Wie wichtig ist den ÖsterreicherInnen die Arbeit?

 

erstellt am
16. 10. 18
13:00 MEZ

ForscherInnen zeigen den Wertewandel der letzten 30 Jahre auf
Graz (universität) - Die Arbeit gehört neben Familie und Partnerschaft zu den wichtigsten Lebensbereichen, daran hat sich in den letzten drei Jahrzehnten nichts geändert. Allerdings ist der Anteil der Menschen, die sie als sehr wichtig oder wichtig einstufen, von 86 auf 63 Prozent gesunken, während Freizeit und FreundInnen deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Dies ist ein Ergebnis der umfassenden Trendstudie Sozialer Survey Österreich, die unter dem Titel „Sozialstruktur und Wertewandel in Österreich. Trends 1986–2016“ kürzlich im Verlag Springer VS erschienen ist. Der Sammelband entstand in Zusammenarbeit von ForscherInnen aus Graz, Innsbruck, Linz und Wien.

In Bezug auf die Arbeit haben die AutorInnen einige neue Befunde erhoben: „Österreich weist im europäischen Vergleich heute eine hohe Beschäftigungsquote auf, wobei die Erwerbsquote von Frauen seit den 1980er-Jahren von 50 auf 72 Prozent gestiegen ist. Ein Spezifikum in Österreich – und nur mit den Niederlanden vergleichbar – ist die hohe Teilzeitquote der Frauen von 47 Prozent“, berichtet Franz Höllinger vom Institut für Soziologie der Universität Graz, der an der Studie beteiligt war. Zentraler Aspekt im Zusammenhang mit der Arbeitszeit ist die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit, Familie und Privatleben. Dabei haben sich die Arbeitszeitwünsche in den letzten 30 Jahren aber wenig verändert. „Die meisten Befragten sind mit der Arbeitszeit zufrieden; ihr Anteil ist von 68 Prozent (1986) auf 72 Prozent (2016) sogar leicht gestiegen“, so Höllinger. Mehr arbeiten möchten 22 Prozent. Nur sechs Prozent wünschen sich eine kürzere Arbeitszeit. Bei den Vollzeitbeschäftigten hat der Wunsch nach einer Arbeitszeitreduktion etwas abgenommen. Die Vermutung, dass Teilzeitbeschäftigte gerne mehr arbeiten würden, lässt sich anhand der Erhebung nicht bestätigen. Insbesondere Frauen mit Kindern seien mit dieser Lösung sehr zufrieden. „Die Arbeits- und Berufszufriedenheit ist in Österreich generell hoch, allerdings wird Stress zunehmend als belastende Bedingung genannt“, ergänzt Höllinger. 2016 machten bereits 45 Prozent der Befragten diese Angabe, dreißig Jahre früher waren es nur 36 Prozent. „Stresserfahrungen am Arbeitsplatz stehen mit einem reduzierten gesundheitlichen Befinden in Zusammenhang“, sagt der Soziologe.

Neben den Einstellungen zur Arbeit analysiert der Sammelband viele weitere Veränderungen der Lebensbedingungen und Wertorientierungen vor dem Hintergrund des gesamtgesellschaftlichen Strukturwandels, bedingt durch die Digitalisierung und Globalisierung, die Entwicklung von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft sowie durch die großen politischen Veränderungen durch den Fall des Eisernen Vorhangs und den Beitritt zur EU. Themenfelder sind unter anderem Bildungs-und Aufstiegschancen, soziale Ungleichheit, Familie, Partnerschaft, Politik und Gesellschaft.

Sozialstruktur und Wertewandel in Österreich. Trends 1986-2016
Bacher, J., Grausgruber, A., Haller, M., Höllinger, F., Prandner, D., Verwiebe, R. (Hrsg.)
Springer VS
https://www.springer.com/de/book/9783658210809

 

 

 

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