Themenschwerpunkt zu Wien 1918 nun online

 

erstellt am
12. 11. 18
13:00 MEZ

Wien (rk) - Auf den Schrecken des Ersten Weltkriegs und den Zerfall der Habsburgermonarchie folgte vor 100 Jahren die Ausrufung der Republik. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv widmete diesem demokratiehistorisch so bedeutenden Ereignis einen Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki und zeigt, wie sich diese turbulente Phase auf die Stadt Wien auswirkte.

Kriegsende, Hunger und Seuchen Das letzte Kriegsjahr war in Wien durch eine Verschärfung der anhaltenden Versorgungskrise gekennzeichnet: Nahrungs- und Heizmittel waren äußerst knapp und nur durch nächtelanges Anstellen oder zu stark überhöhten Preisen am Schwarzmarkt zu haben. Zunehmend trafen Unterernährung und Hunger auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Rüstungsbetrieben. Diese Not führte vom 16. bis 21. Jänner und 17. bis 26. Juni zu großen Streikbewegungen, deren Erfolg aber äußerst gering ausfiel, da es generell an Nahrungsmitteln fehlte. Ab September 1918 wurde auch noch die „Spanische Grippe“ eingeschleppt, die im Oktober ihren Höhepunkt erreichen sollte. Sie forderte zwischen 6.000 und 8.000 Opfer, unter denen sich auch prominente Namen wie Egon Schiele befinden.

Feierliche Ausrufung der Republik Während die Inflation immer größere Dimensionen annahm und im Oktober das 14fache des Vorkriegspreisniveaus erreichte, bot das Völkermanifest von Kaiser Karl vom 16. Oktober den legalen Anlass zum Zusammentreten der Provisorischen Nationalversammlung am 21. Oktober im Niederösterreichischen Landhaus. Diese beschloss am 30. Oktober die Konstituierung des neu zu gründenden Staates „Deutschösterreich“. Doch erst der Verzicht Kaiser Karls auf die Führung sämtlicher Amtsgeschäfte machte den Weg für die feierliche Ausrufung der Republik am 12. November frei. Auf Grund eines kommunistischen Störversuchs brach unter den etwa 250.000 Teilnehmern an der Feier vor dem Parlament eine Panik aus, ein Schusswechsel forderte zwei Todesopfer. Bereits am 3. November hatten sich in Wien Soldatenräte konstituiert, die aus Wahlen unter den heimkehrenden Soldaten hervorgingen. Unterstaatssekretär Julius Deutsch versuchte durch die Aufstellung einer „Volkswehr“ mit primär sozialdemokratischen Parteigängern die militärische Kontrolle über die Stadt zu erlangen, was nur eingeschränkt gelang. Mittlerweile kamen hunderttausende Kriegsheimkehrer über die Wiener Bahnhöfe wieder nach Hause.

Auf das Kriegsende folgt die Krise Da Industrie-, Gewerbe- und Handelsbetriebe mangels Rohstoffen nur wenig produzieren konnten, blieben viele von ihnen ohne Arbeit. Die Regierung versuchte die Menschen durch Auszahlung von Arbeitslosenunterstützungen zu besänftigen, doch die Versorgungslage wurde immer trostloser. Erst gegen Jahresende trafen Lebensmittellieferungen aus der neutralen Schweiz in Wien ein. In der Stadt befanden sich zudem noch rund 30.000 zumeist jüdische Kriegsflüchtlinge. Zu ihnen stießen Pogromflüchtlinge aus Osteuropa. Sie lebten unter miserablen hygienischen Bedingungen in Kellerwohnungen und anderen Elendsquartieren und waren zudem einer Welle des Antisemitismus unter der einheimischen Bevölkerung ausgesetzt.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wien_1918

 

 

 

 

 

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