Erster Streckenabschnitt zwischen Ebelsberg und voestalpine möglich – Realisierung könnte
binnen drei Jahren erfolgen
Linz (stadt) - Seilbahnen haben auch als städtische Nahverkehrsmittel Zukunft. In den bolivianischen
Großstädten La Paz und El Alto nutzen täglich durchschnittlich 230.000 Fahrgäste ein aus acht
Linien bestehendes Seilbahn-Streckennetz. Die Stadt Linz verfolgt diesen Trend mit großem Interesse und hat
daher heuer bei der Wiener BAUCON ZT GmbH eine Machbarkeitsstudie für eine Linzer Stadtseilbahn in Auftrag
gegeben. Die Fachleute schlagen den Bau einer 8,4 Kilometer langen Seilbahnverbindung zwischen dem Bahnhof Ebelsberg
und der künftigen Hafencity mit einer Verlängerungsoption bis zum Pleschinger See (1,6 Kilometer) vor.
Als erste Etappe könnte ein 3,5 Kilometer langer Streckenabschnitt vom Bahnhof Ebelsberg bis zum Werksgelände
der voestalpine entstehen. Die Verlängerung um 4,9 Kilometer via Bahnhof Franckstraße soll bis zum Hafen
verlaufen. Der dritte und letzte Abschnitt mit einer Länge von 1,7 Kilometer soll bis zum Pleschinger See
reichen. Die Planungs- und Bauzeit für den ersten und zweiten Abschnitt beträgt jeweils zirka drei Jahre.
Für die letzte Etappe werden zwei Jahre erwartet. Alle Bauabschnitte könnten aber auch parallel abgewickelt
werden, das würde zu einer wesentlichen Reduktion der Realisierungszeit führen. Mit den bis zu 35 Personen
fassenden Kabinen der 3-Seil-Bahn (zwei Tragseile, ein Zugseil) ließen sich je Fahrtrichtung pro Stunde 5.500
Passagiere befördern. Die Reisegeschwindigkeit beträgt 29 Kilometer pro Stunde. Im Vergleich würde
eine Straßenbahn mit einem dichten fünf Minuten Takt lediglich knapp 3.000 Passagiere transportieren
können.
„Das Seilbahnprojekt würde den städtischen Haushalt überfordern und ohne Beteiligung des Bundes
und des Lande nicht möglich sein. Für die Grazer Mur-Seilbahn wurde vom Bund eine Kostenbeteiligung von
50 Prozent in Aussicht gestellt. Wenn dies auch für Linz gilt – ohne dass es bereits konkrete Gespräche
in dieser Richtung gab – könnte mit einer 50:25:25 Finanzierung aus dem Seilbahnplan Realität werden.
Stadt und Land müssten jeweils 70 Millionen Euro aufbringen. Beim wesentlich günstigeren Einseilumlaufsystem
würden sich (bei gleichem Kostenschlüssel) die städtischen Kosten mit 44 Mio. Euro zu Buche schlagen“,
erläutern Bürgermeister Klaus Luger und Infrastrukturstadtrat Markus Hein.
„Ich sehe hier die große Chance, den innerstädtischen Verkehr in Linz mit einer sehr umweltfreundlichen
Seilbahn zu entlasten“, unterstreicht BAUCON-Geschäftsführer DI Dr. Hans-Georg Leitner die Bedeutung
des Projekts.
Erster Streckenabschnitt: Bahnhof Ebelsberg bis voestalpine
Den südlichen Ausgangspunkt des ersten Streckenabschnitts (3,5 Kilometer) bildet eine 35 Meter hohe Station
beim Bahnhof Ebelsberg. Von dort geht es über eine 80 Meter hohe Stütze zur 600 Meter entfernten Station
(Höhe: 55 Meter) des Wohngebietes auf dem früheren Kasernengelände. Der nächste Haltepunkt
(Höhe: 80 Meter) befindet sich in der Nähe des Werksgeländes der Linz Textil AG an der Wiener Straße.
Die Station voestalpine im Südwesten des Werkgeländes ragt 100 Meter in die Höhe.
Zweiter Streckenabschnitt: voestalpine bis Hafencity
Ebenfalls 100 Meter hoch ist die Haltestelle beim Bahnhof Franckstraße (nahe Chemiepark). Weiter geht die
Fahrt auf dem 4,9 Kilometer langen zweiten Streckenabschnitt über die Station Industriezeile (nahe Cineplexx)
bis zur Endhaltstelle beim Posthof.
Optionaler dritter Streckenabschnitt: Hafencity bis Pleschinger See
Der dritte Abschnitt (1,6 Kilometer) könnte die Hafencity mit dem Park and Ride-Parkplatz beim Pleschinger
See verbinden.
40.000 bis 45.000 Fahrgäste pro Tag erwartet
Die Abschätzung des Fahrgastpotentials erfolgte auf der Basis der Verkehrserhebung 2012. Der Streckenverlauf
berücksichtigt die Verteilung der Wohnbevölkerung und des Arbeitsplatzangebotes ebenso wie die Anbindung
öffentlicher Verkehrsmittel. Das attraktive Seilbahnangebot soll unter anderem Bahn-Pendler motivieren, nicht
bis zum Linzer Hauptbahnhof zu fahren, sondern für die Fahrt in das Industriegebiet beim Bahnhof Ebelsberg
umzusteigen. Von den pro Tag erwarteten 40.000 bis 45.000 Fahrgästen entfallen etwa 16.000 auf Pendlerströme
sowie 11.000 auf Linzer. Das Fahrgastpotential der geplanten Siedlungen im Linzer Süden hat BAUCON mit täglich
5.000 bis 10.000 berechnet. Auch für Touristen wäre eine Fahrt mit der Stadtseilbahn attraktiv.
3-Seil-Umlaufbahn als Ferrari unter den Seilbahnen
Für die Wahl eines 3-Seil-Umlaufbahnsystems sprechen wesentliche Vorteile. Im Vergleich zu Einseilumlaufbahnen
(EUB) wie in La Paz / El Alto (realisiert von der Vorarlberger Firma Doppelmayr) sind deutlich weniger Stützen
erforderlich. Der Abstand kann bis zu einem Kilometer betragen, so dass zwischen Ebelsberg und Hafencity nur sechs
dieser Trägerkonstruktionen benötigt werden. Für den letzten Abschnitt müsste eine weitere
Stütze im Bereich des Winterhafens entstehen. Einen zusätzlichen Pluspunkt stellt die Betriebssicherheit
bei Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Kilometer pro Stunde dar. Die Kabinen sind größer und ermöglichen
ein bequemes Ein- und Aussteigen. Die Linzer Stadtseilbahn wäre ungefähr so lang wie die heuer in Betrieb
genommene 3-Seil-Umlaufbahn „Fansipan Legend“, die zwei vietnamesische Ferieninseln verbindet.
Die Studie hat aber auch die Machbarkeit der wesentlich kosteneffizienteren EUB bestätigt. In der Errichtung
würde dieses System wesentlich günstiger sein. Im Betrieb müssen aber bei der Kapazität und
beim Komfort Abstriche gemacht werden. Die laufenden Kosten für Betrieb, Personal und Wartung würden
sich auf lediglich sieben Millionen Euro pro Jahr für den gesamten fast zehn Kilometer langen Abschnitt belaufen.
Sicherheitsabstände erfordern hohe Stützen und Stationen
Die meist 100 Meter hohen Stützen sorgen für einen Mindestabstand von 15 bis 30 Metern zwischen den Gondeln
und den Bauwerken unter der Seilbahntrasse. Auch die mit Liften ausgestatteten neun Stationen sind mit Ausnahme
der Endpunkte Pleschinger See und Ebelsberg bis zu 100 Meter hoch. Sie wären auch attraktive Standorte von
Gastronomiebetrieben. Es ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass die tatsächlichen Höhen nach Maßgabe
der örtlichen Lage im Einzelfall noch näher zu betrachten sein werden und auch geringer ausfallen können.
Bis zu 167 Kabinen für 35 Personen beim 3S-System
Die klimatisierten und mit WLAN ausgestatteten Seilbahnkabinen fassen bis 35 Personen und ermöglichen auch
den Transport von Kinderwägen und Fahrrädern. Sie werden in den Stationen sanft beschleunigt und dann
mit den beiden Tragseilen (Durchmesser: 58 Millimeter) und dem Zugseil (45 Millimeter) verbunden. Die Rollen der
Gondeln sind mit Generatoren für die individuelle Stromversorgung gekoppelt. Der erste Abschnitt erfordert
64 Kabinen, der zweite 80 und der dritte 23.
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