Jeder dritte Euro des privaten Geldvermögens
 steckt in Wertpapieren

 

erstellt am
24. 10. 18
13:00 MEZ

Entwicklung des Finanzvermögens privater Haushalte bis Juni 2018
Wien (oenb) - Private Haushalte waren 2017 mit einem Drittel ihres Geldvermögens in Wertpapieren veranlagt. Darin enthalten ist neben direkten, selbst getätigten Wertpapierinvestitionen auch die indirekte Veranlagung mittels Investmentfonds, Versicherungen sowie Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen. Mehr als 70% dieses Vermögens entfällt infolge des internationalen Anlagefokus dieser institutionellen Investoren auf ausländische Wertpapiere. Der Anteil festverzinslicher Titel beträgt zwei Drittel des gesamten Wertpapiervermögens. Einlagen – überwiegend mit täglicher Fälligkeit – bleiben weiterhin die mit Abstand wichtigste Anlageform privater Haushalte.

„Die Österreicherinnen und Österreicher legen Wertpapiergeschäfte bevorzugt in die Hände institutioneller Anleger“, erläuterte Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik, bei einer Pressekonferenz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) das Anlageverhalten privater Haushalte.

Mittels eigener Veranlagung wurden Ende 2017 nur 60 Mrd EUR oder 9% des gesamten Geldvermögens in Form von Aktien und Anleihen gehalten. „Der Blick durch die Portfolios institutioneller Anleger wie Investmentfonds, Versicherungen sowie Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen zeigt jedoch, dass dem Wertpapierbesitz der privaten Haushalte über diesen indirekten Weg weitere 154 Mrd EUR oder 24% des Geldvermögens zuzurechnen sind“, erklärte Direktor Turner.

Wesentlichen Anteil an diesem Vermögen haben Lebensversicherungs- und Pensionsvorsorgeprodukte. Unter Berücksichtigung des indirekten Wertpapierbesitzes steigt die Bedeutung von Anleihen deutlich. Mit 139 Mrd EUR erreicht sie einen Anteil von zwei Drittel am gesamten Wertpapiervermögen, das sich Ende 2017 auf 214 Mrd EUR belief. Das direkt veranlagte Wertpapiervermögen entfällt hingegen nur etwa zur Hälfte (32 Mrd EUR) auf verzinsliche Papiere. Gleichzeitig verlagert sich der Regionalschwerpunkt deutlich ins Ausland: Die Österreicherinnen und Österreicher veranlagen auf direktem Weg nur rund ein Drittel in ausländische Wertpapiere. Institutionelle Investoren sind infolge größerer Anlagevolumina sowie der häufig strikten Diversifizierungsvorgaben jedoch vermehrt auf internationale Anlagemöglichkeiten angewiesen. Insgesamt steigt der Auslandsanteil im Wertpapierbesitz der privaten Haushalte daher auf über 70%.

Im Jahr 2017 sank die Sparquote auf 6,8% (2016: 7,8%), da das Konsumwachstum mit 3,2% das nominelle Einkommenswachstum von 2,1% überstieg. Aktuellste Daten zum Finanzverhalten der Haushalte zeigen, dass die direkte Wertpapierveranlagung zugunsten indirekter Investments weiterhin zurückgefahren wird. Die Verkäufe aus verzinslichen Wertpapieren und Aktien betrugen 2017 rund 3 Mrd EUR. Insbesondere österreichische Bankanleihen, die 2017 im Ausmaß von 1,7 Mrd EUR getilgt wurden, verloren zugunsten von Investmentzertifikaten (Nettokäufe von 3,7 Mrd EUR) an Bedeutung. Diese Entwicklung hielt auch im ersten Halbjahr 2018 an und dürfte dem gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld geschuldet sein, das weder attraktive Kuponzahlungen noch nennenswerte Kursgewinne verspricht. Gleichzeitig haben Banken die Emission von Anleihen deutlich reduziert.

Ende Juni 2018 erreichte das Geldvermögen der österreichischen Haushalte einen neuen Rekordstand von 663 Mrd EUR. Das hohe Ausmaß an täglich fälligen Einlagen (148 Mrd EUR) belegt die anhaltend hohe Präferenz für liquide und sichere Anlagen. In den letzten drei Jahren flossen durchschnittlich vier von fünf Euro in Einlagen und Bargeld, wobei täglich fällige Produkte zulasten von jenen mit Bindungsfristen bevorzugt wurden. Letztere erreichten Ende Juni 2018 aber immer noch ein Volumen von 104 Mrd EUR.

 

 

 

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