UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex, signalisiert ein kräftiges Wachstum der verarbeitenden
Industrie in Österreich, trotz Rückgangs im Oktober auf 53,8 Punkte
Wien (bank austria) - Der seit mittlerweile 4,5 Jahren andauernde Aufschwung der österreichischen Industrie
verliert im Herbst 2018 weiter an Tempo. „Seit dem Jahreswechsel 2017/18 verlangsamt sich die Industriekonjunktur
in Österreich kontinuierlich. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Oktober erneut gesunken
und liegt mit aktuell 53,8 Punkten mittlerweile sogar um mehr als 10 Punkte unter dem Wert vom Dezember. Allerdings
überschreitet der Indikatorwert weiterhin klar den langfristigen Durchschnitt und liegt klar über 50
Punkten, womit er weiterhin ein Wachstum gegenüber dem Vormonat signalisiert“, meint UniCredit Bank Austria
Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Nachlassende Auslandsnachfrage dämpft mittelfristig Aussichten für Österreichs Industrie
Die Verlangsamung der Industriekonjunktur ist nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa zu beobachten.
In der Eurozone ist der vorläufige Einkaufsmanagerindex im Oktober von 53,2 auf 52,1 Punkte gesunken, gedrückt
vom synchronen Rückgang in den zwei größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich auf 52,3
bzw. 51,2 Punkte. „In ganz Europa verliert die verarbeitende Industrie diesen Herbst an Schwung. Dafür gibt
es einen gemeinsamen Grund. Die Neuaufträge aus dem Ausland, die in der Eurozone seit Mitte 2013 für
Konjunkturunterstützung sorgten, haben nachgelassen und waren im Oktober 2018 sogar erstmals geringer als
im Monat davor“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Industriekonjunktur in Österreich läuft etwas
besser als in der Eurozone insgesamt, dennoch spüren mittlerweile auch die exportorientierten österreichischen
Betriebe die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland deutlich.“
Rückläufiges Exportgeschäft
Die seit dem Frühjahr nachlassende Nachfrage aus dem Ausland gipfelte im Oktober in einem leichten Rückgang
der Exportaufträge gegenüber dem Vormonat. „Das Neugeschäft aus dem Ausland entwickelte sich im
Oktober so schlecht, wie zuletzt vor zwei Jahren. Wie schon in den Monaten davor haben wohl der zunehmende Protektionismus
im globalen Handel, die vermehrten geopolitischen Spannungen und die Konjunkturverlangsamung in vielen Emerging
Markets die Nachfrage gebremst. Allerdings dürften temporäre Faktoren, wie die Auslieferprobleme in der
Autoindustrie durch die neuen Abgastests den Trend im Oktober überzeichnet haben“, meint UniCredit Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl.
Dank der weiterhin zunehmenden Aufträge aus dem Inland blieb die Auftragslage insgesamt fast unverändert
gegenüber September. Angesichts der anhaltend günstigen Auftragslage und der bestehenden hohen Auftragsrückstände
haben die österreichischen Betriebe im Oktober das Tempo der Produktionsausweitung unverändert beibehalten.
Der Produktionsindex erreichte erneut 53,5 Punkte. Die Ausweitung der Produktion war nicht stark genug, um bei
der gegebenen Auftragsentwicklung einen weiteren Anstieg der Auftragsrückstände zu verhindern. Allerdings
fiel das Plus so gering aus, wie zuletzt vor genau zwei Jahren.
2018 bringt höchsten Beschäftigtenstand in der Sachgüterindustrie seit Mitte der 1990er Jahre
Trotz weitgehend stabiler Auftragsentwicklung und Produktionsausweitung haben die heimischen Industriebetriebe
im Oktober weniger neue Jobs geschaffen als im Vormonat. Der Teilindex für die Beschäftigung ist auf
55,8 Punkte gesunken, liegt damit jedoch noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt und weist somit
auch im laufenden Herbst auf ein kräftiges Beschäftigungsplus in der Industrie hin. „Die heimische Industrie
ist 2018 der Jobmotor der österreichischen Wirtschaft und kann gleich drei Erfolge für sich verbuchen.
Zum einen steigt die Beschäftigung im Gesamtjahr voraussichtlich um mehr als 3 Prozent und damit überdurchschnittlich
stark an. Damit werden fast 20.000 neue Jobs entstehen. Zum anderen wird die heimische Industrie mit fast 620.000
Beschäftigten einen neuen Rekordstand seit Mitte der 1990er Jahre erreichen. Und nicht zuletzt wird die Arbeitslosenquote
im Sektor auf 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2018 sinken und damit nur halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft
sein“, erwartet Pudschedl.
Weiterhin gute Aussichten, doch steigende Wachstumsrisiken
Trotz der Verlangsamung der Industriekonjunktur, die sich auch im Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex
seit Jahresbeginn widerspiegelt, befindet sich die heimische Industrie immer noch auf einem kräftigen Wachstumskurs.
Die Auftragslage ist gut, die Produktion wird kräftig ausgeweitet und die Beschäftigung steigt deutlich.
Auch die Preisentwicklungen unterstreichen die gute Konjunkturlage. Die Einkaufspreise steigen angesichts knapper
Rohstoffe und Vormaterialien weiterhin stark und die Nachfrage ist kräftig genug, um die höheren Kosten
auf die Verkaufspreise zu übertragen.
Doch beinahe alle Teilergebnisse der aktuellen Umfrage sind schwächer als im Vormonat ausgefallen. Insbesondere
die nachlassende Exportnachfrage – wenn auch voraussichtlich temporär durch die Probleme in der Autoindustrie
in Zusammenhang mit den neuen Abgastests überzeichnet – trübt den unmittelbaren Ausblick. Andererseits
hat sich das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen im Vergleich zu den Vormonaten
wieder etwas erhöht. Die Verkaufslager reichen nicht aus, um die einkommenden Aufträge ohne weitere Produktionssteigerungen
in den kommenden Monaten erfüllen zu können.
„Wir sind optimistisch, dass die Industrie mit einem soliden Jahresausklang unsere Wachstumsprognose von 5 Prozent
real für 2018 erreichen und damit auch eine höhere Dynamik als im Jahr 2017 verbuchen kann“, so Bruckbauer.
Für 2019 sind die Aussichten weiterhin durch politische aber auch durch sich verstärkender protektionistische
Trends im globalen Handel belastet. Der im Rahmen der Umfrage ermittelte Index für den Jahresausblick hat
sich gegenüber dem Vormonat deutlich auf 52,7 Punkte abgeschwächt und erreicht damit den niedrigsten
Wert seit Anfang 2015. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen derzeit von einem mit rund 3 Prozent
geringerem Industriewachstum als 2018 aus.
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