Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom
Oktober 2018
Wien (oenb) - Seit Ende 2016 ist die Nachfrage nach Unternehmenskrediten aufgrund der guten Konjunktur stark
gestiegen. Dieser Trend hat sich zuletzt jedoch abgeschwächt und könnte bis Ende des Jahres ein Plateau
erreichen. Die Entwicklung im Privatkundengeschäft verläuft vergleichsweise moderater. Das zeigen die
Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum, in der führende
Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die aktuellen Entwicklungen vollziehen sich vor dem Hintergrund
des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes.
Der aktuelle Kreditboom wird vom gestiegenen Finanzierungsbedarf infolge der kräftigen Investitionstätigkeit
der heimischen Unternehmen getrieben. Die Bruttoanlageinvestitionen legten 2016 und 2017 real um 4,3% bzw. 3,9%
zu, die Ausrüstungsinvestitionen sogar um 10,6% bzw. 4,6%. Die OeNB erwartet für 2018 eine ähnlich
gute Konjunktur wie im vergangenen Jahr. Steigende globale handels- und wirtschaftspolitische Risiken werden das
Wachstum in weiterer Folge jedoch bremsen.
Die starke Kreditnachfrage von Seiten der österreichischen Unternehmen trifft auch auf anhaltend attraktive
Konditionen. Seit Mitte 2016 haben die Banken die Margen für durchschnittlich risikoreiche Kredite – hauptsächlich
aus Wettbewerbsgründen – kontinuierlich gesenkt.
Im Privatkundengeschäft verläuft die Entwicklung moderater. Langfristig betrachtet zieht die Nachfrage
nach Wohnbaukrediten sowie Konsum- und sonstigen Krediten seit 2010 tendenziell an. Seit Mitte 2017 ist es, den
Umfrageergebnissen zufolge, jedoch kaum noch zu merklichen Nachfrageänderungen gekommen. Wie im Unternehmenskundengeschäft
hat sich auch im Privatkundengeschäft die Wettbewerbssituation der Banken zu Gunsten der Kreditnehmerinnen
und Kreditnehmer ausgewirkt. So wurden die Margen für durchschnittlich risikoreiche Wohnbaukredite von den
Banken ab 2017 immer weiter gelockert – auch im dritten Quartal 2018.
Themen der Umfrage waren diesmal auch das erweiterte Programm des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten
und der negative Einlagenzinssatz des Eurosystems. Gemäß den Ergebnissen belastet das Ankaufprogramm
seit seinem Bestehen aufgrund von gesunkenen Nettozinsmargen die Ertragslage der Banken, hatte aber auch positive
Einflüsse auf ihre Liquidität und ihre Finanzierungsbedingungen. Ihre Ertragslage sehen die Banken auch
vom negativen Einlagenzinssatz nachteilig betroffen. Dieser verursacht – den Angaben der Umfrageteilnehmer zufolge
– einen anhaltenden Abwärtsdruck auf die Kreditzinsen und -margen und damit auch auf die Nettozinserträge
der Banken.
Es bleibt anzumerken, dass die allgemeine Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems (Ankaufprogramm,
Einlagenzinssatz), die auf den Euroraum insgesamt abzielen, nicht anhand der hier präsentierten nationalen
Effekte besprochen werden kann.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam
mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft
im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, das Kreditnachfrageverhalten
von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei
werden rund 150 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus
Österreich.
|