Wien (voeb) - Die Kreislaufwirtschaft ist das Gebot der Stunde, und österreichische Unternehmen sind Vorreiter.
Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket fordert allerdings hohe Recyclingquoten. Diese wird Österreich nur erreichen
können, wenn strukturelle Änderungen umgesetzt werden, sind sich Industrie und Ressourcenwirtschaft einig.
Sie gehen dank zahlreichen Best Practices mit gutem Beispiel voran. Davon profitieren Umwelt, Wirtschaft und die
Gesellschaft.
Kreislaufwirtschaft als Schlüssel zu einer nachhaltigen Ressourcenwirtschaft und damit verbunden die Notwendigkeit
eines höheren Einsatzes von Sekundärrohstoffen - das sind die zwei wichtigsten Aussagen des Verbands
Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) und der Industriellenvereinigung (IV), um dem EU-Kreislaufwirtschaftspaket
zu entsprechen. Anlässlich einer gemeinsamen Veranstaltung der beiden Institutionen präsentierten österreichische
Betriebe ihren ganz persönlichen Zugang zum derzeit hochaktuellen Thema Kreislaufwirtschaft. Sie alle eint
das Ziel, durch innovative Lösungen Ressourcen zu schonen. Sie produzieren beispielsweise Kunststoffe aus
Elektroaltgeräten, wertvolle Aluminium- und Kupfergranulate aus alten Kühlgeräten und hochwertiges
PET-Granulat aus alten Getränkeflaschen. In der Industrie ersetzen diese Sekundärrohstoffe zunehmend
Primärrohstoffe und helfen damit dem Ziel einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft näherzukommen. Die
Vorteile liegen auf der Hand: weniger Abfall, weniger Energieverbrauch, weniger CO2-Ausstoß und mehr Ressourcenschonung.
Kunststoffrecycling: Vier konkrete Forderungen
Österreich erreicht bereits heute die von der EU bis 2025 geforderten Recycling-Quoten bei Papier (85
%), Glas (86 %) oder Metall (87 %). Aufholbedarf herrscht beim Kunststoffrecycling: Hier schafft Österreich
nur 34 %, statt den bis 2025 geforderten 50 %. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt der VOEB vier konkrete Forderungen:
Ecodesign (Verwertung des Kunststoffes von Anfang an berücksichtigen), bessere Inputqualität (um sortenreine
Rezyklate herzustellen), höherer Einsatz von Sekundärrohstoffen (Maßnahmen zur Stärkung der
Nachfrage) sowie umfassende Informationskampagnen für die Öffentlichkeit (Bewusstsein für getrennte
Sammlung schärfen).
Erst kürzlich hat der zuständige Ausschuss des Europäischen Parlaments gefordert, den Einsatz eines
Mindestanteils von Kunststoff-Rezyklaten in Produkten zu prüfen. Konkret wird überlegt, dass der Anteil
bei Getränkeverpackungen bis 2025 mindestens 35 % betragen soll. VOEB-Präsident Hans Roth: "Für
den Wandel von einer linearen zu einer kreislaufgeführten Wirtschaft bedarf es sowohl Anreize seitens der
Politik als auch einer engen Vernetzung aller Akteure, von den Herstellern bis zu den Verbrauchern und Recyclingbetrieben."
Bessere Marktbedingungen für Sekundärrohstoffe
Abgesehen von Recyclingquoten muss, um die Ziele des EU-Kreislaufpakets zu erreichen, die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen
seitens der Industrie gestärkt werden. Roth: "Wir müssen die Akzeptanz der Recyclingrohstoffe und
das Bewusstsein nach den enormen ökologischen Vorteilen bei den Herstellern steigern. Die österreichischen
Recyclingbetriebe verfügen schon heute über das Know-how und die Technik, um Sekundärrohstoffe in
einer Qualität zu erzeugen, die den Ersatz von Neuware ermöglicht." Im EU-Raum könnte dadurch
der primäre Werkstoffeinsatz um 17 % bis 24 % reduziert werden. Für die europäische Industrie ergibt
sich dadurch ein Einsparungspotenzial in Höhe von 630 Mrd. Euro / Jahr bzw. 8 % ihres gesamten Jahresumsatzes.
Kreislaufwirtschaft als Chance begreifen
"Wir sollten die Kreislaufwirtschaft als Chance begreifen", ist auch DI Dieter Drexel, stv. Bereichsleiter
Infrastruktur, Transport, Ressourcen & Energie, Umwelt bei der Industriellenvereinigung, überzeugt. "Zahlreiche
österreichische Unternehmen beweisen schon heute, dass Kreislaufwirtschaft nicht als Selbstzweck betrachtet
wird, sondern als ein Ansatz sowohl für ökologisch verträgliche Produktion als auch für wirtschaftlichen
Erfolg. Als zukunftsfähiges Produktionskonzept hat eine umfassende Kreislaufwirtschaft das Potential wirtschaftliches
Wachstum mit den natürlichen Grenzen unserer Umwelt zu versöhnen." So verwertet zum Beispiel die
Energie AG Oberösterreich mit großem Erfolg Kühlgeräte: In der industriellen Rückproduktion
werden sie zu 90 % wieder verwertet, in dem sie in aufwendigen Prozessen in ihre Bestandteile zerlegt werden, um
daraus Materialen wie Kupfer- und Aluminiumgranulate, Eisen und technische Kunststoffe zu gewinnen.
Österreichische Umweltindustrie ist Vorreiter
Durch Forschung und Entwicklung, Innovation und Investitionen in High-Tech-Anlagen treibt die österreichische
Ressourcenwirtschaft die Entwicklung von Recycling schon lange voran. Bereits vor 18 Jahren fanden die Lafarge
Zementwerke mit der Saubermacher AG einen Partner, der ihre Abfälle übernimmt und aufbereitet. Dadurch
entstehen jährlich 117.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe, die zu über 1,2 Mio. CO2-Einsparung führen.
Josef Plank, Generalsekretär im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus: "Im Europavergleich
erleben wir in Österreich, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur bloß ein Lippenbekenntnis bleibt, sondern
tatsächlich vielerorts gelebt und weiterentwickelt wird. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen,
dass Ressourcen verantwortungsvoller genutzt werden, ganz im Sinne eines besseren Lebens für uns alle."
Beteiligte Unternehmen
- Gojer Kärntner Entsorgungsdienst GmbH mit MAHLE Filtersysteme
Austria GmbH
- Waste Service Austria GmbH mit Allnex Austria GmbH und EPCOS
OHG
- Müller-Guttenbrunn Gruppe mit Flex Ltd und Trodat GbmH
- Energie AG Oberösterreich Umweltservice GmbH und USG
Umwelt-Service GmbH
- PET to PET Recycling Austria GmbH
- Alpla - PET Recycling Team GmbH
- Saubermacher Dienstleistungs AG, Magna Steyr Fahrzeugtechnik
AG & CO KG und Lafarge GmbH
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