Interview mit Doyen Karl Winding über Aufgaben, Ehrenamtlichkeit und konsularische Familienbande
Salzburg (lk) - Salzburg ist mit 56 Konsulaten nach Wien Spitzenreiter unter den Bundesländern. Dementsprechend
groß war der Andrang am 23. Oktober im Hotel Sacher beim Jahresempfang des Konsularischen Korps, das Landeshauptmann
Wilfried Haslauer als „fein gesponnenes Netz an Linien der Kommunikation, des Austausches und der wechselseitigen
Interessenvertretung“ bezeichnete. Dieses Netzwerk stehe den Menschen näher als die sogenannte „große
Diplomatie“.
Im Korps sind Berufs- und Honorarkonsuln vereint, an dessen Spitze steht der Doyen. Seit 2017 hat diese Position
Karl Winding vom Diakoniewerk Salzburg, der seit 1998 als lettischer Honorarkonsul tätig ist, inne.
Viel persönliches Engagement gehört dazu
Das Landes-Medienzentrum (LMZ) sprach mit Karl Winding über seine Aufgaben, Ehrenamtlichkeit, langgediente
Kollegen und konsularische Familienbande.
LMZ: Der Großteil der 56 Konsulate in Salzburg wird von Honorarkonsuln geführt, nur drei von Berufskonsuln,
die die Länder Russland, Türkei und Serbien vertreten. Welche Aufgaben haben die Honorarkonsuln zu erfüllen?
Winding: Honorarkonsuln sind meist Angehörige des Empfangsstaates, sie unterstützen die Botschaften in
den Regionen vor Ort. Konkret stehen wir in erster Linie den Angehörigen des entsendenden Landes zur Seite.
So betreue ich beispielweise die gut 100 lettischen Staatsbürger in Salzburg. Außerdem fördern
wir die Länderbeziehungen in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht, halten unsere Entsendestaaten auf
dem Laufenden über aktuelle Entwicklungen in Salzburg und bemühen uns um einen stetigen Austausch mit
den anderen Konsulaten. Unsere Arbeit erfüllen wir ehrenamtlich.
LMZ: Wie wird man Honorarkonsul?
Winding: Bestellt wird man vom Außenministerium des Entsendestaates. Der Österreichische Bundespräsident
muss die Zulassung, das Exequatur, erteilen.
LMZ: Sie sind seit 1998 lettischer Honorarkonsul. Warum gerade der baltische Staat?
Winding: Mein Beruf ist das verbindende Element. Die Diakonie ist seit Langem in Lettland als Sozialeinrichtung
aktiv und ich hatte immer wieder Projekte im baltischen Raum zu betreuen. Außerdem wollte Lettland mit den
Esten und Litauern gleichziehen, die Mitte 1990 schon eigene Konsulate in Salzburg hatten, und so hat sich der
Kreis geschlossen.
LMZ: Auch familiäre Beziehungen gibt es?
Winding: Ja, da meine Frau aus Estland stammt und sie als Honorarkonsulin für ihr Heimatland tätig ist,
ist das Baltikum als Region bei uns daheim recht ‚positiv besetzt‘.
LMZ: Zwei Honorarkonsuln in einer Familie, gibt es das öfters?
Winding: Es kommt ab und an vor. Derzeit haben wir in Salzburg auch ein Vater-und-Sohn-Gespann, nämlich Günter
und Gernot Fleischmann, Honorarkonsuln für Marokko beziehungsweise Tunesien. Und vor knapp 20 Jahren lagen
die Vertretungen von Ungarn und Japan ebenfalls in den Händen eines Ehepaares.
LMZ: Sie arbeiten seit 20 Jahren als Honorarkonsul? Eine lange Zeit, aber gibt es jemanden, der das toppen kann?
Winding: Damit liege ich an siebter Stelle. Der Längstdienende ist mit 46 Jahren Erich Eibl, Honorar-Generalkonsul
für Island, gefolgt von Hans Ebner mit 34 Jahren als Honorarkonsul für Portugal und Johannes Graf Walderdorff,
seit 29 Jahren Honorar-Generalkonsul für Malta.
LMZ: Wie schafft man es zum Doyen und was sind dessen Aufgaben?
Winding: Alle vier Jahre bestimmt das Konsularische Korps in geheimer Wahl auf vier Jahre einen Vorsitzenden als
Doyen. Er agiert als dessen Stimme und Vertretung nach außen. Doyen und Generalsekretär unterstützen
die Kollegen, naturgemäß insbesondere die „Neueinsteiger“.
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