Auch Schüler können vom Erasmus-Mobilitätsprogramm profitieren
Brüssel/Salzburg (lk) - In der EU-Nachbarschaft die Welt entdecken, neue Kulturen kennenlernen, Fremdsprachenkenntnisse
perfektionieren – das Erasmus+ Mobilitätsprogramm der EU steht auch Schülern offen. „Für Salzburg
in der Mitte Europas ist die Offenheit anderen Ländern und Sprachen gegenüber ein entscheidender Standortvorteil“,
liegt sowohl für Europareferent Landeshauptmann Wilfried Haslauer als auch für Bildungslandesrätin
Maria Hutter auf der Hand.
Salzburger ist „Mr. Auslandsjahr“
Einer, der in Salzburg über große Erfahrung mit längerfristigen Schüler- Auslandsaufenthalten
verfügt, ist Josef Brunsteiner vom Europagymnasium Salzburg-Nonntal. Insgesamt 28 Schülerinnen und Schüler
hat er bislang zu einem vorübergehenden Schulwechsel nach Spanien, Frankreich und Finnland ermutigt. Seine
Schule wurde kürzlich in Brüssel bei der 14. Europäischen Woche der Regionen und Städte als
Best-Practice-Beispiel für Schülermobilität in der EU gewürdigt. Stefan Mayer vom Landes-Medienzentrum
(LMZ) hat mit ihm zu Vorteilen und Vorurteilen gesprochen.
LMZ: Erasmus+ ist als Angebot für Studierende bekannt. Seit wann können es auch Schüler nutzen
und ab welchem Alter?
Brunsteiner: Längerfristige Auslandsaufenthalte für Schülerinnen und Schüler sind seit 2011
möglich. Das Mindestalter, um am Erasmus+ Langzeitauslandsaufenthalt teilzunehmen, ist 14 Jahre. Bislang ist
es nicht allgemein üblich, dass Schüler ins Ausland gingen, nicht zuletzt wegen der Kosten. Das Erasmus+
Programm der EU bietet hier jedoch einige Erleichterungen organisatorischer und finanzieller Art an. Normalerweise
nehmen Schüler in der 6. Klasse am Erasmus+ Projekt teil und kommen in der 7. Klasse wieder. Danach können
sie noch die Bereiche oder Themen vertiefen, welche in der ausländischen Schule vielleicht nicht so intensiv
behandelt wurden.
LMZ: Was bringt so ein Auslandsaufenthalt?
Brunsteiner: Ein Auslandsjahr ist ein gewonnenes Jahr. Schüler verbessern ihre Sprachkenntnisse oder lernen
sogar eine neue Sprache. An meiner Schule gab es bereits öfter Schüler, die eine Fremdsprache in einem
halben Jahr von null weg erlernt haben und am Ende sogar in dieser Sprache erfolgreich maturierten. Sie werden
durch ihre gesammelten Erfahrungen um einiges reifer und selbstbewusster - auch aufgrund der Tatsache, dass sie
sich nun selbst organisieren müssen. Und sie werden toleranter, „europäischer“.
LMZ: Apropos Europa. Welche Rolle spielt die EU für Schüleraufenthalte?
Brunsteiner: Da gibt es mit dem Salzburger Verbindungsbüro in Brüssel einen kompetenten Ansprechpartner
für alle Schulen, die die EU und ihre Institutionen aus erster Hand kennenlernen wollen. Michaela Petz-Michez
und ihr Team vermitteln die besten Leute aus Kommission, Rat und Parlament. Ich begleite jedes Jahr unsere Maturaklassen
in der „EU-Hauptstadt“. Die Schüler kommen jedes Mal begeistert zurück.
LMZ: Welche Länder kommen für ein Auslandsjahr in Frage?
Brunsteiner: Grundsätzlich jeder EU-Staat, aber auch darüber hinaus. Wir haben über die Jahre
ein Netzwerk mit Kontaktpartnern in ganz Europa aufgebaut. Mögliche Zielländer sind zum Beispiel Norwegen,
Schweden, Polen, Italien, Großbritannien oder auch Georgien.
LMZ: Findet man danach wieder Anschluss im Schulsystem?
Brunsteiner: Ich kenne keinen Fall, dass jemand in dem Jahr nach dem Auslandsaufenthalt Schulprobleme bekommen
hat. Wer befürchtet, durch einen Auslandsaufenthalt seine Schullaufbahn um ein Jahr zu verlängern, hat
unrecht. Denn Österreich ist das einzige Land in der EU, das seinen Schülerinnen und Schülern die
Anerkennung eines Auslandsaufenthaltes mit Schulbesuch über mindestens fünf Monate gesetzlich verankert
ermöglicht, ohne dass dafür Prüfungen an der heimischen Schule nachgeholt werden müssen. Damit
erleichtert das österreichische Gesetz die Auslandsaufenthalte nicht nur, sondern unterstützt diese sogar.
Schüler stehen dadurch auch nicht unter Prüfungsstress, wenn sie aus den ausländischen Schulen zurückkommen.
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