Wien: „Runder Tisch gegen Gewalt
 an Schulen“ mit konkreten Maßnahmen

 

erstellt am
17. 10. 18
13:00 MEZ

Wien (rk) - Am 16. Oktober fand im Wiener Stadtschulrat der zweite „Runde Tisch gegen Gewalt an Schulen“ statt. Teilgenommen haben hieran die Wiener Polizei, andere Institutionen aus den Bereichen Sicherheit, Bildung und Jugend, die SchulpartnerInnen (LehrerInnen-, SchülerInnen- und ElternvertreterInnen), die RepräsentantInnen aller im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien sowie der Religionsgemeinschaften.

Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer betonte, dass „eine klare Null-Toleranz-Haltung gegenüber Gewalt an Schulen Konsens aller am Runden Tisch Beteiligten gewesen ist. In diesem Sinne sind auch die heute präsentierten Maßnahmen Ausdruck dieser konsequenten Haltung. Gleichzeitig ist aber klar, dass es weitere Anstrengungen und auch künftige Zusammenkünfte dieser Art braucht. Denn solange es Gewalt in der Schule gibt, müssen wir etwas dagegen tun.“

Erstmals wurden konkrete Zahlen zu Gewaltdelikten an Schulen präsentiert – diese hat der Stadtschulrat für das Schuljahr 2017/18 erhoben:

  • Gesamtzahl der Anzeigen: 258
  • Volksschule: 29 (SchülerInnenzahl ~70.000)
  • Zentren f. Inklusion und Sonderpädagogik (ZIS): 30 (SchülerInnenzahl ~3.000)
  • NMS: 138 (SchülerInnenzahl ~30.500)
  • AHS: 37 (SchülerInnenzahl ~65.000)
  • Polytechnische Schulen: 3 (SchülerInnenzahl ~2.600)
  • Berufsbildende Schulen: 21 (SchülerInnenzahl ~61.500)

Anzeigen nach Deliktform:

  • Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben: 229
  • Strafbare Handlungen gegen die Freiheit: 12
  • Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität: 17


Gesamtzahl der Suspendierungen: 278

  • Volksschule: 47 (SchülerInnenzahl ~70.000)
  • Zentren f. Inklusion und Sonderpädagogik - ZIS:
  • 53 (SchülerInnenzahl ~3.000)
  • NMS: 145 (SchülerInnenzahl ~30.500)
  • AHS: 8 (SchülerInnenzahl ~65.000)
  • Polytechnische Schulen: 14 (SchülerInnenzahl ~2.600)
  • Berufsbildende Schulen: 11 (SchülerInnenzahl ~61.500)


Materialien gegen Gewalt an Schulen: Flyer, Poster, Online-Broschüre
Ebenfalls präsentiert wurden speziell für SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern erstellte Materialien, mit denen auf das rechtliche Regelwerk der Schule informiert werden soll. In diesen wird insbesondere auf die Pflichten und Rechte der SchülerInnen und auf rechtlich gedeckte Erziehungsmittel verwiesen. So soll – basierend auf Respekt, Zuverlässigkeit, Gewaltlosigkeit, Ordnung und Freundlichkeit – ein besseres Zusammenleben in der Schule gelingen. Die Flyer werden in den kommenden Wochen an alle Schulen übermittelt.

Mit den Flyern und Postern wird überdies auf eine Online-Broschüre verwiesen, die eigens erstellt wurde und – ebenfalls gesplittet nach SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen - noch detaillierter auf den rechtlichen Rahmen von Schule eingeht und konkrete Präventionsprojekte und Hotlines zum Thema Gewalt an der Schule vorstellt. Die Broschüre wird unter der Webadresse www.gegen-gewalt-an-schulen.at abrufbar sein und zeitgleich mit der Bewerbung durch die Flyer online gehen. Das Konzept der Broschüre ist so gestaltet, dass dieses Online-Angebot ständig erweitert und verbessert werden kann.
Suspendierungen neu geregelt

In einer eigenen Untergruppe des ersten „Runden Tisches“ wurde überdies das Thema Suspendierungen im Detail bearbeitet. Ziel war es, dass Suspendierungen in Zukunft nicht nur einen temporären Schulverweis bedeuten, sondern zu einer je nach konkreter Sachlage direkten Kontaktaufnahme und Fallbetreuung in Zusammenarbeit mit einer anderen Institution (Jugendwohlfahrt, Polizei etc.) führen.

Mit den neuen Empfehlungen über den schulischen Umgang mit Suspendierungen gelingt genau dies: So wird es künftig an den Schulen ein Case Management für jede Suspendierung geben, das nicht nur dokumentiert, weshalb eine Suspendierung ausgesprochen wurde, sondern auch ein verpflichtendes Beratungsgespräch mit einem/einer Schulpsychologen/Schulpsychologin vorsieht und fallabhängig den direkten Kontakt zu einer anderen Institution (beispielsweise Polizei oder MA 11) herstellt. Auch die Möglichkeit einer Normverdeutlichung am Schulstandort durch die Polizei ist vorgesehen. So soll sichergestellt werden, dass mit der Suspendierung auch eine tatsächliche Änderung des Verhaltens einhergeht. Ebenfalls hat die Schule dafür zu sorgen, dass SchülerInnen während einer Suspendierung über den aktuellen Lehrstoff informiert werden – auch die Erbringung von Hausübungen durch den/die suspendierte SchülerIn hat zu erfolgen.

In diesem Zusammenhang merkte Bildungsdirektor Himmer an, dass der Wiener Stadtschulrat diese Maßnahmen „nur mit Empfehlungscharakter versehen kann, da das Thema Suspendierungen bundesgesetzliche Materie betrifft. Wir werden aber in Gespräche mit dem Bund treten, damit es in diesem Bereich zu gesetzlichen Neuregelungen kommt.“

Projekt Gewaltprävention in der Polytechnischen Schule
Eine weitere Maßnahme, die heute präsentiert wurde, stellt das vom Stadtschulrat und der Wiener Polizei gemeinsam entwickelte Präventionsprojekt für die Polytechnischen Schulen dar. Ausgehend davon, dass gerade die Polytechnische Schule als einjährige Schulform eine Vielzahl der sozialen Herausforderungen von Schule im großstädtischen Bereich in sich vereint, wurde hierfür ein spezielles Konzept erarbeitet.

Dieses umfasst:

  • Umsetzung der Initiative GEMEINSAM.SICHER: Gewaltprävention und die Aufgaben der SicherheitskoordinatorInnen bzw. Grätzl-PolizistInnen werden in Schulkonferenzen dargestellt. Jeder Standort setzt mit der Polizei ein Gewaltpräventionsprojekt um.
  • Suspendierungen: Verpflichtende Normverdeutlichung der Polizei bei suspendierten SchülerInnen; Einbindung der Schulpsychologie, der SchulsozialarbeiterInnen, PsychagogInnen und BeratungslehrerInnen; Vorladung der Erziehungsberechtigten
  • Zusätzliche Deutschförderung (additiv zum Regelunterricht) als Gewaltpräventionsmaßnahme.
  • Alle Schulen führen ein Projekt zur Drogenprävention durch.
  • Schulungsmaßnahmen zum Thema Rechtssicherheit durch die Pädagogische Hochschule.
  • Im Rahmen eines national geförderten Projektes namens AWID werden spezielle Methodologien entwickelt, die Radikalisierungstendenzen bei jungen Menschen entgegenwirken sollen. Im Projekt sind der Stadtschulrat für Wien sowie die Kinder- und Jugendanwaltschaft als sogenannte „Bedarfsträger“ involviert.

Himmer abschließend: „Der besondere Wert dieses zweiten Runden Tisches besteht darin, dass wir ganz konkrete Maßnahmen vorgestellt haben, die auch tatsächlich an den Schulen, bei SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern ankommen. Gleichzeitig wird uns das Thema Gewalt an Schulen weiter begleiten und wird es zusätzliche Projekte und Initiativen brauchen. Wir werden die kommenden Wochen dafür nützen, solche zusätzlichen Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Wichtig ist dabei aber auch, dass es – so wie bei diesem heutigen Runden Tisch – auch weiter einer Schulterschluss aller Akteure für die Bekämpfung von Gewalt an Schulen gibt.“

 

 

 

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