Kardinal im "Kathpress"-Interview in Rom: Jugendsynode "die beste", die
er bisher erlebt hat - "Bei Missbrauch darf es keinerlei Toleranz geben"
Vatikanstadt/Wien (kap) - "Dass die Beteiligung von Frauen bei einer Synode größer werden
muss, darüber besteht - so glaube ich - große Einmütigkeit." - Das hat Kardinal Christoph
Schönborn am 26. Oktober im "Kathpress"-Interview in Rom betont. Zur ebenfalls diskutierten
Frage, wer abstimmungsberechtigt sein soll, meinte der Kardinal wörtlich: "Die Synode ist eine Bischofssynode.
In dieser Form hat Papst Paul VI. sie eingesetzt. Natürlich gibt es andere Formen von Synodalität - etwa
in Diözesen. Die Frage der Abstimmung durch Nicht-Bischöfe ist, weil es eben eine Bischofssynode ist,
ein offenes Thema." Mit dem Instrument einer Vorsynode habe Papst Franziskus die Beteiligung anderer Personengruppen,
vor allem der Betroffenen, aber schon verbessert.
Insgesamt sei die am 28. Oktober zu Ende gehende Jugendsynode "die beste" gewesen, die er bisher erlebt
habe. Das habe vor allem an den offenen Erfahrungsberichten der jugendlichen Auditoren gelegen. "Es ist am
meisten gelacht worden, es war ein unglaublich herzliches Klima. Allein die Tatsache, dass 270 Bischöfe aus
aller Welt drei Wochen lang jungen Menschen zuhören, ist für mich modellhaft", so der Kardinal,
der bereits an fünf Bischofssynoden teilgenommen hat.
Zum Thema Missbrauch unterstrich Schönborn: "Das ist überall ein Thema. Nicht hinzuschauen, hilft
nicht." Das Thema werde auch im Schlussdokument "vermutlich gut, klar und deutlich" angesprochen
werden. Sich genau jetzt damit zu befassen, halte er für völlig richtig: "Eine solche Synode, bei
der es auch um die richtige Begleitung junger Menschen geht, gehört zur Behandlung des Problems".
In der Kirche werde weltweit unendlich viel gute Jugendarbeit gemacht, "sie ist Medizin gegen den Missbrauch".
Gleichzeitig sei klar: "Bei Missbrauch darf es keinerlei Toleranz geben".
Zu anderen kontroversen Themen sagte Schönborn: "Es ist heute möglich, unbeschwerter über Jugend
und Sexualität zu sprechen. Gleichzeitig nimmt die Engführung auf Sexualität die Realität von
Jugendlichen viel zu eng wahr." Es gehe um Beziehung und Beziehungsfähigkeit, "darum, Partnerschaft
zu lernen". Darauf müsste mehr Gewicht gelegt werden.
Auswirkungen der Synode
Zu den genauen Auswirkungen der Synode könne er jetzt noch nichts sagen, so Schönborn weiter. Es werde
sicher einen nachsynodalen Prozess geben - in einzelnen Ländern, Diözesen, aber auch weltweit. So habe
auch die Familiensynode "tiefgreifend einiges verändert". "Es ändert sich der Blick auf
Lebenssituationen", so Schönborn.
Die seit dem 3. Oktober in Rom tagende Bischofsversammlung geht am Sonntag zu Ende. Am Samstag sollen die teilnehmenden
270 Bischöfe über ein gut 40 Seiten starkes Abschlussdokument abstimmen, das die Ergebnisse ihrer Beratungen
zusammenfasst. An diesen Beraten waren zusätzlich knapp 50 meist jugendliche Auditoren sowie weitere Experten
beteiligt; diese durfen mitdebattieren, haben aber kein Stimmrecht.
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