Wien (oenb) - Anlässlich des Weltspartages ist es Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny ein Anliegen, erneut
auf die große Bedeutung des Sparens sowohl für die gesamte Volkswirtschaft als auch für jeden einzelnen
Menschen hinzuweisen: „Trotz der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre ist das Sparbuch unvermindert beliebt.
Wichtig ist, dass man schon in jungen Jahren lernt, mit seinem eigenen Geld sorgsam umzugehen. Dazu gehört
auch eine Sparkultur.“
Die Österreicherinnen und Österreicher haben in den letzten Jahren ihre Einlagen bei Banken stetig auf
derzeit rund 252 Milliarden Euro (Stand: Ende des zweiten Quartals 2018) erhöht. Ende 2015 waren es noch knapp
225 Milliarden Euro gewesen, 2016 bereits rund 236 und 2017 243 Milliarden Euro. Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise
2008 stabilisierte die Europäische Zentralbank (EZB) durch unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen
die europäische Wirtschaft und ermöglichte damit die 2017 einsetzende Hochkonjunkturphase. Das Überwinden
der globalen Turbulenzen und das gegenwärtig gute Wirtschaftswachstum sind auch der Niedrigzinspolitik der
EZB zu verdanken. Die historisch niedrigen Kreditzinsen sind nicht zuletzt in Österreich für alle, die
einen Kredit haben oder aufnehmen werden, von großem Vorteil. Dem stehen freilich geringe Sparzinsen gegenüber.
Für Sparerinnen und Sparer bedeutet das gegenwärtig eine Phase negativer Realzinsen, die Sparzinsen liegen
also unter der Inflationsrate.
Negative Realzinsen kein neues Phänomen
Historisch betrachtet ist das allerdings gar nicht ungewöhnlich, da es auch in der Vergangenheit immer wieder
längere Phasen mit einem negativen Realzins gab. Die Menschen heute erinnern sich offenbar eher an hohe Sparzinssätze
der Vergangenheit, aber nicht an die zum Teil deutlich höheren Inflationsraten vor der Euro-Einführung.
Eine Analyse der OeNB aus dem Jahr 2017 konnte nachweisen, dass seit den 1960er-Jahren die Verzinsung für
(Spar-)Einlagen mit kurzer Bindungsfrist häufiger unter als über der Inflationsrate lag. So war etwa
in der Zeit zwischen 1960 und 1993 der inflationsbereinigte Eckzinssatz in mehr als der Hälfte (56 %) der
Monate negativ.
Mehr Ertrag nur durch Bindung oder mit höherem Risiko möglich
Zusätzlich kann auch die rasche Verfügbarkeit von Spareinlagen gerade bei unvorhergesehenen Ausgaben
von großer Bedeutung sein. Wer mehr Ertrag als den Eckzinssatz lukrieren möchte, kann natürlich
sein Erspartes auf längere Zeit binden. In diesen Fällen steigt die Verzinsung deutlich an. Für
Veranlagungen mit noch höherem Ertrag – etwa die Investition in Aktien – steigt immer auch das eingegangene
Risiko für die Anlegerinnen und Anleger. Mehr dazu findet sich auf der Website zur Finanzbildung.
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