Entwicklung des Finanzvermögens privater Haushalte bis Juni 2018
Wien (oenb) - Private Haushalte waren 2017 mit einem Drittel ihres Geldvermögens in Wertpapieren veranlagt.
Darin enthalten ist neben direkten, selbst getätigten Wertpapierinvestitionen auch die indirekte Veranlagung
mittels Investmentfonds, Versicherungen sowie Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen. Mehr als 70% dieses Vermögens
entfällt infolge des internationalen Anlagefokus dieser institutionellen Investoren auf ausländische
Wertpapiere. Der Anteil festverzinslicher Titel beträgt zwei Drittel des gesamten Wertpapiervermögens.
Einlagen – überwiegend mit täglicher Fälligkeit – bleiben weiterhin die mit Abstand wichtigste Anlageform
privater Haushalte.
„Die Österreicherinnen und Österreicher legen Wertpapiergeschäfte bevorzugt in die Hände institutioneller
Anleger“, erläuterte Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik, bei einer Pressekonferenz
der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) das Anlageverhalten privater Haushalte.
Mittels eigener Veranlagung wurden Ende 2017 nur 60 Mrd EUR oder 9% des gesamten Geldvermögens in Form von
Aktien und Anleihen gehalten. „Der Blick durch die Portfolios institutioneller Anleger wie Investmentfonds, Versicherungen
sowie Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen zeigt jedoch, dass dem Wertpapierbesitz der privaten Haushalte über
diesen indirekten Weg weitere 154 Mrd EUR oder 24% des Geldvermögens zuzurechnen sind“, erklärte Direktor
Turner.
Wesentlichen Anteil an diesem Vermögen haben Lebensversicherungs- und Pensionsvorsorgeprodukte. Unter Berücksichtigung
des indirekten Wertpapierbesitzes steigt die Bedeutung von Anleihen deutlich. Mit 139 Mrd EUR erreicht sie einen
Anteil von zwei Drittel am gesamten Wertpapiervermögen, das sich Ende 2017 auf 214 Mrd EUR belief. Das direkt
veranlagte Wertpapiervermögen entfällt hingegen nur etwa zur Hälfte (32 Mrd EUR) auf verzinsliche
Papiere. Gleichzeitig verlagert sich der Regionalschwerpunkt deutlich ins Ausland: Die Österreicherinnen und
Österreicher veranlagen auf direktem Weg nur rund ein Drittel in ausländische Wertpapiere. Institutionelle
Investoren sind infolge größerer Anlagevolumina sowie der häufig strikten Diversifizierungsvorgaben
jedoch vermehrt auf internationale Anlagemöglichkeiten angewiesen. Insgesamt steigt der Auslandsanteil im
Wertpapierbesitz der privaten Haushalte daher auf über 70%.
Im Jahr 2017 sank die Sparquote auf 6,8% (2016: 7,8%), da das Konsumwachstum mit 3,2% das nominelle Einkommenswachstum
von 2,1% überstieg. Aktuellste Daten zum Finanzverhalten der Haushalte zeigen, dass die direkte Wertpapierveranlagung
zugunsten indirekter Investments weiterhin zurückgefahren wird. Die Verkäufe aus verzinslichen Wertpapieren
und Aktien betrugen 2017 rund 3 Mrd EUR. Insbesondere österreichische Bankanleihen, die 2017 im Ausmaß
von 1,7 Mrd EUR getilgt wurden, verloren zugunsten von Investmentzertifikaten (Nettokäufe von 3,7 Mrd EUR)
an Bedeutung. Diese Entwicklung hielt auch im ersten Halbjahr 2018 an und dürfte dem gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld
geschuldet sein, das weder attraktive Kuponzahlungen noch nennenswerte Kursgewinne verspricht. Gleichzeitig haben
Banken die Emission von Anleihen deutlich reduziert.
Ende Juni 2018 erreichte das Geldvermögen der österreichischen Haushalte einen neuen Rekordstand von
663 Mrd EUR. Das hohe Ausmaß an täglich fälligen Einlagen (148 Mrd EUR) belegt die anhaltend hohe
Präferenz für liquide und sichere Anlagen. In den letzten drei Jahren flossen durchschnittlich vier von
fünf Euro in Einlagen und Bargeld, wobei täglich fällige Produkte zulasten von jenen mit Bindungsfristen
bevorzugt wurden. Letztere erreichten Ende Juni 2018 aber immer noch ein Volumen von 104 Mrd EUR.
|