LH Kaiser: Den Opfern ihre Identität zurückgeben, Menschen aufrütteln und in
die Zukunft blicken
Klagenfurt (lpd) - Am Friedhof Klagenfurt-Annabichl wurde am Nationalfeiertag in Anwesenheit von Landeshauptmann
Peter Kaiser, die Gedenkfeier von Memorial Kärnten-Koroška (MKK) abgehalten. Der Verein versteht sich als
Plattform gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus. Das Gedenken an die Opfer und
aktuelle Herausforderungen im friedlichen Österreich waren im Mittelpunkt der Reden. Als Festredner stand
der Kärntner Autor Felix Kucher auf der Bühne, dessen zweiter Roman »Kamnik« die Vertreibung
und Vernichtung seit der Machtergreifung der NSDAP aufgreift und mit der Migration zweier Kärntner in Argentinien
verknüpft. Das Erinnern an Verfolgung und Vernichtung bis 1945 thematisierte auch eine Schülergruppe
des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Gymnasiums.
Als bemerkenswert lobte der Landeshauptmann Kuchers Rede und die Aufrufe aller Anderen auf der Bühne, sich
zur richtigen Haltung auch zu bekennen. Eine klare antifaschistische Haltung sei vor 100 Jahren bei der Entstehung
der Republik Österreich so wichtig gewesen wie heute. „Mit zahlreichen Gedenkinitiativen konnte in Kärnten
vielen Opfern des Nationalsozialismus jene Identität wiedergegeben werden, die man ihnen damals genommen hatte“,
unterstrich Kaiser die Notwendigkeit des Gedenkens. Die Entwicklung Österreichs war laut Kaiser eine Erfolgsgeschichte
in der es der Bevölkerung Schritt für Schritt besser gegangen ist. Doch die Erfolgsgeschichte beginne
zu bröckeln. „Strömungen die nach Sündenböcken suchen, die Flucht und Hilfe verwehren bringen
unser solidarisches Gemeinsame zwar noch nicht ins Wanken, es sind aber Risse bemerkbar“, warnte der Landeshauptmann
und begrüßte daher jene Personen, die im Rahmen von Veranstaltungen wie der heutigen versuchen, die
Menschen aufzurütteln. Der Nationalfeiertag sei ein guter Tag um ihren Worten noch genauer zuzuhören.
„Nutzen wir diesen Tag aber auch, um nach vorne zu blicken“, betonte Kaiser am Ende seiner Rede.
„Freiheit, Demokratie und Toleranz sind sehr fragil – das würden die vielen Namen der Naziopfer beweisen“,
so Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz und betonte: „Wir ehren daher diese Menschen, wenn
wir unsere Demokratie verteidigen.“ Kucher erscheint der Widerstand gegen die heute aufkommenden Strömungen
oftmals zu zaghaft. „Lassen wir nicht zu, dass sie Überhand bekommen“, rief der Kärntner Autor auf.
Für die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier zeichneten sich Ali Gaggl & Primus Sitter verantwortlich.
Alexander Petritz, der kürzlich gewählte Vorstand des Erinnerungsvereins MKK, freute sich, zahlreiche
Vertreter des öffentlichen Lebens in Kärnten und darüber hinaus begrüßen zu dürfen.
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