»Es ist ein schönes Signal, dass der Besuch meines albanischen Amtskollegen während
des österreichischen EU-Vorsitzes stattfindet - ein Besuch, der von der Freundschaft und den außergewöhnlich
guten Beziehungen unserer beiden Länder geprägt ist.«
Tirana/Wien (apa/prk) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat beim Besuch seines albanischen
Amtskollegen Ilir Meta auf eine rasche Umsetzung der Visa-Befreiung für Bürger des Kosovo gepocht. Es
wäre "sehr schön", gelänge das "noch während der österreichischen Präsidentschaft",
sagte der Bundespräsident am 23. Oktober in Wien. Mit Albanien sollte die EU-Kommission 2019 Beitrittsverhandlungen
aufnehmen, betonten beide.
"Wenn es trotzdem nicht zu einer Visa-Liberalisierung kommt, dann wird das natürlich große Enttäuschung
auslösen, und ich drücke mich jetzt noch vorsichtig aus", sagte Alexander Van der Bellen. "Man
muss auch mitdenken, dass zu jugoslawischen Zeiten alle ohne Visa reisen konnten und jetzt die Kosovaren die einzigen
sind, die von der Visa-Liberalisierung ausgeschlossen sind. Da geht es ja nicht um Niederlassungsfreiheit oder
dergleichen, sondern nur darum, ohne weiteres für drei Monate einreisen und wieder ausreisen zu können."
Das Europaparlament hat die Visa-Freiheit für den Kosovo im vergangenen Sommer gebilligt. Der Kosovo habe
die erforderlichen Bedingungen erfüllt, stellten die Abgeordneten damals mehrheitlich fest. Der Ball liegt
seitdem bei den EU-Innenministern beziehungsweise dem österreichischen Vorsitz, der die Tagesordnung gestaltet.
Sechs Länder des Westbalkans wollen bald der EU beitreten
"Dadurch wird der Balkan mehr Frieden bekommen", meinte Präsident Meta vor dem Hintergrund einer
langen konfliktreichen Geschichte in der Region. Österreich unterstützt die Bestrebungen und hat schon
vor der Übernahme des Ratsvorsitzes mit 1. Juli 2018 erklärt, die europäische Integration des Westbalkans
forcieren zu wollen.
Offiziellen EU-Kandidatenstatus haben vorerst Serbien, Montenegro, Mazedonien und Albanien. Der Start von Verhandlungen
mit Tirana "wäre vielleicht schon heuer im Juni möglich gewesen, da hat es aber noch Widerstand
einzelner Mitgliedsstaaten gegeben", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg. "Ich
hoffe, dass im Juni 2019 die eigentlichen Verhandlungen des Beitritts mit Albanien beginnen können."
Österreich werde jedenfalls alles dafür tun, versprach er.
Der Vollbeitritt eines oder mehrere Westbalkan-Länder könnte frühestens 2025 erfolgen, hatte zuletzt
Noch-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärt. Die größten Hürden sind dabei
die für die Kommission noch nicht ausreichend sichtbaren Fortschritte im Kampf gegen organisierte Kriminalität
und Korruption. Der 2017 ins Amt gewählte Ilir Meta sagte, sein Land bemühe sich sehr, und verwies auf
die schon 2016 beschlossene Justizreform. Er sei sich sicher, dass dadurch "gute Ergebnisse erzielt werden
in den nächsten Monaten". Albanien sei "auf einem guten Weg mit nachvollziehbaren Schritten",
bestätige Alexander Van der Bellen.
Beide Staatschefs betonten die guten, freundschaftlichen Beziehungen der Länder, die sich in einer langen
Geschichte und in diversen Initiativen etwa in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Schulwesen zeige. "Das
gilt besonders in diesem Jahr 2018, nämlich dem österreich-albanischen Kulturjahr", sagte Alexander
Van der Bellen und erwähnte die kleine, "aber erhebliche" albanische Gemeinschaft in Österreich.
"Der Solotänzer der Wiener Staatsoper, Eno Peci, ist ein Albaner", gab er ein prominentes Beispiel.
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