBA und designierter
Leiter des Life Science Institute an der University of British Columbia, Vancouver
„Im Interesse der Gesundheitssystems ist es essentiell, dass die Grundlagenforschung Niederschlag in der Entwicklung
von Medikamenten findet – und dazu braucht es die Zusammenarbeit zwischen der Grundlagenforschung und den Pharmaunternehmen.“
Josef Penninger
„Fundamentale Forschung führt oftmals über weitere Investitionen durch die pharmazeutische Industrie
zu neuen Arzneimitteln, die das Leben von Menschen nachhaltig verbessern oder in vielen Fällen sogar retten.
Aus der Forschung entwickeln sich somit oft Firmen, die Menschen beschäftigen und Wertschöpfung für
unsere Gesellschaft generieren.“
Josef Penninger
„Wir können Gene lesen, und wir können erstmals Gene ändern. Wir leben in einer fundamental neuen
Zeit mit ungeahnten Möglichkeiten.“ Josef Penninger
"Es ist eine weltweite Erfolgsstory, dass durch antiretrovirale Kombinationstherapien HIV/AIDS von einer tödlich
verlaufenden in eine chronische Erkrankung verwandelt werden konnte. Doch dort können wir nicht stehen bleiben,
zu viel Menschen erfahren noch Leid durch das HIV/AIDS Virus, seine Begleiterscheinungen und gesellschaftliche
Stigmatisierung. Wir müssen unsere Anstrengungen daher weiter auf die Heilung konzentrieren." Romas
Geleziunas, Senior Director Biology, Gilead Inc.
„Eine Heilung könnte durch Eliminieren der Viren-Reservoirs sowie durch Immunkontrolle des HI-Virus erreicht
werden. HIV überlebt latent in den HI-Viren-Reservoirs der Memory CD4+ T-Zellen. In einer Aufsehen erregenden
Studie, die Anfang Oktober in NATURE präsentiert wurde, konnten wir nun erstmals in einem Affen-Modell mittels
Anwendung eines TLR7-Agonisten sowie einem neutralisierenden Antikörper, welcher die Virenhülle angreift,
bei etwa der Hälfte der behandelten Affen tatsächlich die Heilung von HIV skizzieren. Bis zur tatsächlichen
Anwendung am Menschen haben wir allerdings noch einen weiten Weg vor uns – die ersten Schritte sind gemacht.“ Romas
Geleziunas
"In der Durchführung klinischer Forschung und Studien muss Österreich sicherstellen, international
den Anschluss zu behalten. Um klinische Studien nach Österreich zu bringen, müssen Unis und auch die
Pharmaindustrie an einem Strang ziehen. Unverändert bestehen strukturelle Hindernisse, und vor allem hoher
finanzieller Bedarf. Hierfür müssen seitens der Wissenschaft und Politik attraktive Rahmenbedingungen
geschafft werden. Zum Vergleich: Stanford hat mehr Budget als alle österreichischen Unis zusammen." Michaela
Fritz, Vizerektorin für Forschung und Innovation, Medizinische Universität Wien
„Wir müssen gemeinsam Transparenz erzeugen, und wir müssen gemeinsam gesellschaftlichen Nutzen erzielen.
Wir haben im Gesundheitsbereich vergleichsweise große Ressourcen. Aber die Mittel sind nicht unendlich, und
müssen gezielt und nachhaltig eingesetzt werden.“ "Herwig Ostermann", Geschäftsführer
der Gesundheit Österreich GmbH
"Ich breche eine Lanze für ein innovationsfreundliches Klima, in dem neue Therapien mit zusätzlichem
Patientennutzen anerkannt werden und zu volkswirtschaftlich gerechtfertigten Preisen den österreichischen
PatientInnen durch unser Gesundheitssystem rasch zur Verfügung gestellt werden." Clemens Schödl,
General Manager, Gilead Sciences Österreich
„Es braucht eine ganzheitliche Beurteilung von Arzneimitteln, die die Kosten auf der einen Seite und den Nutzen
auf der anderen Seite miteinbezieht. Und zwar durchaus auch den Nutzen im Spitals-, im Pensions- oder im Sozialbereich.
Damit einhergehen muss außerdem eine politische Diskussion: Wie viel sind uns Gesundheit und gesunde Lebensjahre
wert – worauf wollen wir als Gesellschaft für uns selbst und nachfolgende Generationen den Fokus legen?“ Clemens
Schödl, General Manager, Gilead Sciences Österreich
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