Wien (bmbwf) - Im Rahmen des Symposiums zu „170 Jahre Ministerium“, das am 23. Oktober stattgefunden hat,
gab Bundesminister Heinz Faßmann in seiner Eröffnungsrede einen Überblick über die Stationen
und die Geschichte des Bildungsministeriums, das im Rahmen der bürgerlichen Revolutionen 1848 in Nachfolge
der „Hofstudienkommission“ gegründet wurde: „Das Bildungsministerium ist ein Kind der Freiheitsbewegung. Auch
wenn die März-Revolution zwar vorerst scheiterte, legte sie dennoch den Grundstein für ein neues Bewusstsein:
Bildung ist Zukunft, Wissen ist Macht. Anstelle einer Kommission, die überwiegend dem Kaiser zuarbeitete,
wurde das Ministerium gegründet, das von nun an nicht nur im Dienste der Monarchie, sondern sich auch im Dienste
deren Bürgerinnen und Bürgern verstand.“
Auch wenn die Qualität immer von den Prioritäten der jeweiligen Epoche abhängig war, ob in der Allgemeinbildung
mit deren humanistischem Ansatz, in der Berufsbildung mit deren Blickwinkel Arbeitsmarkt oder in der Erwachsenenbildung
mit deren Leitbild lebensbegleitendes Lernen, so hielt man seit 170 Jahren daran fest, wie der Minister betonte,
„primäre, sekundäre und tertiäre Bildung sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung qualitativ zu vertiefen
und quantitativ zu verbreiten.“
Im Rahmen der Festveranstaltung wurde das Ministerium interdisziplinär aus historischer, politischer, rechtlicher,
psychologischer sowie sozioökonomischer Sicht beleuchtet. Andrea Schenker-Wicki, Rektorin der Universität
Basel und ehemalige Vorsitzende des Österreichischen Wissenschaftsrates widmete Ihren Vortrag der österreichischen
Unterrichts- und Wissenschaftsstruktur im europäischen Wandel.
Dieter Binder von der Universität Graz thematisierte in seinem Vortrag unter anderem das Verhältnis von
Wirtschaft und Wissenschaft, die sich als reziproke Kooperationspartner wahrnehmen müssten, wobei die Zusammenarbeit
jedoch nicht dazu führen dürfe, „dass die Wirtschaft an die Stelle des absolutistischen Staates tritt,
der in seiner vordergründigen Bedarfsdeckung das Auslangen zu finden meinte.“
Bildungspsychologin Christiane Spiel strich die besondere Aufgabe des Ministeriums hervor, Wissen zu schaffen (Forschung),
Wissen zu vermitteln (Bildung) und den Transfer von Wissen voranzutreiben, was visionäre und mutige langfristige
Planung voraussetze.
„Das Unterrichtsministerium ist eine Frucht der Revolution des Jahres 1848“, wie der Rechtshistoriker Thomas Olechowski
in seinem Vortrag unterstrich, und weiter: „Die Allmacht des Monarchen sollte zurückgedrängt, dem Volk
eine Teilhabe am Staatshandeln gesichert werden. An der Spitze der einzelnen Ministerien sollten Minister stehen,
die dem Parlament gegenüber die Verantwortung für das Handeln ihrer jeweiligen Ministerien trugen. Daher
mussten die Minister auch die Möglichkeit bekommen, jeden noch so kleinen Vorgang in ihren Ministerien durch
Weisungen beeinflussen zu können. Die Überlegungen von 1848 haben bis heute nichts von ihrer Aktualität
verloren.“
Rudolf Taschner widmete sich in seinem Vortrag Österreichs Umgang mit seinen geistigen Schätzen anhand
von Wien um das Jahr 1900 und sucht Parallelen zur aktuellen Fragestellung, wie mit dem globalen Wettbewerb um
exzellente Köpfe umzugehen ist.
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