Wien (öw) - Die früheste Lese aller Zeiten wird heuer das Vorjahr mengenmäßig übertreffen.
Letzte Daten der Statistik Austria gehen von rund 3,2 Mio. hl aus! Man freut sich ebenso über die hohe Traubenqualität,
die heuer meist ohne großen Krankheitsdruck eingebracht werden konnte. Dies erlaubte guten Gewissens auch
die landesweite Anhebung der Hektarhöchstertragsmenge um die zulässigen 20 Prozent, damit Betriebe ihre
letztjährigen Ernteausfälle zumindest teilweise ausgleichen können. Geringere Ernten waren punktuell
lediglich durch extreme Trockenheit in Niederösterreich oder übermäßige Niederschläge
in der Südsteiermark zu verzeichnen.
Der Witterungsverlauf 2018
Nach einem sehr warmen Jänner führten der kalte Februar und März zu einem späteren Austrieb
der Reben, sodass im Vergleich zu den letzten zwei Jahren keine Schäden durch Spätfröste zu verzeichnen
waren. Der zweitwärmste Frühling seit 1767 brachte dann ein deutliches Aufholen der Vegetation. Eine
der frühesten jemals verzeichneten Rebblüten war in den meisten Weinbaugebieten bereits Ende Mai abgeschlossen.
Dieser Vegetationsvorsprung blieb auch über den heißen Sommer erhalten. Während der warme Juni
noch moderate Niederschläge brachte, zeichnete sich der heiße Juli durch Hitzeperioden und Trockenheit
aus Darunter hatte besonders das Weinviertel zu leiden. Bewässerung – wo möglich – und sonstige weinbauliche
Maßnahmen waren dringend nötig, um Junganlagen und wenig verwurzelte Weingärten vor Überlastung
zu schützen. Im August war die Lese schon im Gang, ein Kaltlufteinbruch zu Monatsende sorgte endlich wieder
für kühleres Lesegut. Gewitter und Starkregen waren die unangenehmen Begleiterscheinungen, die teilweise
Lesepausen erzwangen. Ein milder, sonniger und meist trockener September läutete das Ende der Lese ein, die
Anfang Oktober so gut wie überall abgeschlossen war. Somit wurde der überdurchschnittlich warme Oktober
vielerorts nicht mehr im Freien, sondern bereits im Keller bei der Vinifizierung des guten Jahrgangs verbracht.
Niederösterreich
Ein mengenmäßiges Plus von ca. 15 % sorgt einerseits für frohe Gesichter, andererseits musste
die zusätzliche Menge aufgrund von Trockenheit und Hitze teilweise hart erkämpft werden. Gute Laubarbeit
war vonnöten, damit in der Traubenzone die Tropentage nicht zu großen Schaden anrichteten. Auch die
Trockenheit im nördlichen und westlichen Weinviertel bedeutete zusätzliche Arbeit durch Bewässerung
und bei Junganlagen Maßnahmen zur Stockentlastung. Die Regenfälle Ende August und Anfang September führten
zu kurzen Leseunterbrechungen. Niedrige Temperaturen und guter Gesundheitszustand ließen aber die Trauben
das Schlechtwetter relativ gut überstehen.
Dank gekonnter Vinifizierung ist in den Weinen vom teilweisen Trockenstress der Reben nichts zu merken. Mehrheitlich
ging die Lese Anfang Oktober zu Ende. Doch hing noch einiges an Trauben bis Monatsende am Stock, um eine vollkommene
aromatische Ausreifung unter Ausnützen der Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht zu erreichen.
Die heurigen Weine zeichnen sich durch einen angenehmen Trinkfluss und schöne Sortentypizität aus. Der
gehaltvolle Charakter wird von passablem Alkoholgehalt unterstützt und von einer moderaten Säure begleitet.
Burgenland
Sehr zufrieden ist man hier einerseits mit dem überdurchschnittlichen Ernteergebnis von ca. 10 % plus, andererseits
mit der hervorragenden Traubenqualität. Wenn auch die negativen Wettereinflüsse der letzten zwei Jahre
weitgehend ausblieben, so sorgten doch teilweise Trockenheit und die Zweigeltwelke für Sorgenfalten und Mehrarbeit
in Weingarten und Keller.
Die ausnehmend frühe Lese hatte zur Folge, dass der erste fertige Qualitätswein bereits am 2. August
(!) beim Bundesamt zur Prüfnummer eingereicht wurde. Der zeitige Lesebeginn hatte im Nordburgenland den Vorteil,
dass die Regenfälle im September nur mehr einen geringen Teil der Trauben trafen. So war man Ende des Monats
oft schon mit der Lese fertig, auch wenn vor allem rund um den Neusiedler See noch einiges an Trauben in den Weingärten
hängt – man rechnet heuer mit Eiswein, ebenso wie mit einigem an Strohwein.
Auch im Mittelburgenland waren die kleinbeerigen, lockeren Blaufränkischtrauben nach entsprechender Pflege
perfekt ausgereift und gesund. Wurde schon der letzte Jahrgang als „Bilderbuchjahrgang“ bezeichnet, so kann man
das heurige Jahr ähnlich sehen.
Ein toller Jahrgang mit sehr fruchtigen und sortentypischen Weinen mit dichtem und elegantem Körper kündigt
sich an! Was an Weißwein jetzt schon Vergnügen macht, gilt auch bereits für die jungen Rotweine:
Die reife und ausgewogene Säure unterstützt die Fruchtigkeit, während der keineswegs zu hohe Alkoholgehalt
für angenehmen Trinkgenuss sorgt.
Steiermark
Der Wettergott hat es heuer mit den Steirern nicht überall gut gemeint. Regenfälle um die Zeit der Blüte
machten zeitweise Weingartenarbeit und Pflanzenschutz unmöglich. Dies war vor allem für den Bio-Anbau
eine sehr harte Nuss, die es zu knacken galt, leider nicht immer mit Erfolg. Somit waren teilweise große
Ernteausfälle zu verzeichnen. Ebenso brachte der Regen Anfang September, verbunden mit den hohen Tagestemperaturen,
einen starken Fäulnisdruck, der zu großem Selektionsaufwand schon im Weingarten führte. Mitunter
bestand die Leseleistung pro Tag und Person nur aus 100 Kilogramm!
Die Arbeit hat sich aber gelohnt! Der Weinjahrgang 2018 präsentiert sich vollreif und sortentypisch. Trotz
der guten Reife bewegt sich der Alkoholgehalt im durchschnittlichen Bereich, was guten Trinkfluss verspricht. Auch
der weststeirische Schilcher ist heuer ein fruchtiges, feinwürziges und charaktervolles Erlebnis. Dass es
insgesamt in der Steiermark heuer ca. 10 % mehr Wein geben wird, ist ebenfalls eine gute Botschaft.
Wien
Wettermäßig kann in Wien für 2018 vermeldet werden: keine Vorkommnisse! Erfreulicherweise wurden
die Wiener Weingärten heuer von allen Wetterunbilden verschont, Hagel, Trockenheit, Fäulnis etc. waren
kein Thema. Der Witterungsverlauf glich jenem der anderen Weinbaugebiete mit Regen zum Monatswechsel August/September.
Der Lesebeginn war auch in Wien deutlich nach vorne verschoben. Hier war man ebenfalls Anfang Oktober mit der Ernte
fertig.
Sehr zufrieden ist man jetzt mit dem fein-sortentypischen Weinjahrgang mit guter Trinkigkeit und moderater Säure.
Bereits der „Junge Wiener“ gibt einen guten und gehaltvollen Vorgeschmack auf die Weine die in den erfreulich vollen
Kellern reifen.
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