Industriekonjunktur in Österreich
 weiter besser als in der Eurozone

 

erstellt am
29. 10. 18
13:00 MEZ

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex, signalisiert ein kräftiges Wachstum der verarbeitenden Industrie in Österreich, trotz Rückgangs im Oktober auf 53,8 Punkte
Wien (bank austria) - Der seit mittlerweile 4,5 Jahren andauernde Aufschwung der österreichischen Industrie verliert im Herbst 2018 weiter an Tempo. „Seit dem Jahreswechsel 2017/18 verlangsamt sich die Industriekonjunktur in Österreich kontinuierlich. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Oktober erneut gesunken und liegt mit aktuell 53,8 Punkten mittlerweile sogar um mehr als 10 Punkte unter dem Wert vom Dezember. Allerdings überschreitet der Indikatorwert weiterhin klar den langfristigen Durchschnitt und liegt klar über 50 Punkten, womit er weiterhin ein Wachstum gegenüber dem Vormonat signalisiert“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Nachlassende Auslandsnachfrage dämpft mittelfristig Aussichten für Österreichs Industrie
Die Verlangsamung der Industriekonjunktur ist nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa zu beobachten. In der Eurozone ist der vorläufige Einkaufsmanagerindex im Oktober von 53,2 auf 52,1 Punkte gesunken, gedrückt vom synchronen Rückgang in den zwei größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich auf 52,3 bzw. 51,2 Punkte. „In ganz Europa verliert die verarbeitende Industrie diesen Herbst an Schwung. Dafür gibt es einen gemeinsamen Grund. Die Neuaufträge aus dem Ausland, die in der Eurozone seit Mitte 2013 für Konjunkturunterstützung sorgten, haben nachgelassen und waren im Oktober 2018 sogar erstmals geringer als im Monat davor“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Industriekonjunktur in Österreich läuft etwas besser als in der Eurozone insgesamt, dennoch spüren mittlerweile auch die exportorientierten österreichischen Betriebe die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland deutlich.“

Rückläufiges Exportgeschäft
Die seit dem Frühjahr nachlassende Nachfrage aus dem Ausland gipfelte im Oktober in einem leichten Rückgang der Exportaufträge gegenüber dem Vormonat. „Das Neugeschäft aus dem Ausland entwickelte sich im Oktober so schlecht, wie zuletzt vor zwei Jahren. Wie schon in den Monaten davor haben wohl der zunehmende Protektionismus im globalen Handel, die vermehrten geopolitischen Spannungen und die Konjunkturverlangsamung in vielen Emerging Markets die Nachfrage gebremst. Allerdings dürften temporäre Faktoren, wie die Auslieferprobleme in der Autoindustrie durch die neuen Abgastests den Trend im Oktober überzeichnet haben“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Dank der weiterhin zunehmenden Aufträge aus dem Inland blieb die Auftragslage insgesamt fast unverändert gegenüber September. Angesichts der anhaltend günstigen Auftragslage und der bestehenden hohen Auftragsrückstände haben die österreichischen Betriebe im Oktober das Tempo der Produktionsausweitung unverändert beibehalten. Der Produktionsindex erreichte erneut 53,5 Punkte. Die Ausweitung der Produktion war nicht stark genug, um bei der gegebenen Auftragsentwicklung einen weiteren Anstieg der Auftragsrückstände zu verhindern. Allerdings fiel das Plus so gering aus, wie zuletzt vor genau zwei Jahren.

2018 bringt höchsten Beschäftigtenstand in der Sachgüterindustrie seit Mitte der 1990er Jahre
Trotz weitgehend stabiler Auftragsentwicklung und Produktionsausweitung haben die heimischen Industriebetriebe im Oktober weniger neue Jobs geschaffen als im Vormonat. Der Teilindex für die Beschäftigung ist auf 55,8 Punkte gesunken, liegt damit jedoch noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt und weist somit auch im laufenden Herbst auf ein kräftiges Beschäftigungsplus in der Industrie hin. „Die heimische Industrie ist 2018 der Jobmotor der österreichischen Wirtschaft und kann gleich drei Erfolge für sich verbuchen. Zum einen steigt die Beschäftigung im Gesamtjahr voraussichtlich um mehr als 3 Prozent und damit überdurchschnittlich stark an. Damit werden fast 20.000 neue Jobs entstehen. Zum anderen wird die heimische Industrie mit fast 620.000 Beschäftigten einen neuen Rekordstand seit Mitte der 1990er Jahre erreichen. Und nicht zuletzt wird die Arbeitslosenquote im Sektor auf 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2018 sinken und damit nur halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft sein“, erwartet Pudschedl.

Weiterhin gute Aussichten, doch steigende Wachstumsrisiken
Trotz der Verlangsamung der Industriekonjunktur, die sich auch im Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex seit Jahresbeginn widerspiegelt, befindet sich die heimische Industrie immer noch auf einem kräftigen Wachstumskurs. Die Auftragslage ist gut, die Produktion wird kräftig ausgeweitet und die Beschäftigung steigt deutlich. Auch die Preisentwicklungen unterstreichen die gute Konjunkturlage. Die Einkaufspreise steigen angesichts knapper Rohstoffe und Vormaterialien weiterhin stark und die Nachfrage ist kräftig genug, um die höheren Kosten auf die Verkaufspreise zu übertragen.

Doch beinahe alle Teilergebnisse der aktuellen Umfrage sind schwächer als im Vormonat ausgefallen. Insbesondere die nachlassende Exportnachfrage – wenn auch voraussichtlich temporär durch die Probleme in der Autoindustrie in Zusammenhang mit den neuen Abgastests überzeichnet – trübt den unmittelbaren Ausblick. Andererseits hat sich das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen im Vergleich zu den Vormonaten wieder etwas erhöht. Die Verkaufslager reichen nicht aus, um die einkommenden Aufträge ohne weitere Produktionssteigerungen in den kommenden Monaten erfüllen zu können.

„Wir sind optimistisch, dass die Industrie mit einem soliden Jahresausklang unsere Wachstumsprognose von 5 Prozent real für 2018 erreichen und damit auch eine höhere Dynamik als im Jahr 2017 verbuchen kann“, so Bruckbauer. Für 2019 sind die Aussichten weiterhin durch politische aber auch durch sich verstärkender protektionistische Trends im globalen Handel belastet. Der im Rahmen der Umfrage ermittelte Index für den Jahresausblick hat sich gegenüber dem Vormonat deutlich auf 52,7 Punkte abgeschwächt und erreicht damit den niedrigsten Wert seit Anfang 2015. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen derzeit von einem mit rund 3 Prozent geringerem Industriewachstum als 2018 aus.

 

 

 

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