Bei den Glasfaseranschlüssen bis ins Haus hat Österreich noch Luft nach oben. Aber
warum ist das so? Die RTR antwortet mit Hintergrundinformationen und neuen Zahlen.
Wien (rtr) - „Rund 261.200 österreichischen Haushalten und Unternehmensstandorten steht ein Glasfaseranschluss
bis in die eigenen vier Wände zur Verfügung bzw. könnte dieser rasch hergestellt werden,“ sagt Telekom-Regulator
Johannes Gungl. Aber nur jeder Fünfte nutzt ihn auch (rund 56.800 oder 22 Prozent). Das zeigt eine Erhebung
der RTR, die sie jetzt in ihrem neuen Bericht „Internetanschlüsse über Glasfaser in Österreich:
Status Quo und Ausblick“ veröffentlicht.
Dazu fragte sie zu den vorhandenen Zahlen zusätzlich Daten von insgesamt 85 Unternehmen und Gemeinden zum
Stichtag 31. März 2018 ab. Im Detail ging es um die Verfügbarkeit und Nutzung von Glasfaser bis in den
Haushalt (Fibre to the Home - FTTH) bzw. bis in das Gebäude (Fibre to the Building – FTTB); jeweils gleichermaßen
für private Standorte und Unternehmensstandorte.
Noch geringer als bei FTTH fallen die Zahlen beim Anschluss bis zur Hausmauer aus. Rund 81.000 Haushalte könnten
so angeschlossen werden, nur etwa 14.500 nutzen die schnelle Verbindung aber tatsächlich (18 Prozent). Insgesamt
lag die FTTB/H-Netzabdeckung damit bei ca. 340.000 Haushalten und Unternehmensstandorten, was einer Abdeckung von
7,4 Prozent entspricht.
Geringe Nachfrage und Zahlungsbereitschaft
Diese Zahlen zeigen zwei Dinge: Der Versorgungsgrad mit FTTB/H ist gering. Gleichzeitig ist auch die Nachfrage
bzw. Zahlungsbereitschaft nach Glasfaser und großen Bandbreiten niedrig. Im EU-Vergleich belegt Österreich
eine Platzierung im unteren Drittel bei genutzten Breitbandanschlüssen mit einer Downloadrate größer
gleich 30 Mbit/s. Und das obwohl hohe Bandbreiten bereits dank NGA-Technologien in Kupfer- oder Kabelnetzen meist
erhältlich wären. Österreich rangiert bei dieser Versorgung mit Next-Generation-Access im EU-Vergleich
im oberen Drittel.
Grund für die geringe Nachfrage dürfte die deutliche Preisdifferenzierung nach Bandbreite sein, die von
den meisten Betreibern in Österreich betrieben wird. „Da hohe Bandbreiten für Kundinnen und Kunden in
der Regel deutlich teurer sind als geringere, haben sie einen starken Anreiz nur die Bandbreite nachzufragen, die
sie tatsächlich brauchen. Und das überschreitet offenbar kaum die 30 Mbit/s,“ sagt Gungl. Daneben gibt
es eine gute Versorgung mit Mobilfunknetzen, die vielfach ebenfalls für breitbandigen Internetzugang genutzt
werden.
Teurer Ausbau
70 bis 90 Prozent der Ausbaukosten verschlingen Grabungsarbeiten. In Österreich gibt es nur wenige Leerrohre,
um Kabel einzuziehen oder einzublasen wie etwa in Portugal, Spanien oder Litauen. Luftverkabelung wie in Rumänien
oder Lettland ist in Österreich stark beschränkt oder verboten. Hinzu kommen die nachteilige Bodenbeschaffenheit
und die ungünstige Verteilung der Bevölkerung. Johannes Gungl zieht einen Vergleich: „In den Niederlanden
macht der sandige Boden den Ausbau leichter, in Island ist es die Konzentration der Bevölkerung auf die Hauptstadt
Reykjavik.“
Derzeit werden in Österreich die alten Kupferkabel vom Inneren des Netzes aus nach und nach durch Glasfaser
ersetzt und die neue Technologie damit immer näher zum Endkunden gebracht. Allerdings ist Glasfaser bis zum
Kabelverzweiger auf der Straße („Fibre to the Cabinet“– FTTC) nur als Zwischenschritt zu verstehen. Noch
kann die derzeit geringe Nachfrage nach hohen Bandbreiten durch FTTC in Verbindung mit modernen NGA-Technologien
wie „VDSL Vectoring“ und „G.fast“ gestillt werden. Langfristig ist davon auszugehen, dass der steigende Breitbandbedarf
nur mit FTTB/H zu decken ist.
Ausblick
Telekom-Regulator Johannes Gungl sieht den Glasfaserausbau in festen und mobilen Netzen und somit die Abdeckung
mit schnellen Internetanschlüssen im zentralen Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft: „Den weiteren FTTH/B-Ausbau
sollten daher zusätzliche Förderprogramme durch die öffentliche Hand und das Ermöglichen von
Teilen der Infrastruktur sicherstellen.“ In Österreich gibt es im ersten Schritt die Breitbandmilliarde. Viele
der dadurch geförderten Projekte werden erst in nächster Zeit in Angriff genommen oder fertiggestellt
und dann in den Statistiken sichtbar. Daneben legt die „Zentrale Informationsstelle für Infrastrukturdaten“
(ZIS) bei der RTR Grabungsarbeiten und leere Rohre offen, um Synergien nutzbar zu machen und den Ausbau zu erleichtern.
Was ist die RTR und was sind ihre Aufgaben?
Am 1. April 2001 wurde per Gesetz die „Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH“ (RTR) gegründet. Die RTR besteht
aus den zwei Fachbereichen „Medien“ (GF Mag. Oliver Stribl) sowie „Telekommunikation und Post“ (GF Mag. Johannes
Gungl). Als Geschäftsstelle unterstützt sie die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria), die
Telekom-Control-Kommission (TKK) und die Post-Control-Kommission (PCK).
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RTR bereiten als Expertinnen und Experten in unterschiedlichen Wissensgebieten
(Recht, Technik, Frequenzmanagement und Wirtschaft) die Entscheidungen der Regulierungsbehörden auf. Damit
tragen sie dazu bei, Österreich an der Spitze der Informationsgesellschaft zu platzieren und Wettbewerb auf
den Kommunikationsmärkten nachhaltig zu sichern. Gleichzeitig arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
auch für die von der RTR selbstständig verantworteten Bereiche. Dazu zählen die Verwaltung des Digitalisierungsfonds,
des Fernsehfonds Austria, des Privatrundfunkfonds und des Nichtkommerziellen Rundfunkfonds; die Endkundenstreitschlichtung;
die Verwaltung der Kommunikationsparameter (z.B. Nummerierung) sowie die „Zentrale Informationsstelle für
Infrastrukturdaten“ (ZIS).
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