Österreichs Familienunternehmen
 sind mit starken Werten erfolgreich

 

erstellt am
09. 11. 18
13:00 MEZ

PwC Family Business Survey: 82 % der österreichischen Familienunternehmen weiter auf Wachstumskurs – Fachkräftemangel als größte Herausforderung
Wien (pwc) - Österreichische Familienunternehmen blicken optimistisch in die Zukunft: 82 Prozent sind laut eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen, ein Viertel der Unternehmen (25 Prozent) konnten sogar ein zweistelliges Wachstum verzeichnen. Das sind die Ergebnisse der Family Business Survey 2018 von PwC, die am 8. November weltweit veröffentlicht wurde. Österreichische Familienunternehmen sind im Vergleich zur Family Business Survey 2016 nicht nur stärker gewachsen, sondern liegen auch über dem globalen Durchschnitt (2016 waren es nur 60 Prozent; global sind es 69 Prozent).

Fachkräftemangel als größte Herausforderung
Auch wenn sich heimische Familienunternehmen positiv hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zeigen, äußern sie gleichzeitig Bedenken in Bezug auf sich verändernde Geschäftsmodelle, Regulierungen und Protektionismus. Vor allem der Fachkräftemangel gibt Anlass zur Sorge: Für 95 Prozent der Unternehmen ist die Fähigkeit, die besten Talente anziehen und halten zu können, entscheidend.

„Österreichs Familienunternehmen stellen sich erfolgreich dem internationalen Wettbewerb und befinden sich weiter auf einem positiven Wachstumspfad. Trotzdem dürfen sie sich nicht auf ihrem Erfolg ausruhen“, sagt Dr. Rudolf Krickl, Partner bei PwC Österreich und Experte für Familienunternehmen. „Wirtschaftliche Umbrüche stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. In den nächsten zwei Jahren liegen diese vor allem im Zugang zu den benötigten Fachkräften, in der Entwicklung ausreichender Innovationskraft sowie in der Bewältigung der digitalen Transformation.“

Zwei Drittel (66 Prozent) der österreichischen Familienunternehmen sind der Meinung, dass sie in den nächsten zwei Jahren deutliche Fortschritte bei den digitalen Fähigkeiten machen werden, während dies weltweit nur 57 Prozent angaben. 16 Prozent der Unternehmen glauben, dass sie digitalen Umbrüchen ausgesetzt sein werden (global: 30 Prozent). Nur 2 Prozent von Österreichs Familienunternehmen erwarten eine Änderung ihres Geschäftsmodells in den nächsten zwei Jahren (gegenüber 20 Prozent weltweit). 23 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich anfällig für einen Cyber-Angriff (weltweit sind es 40 Prozent).

Diese sehr positive Einschätzung - im Vergleich zu den weltweit erhobenen Zahlen - liegt unter Umständen auch darin begründet, dass sich österreichische Familienunternehmen dem vollen Ausmaß der Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben werden, noch nicht bewusst sind, fürchtet Dr. Rudolf Krickl. Er hält einen „Digital Health Check“ daher jedenfalls für sinnvoll, um eventuell noch nicht erkannte Gefahren aufdecken und rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen einleiten zu können.

Strategische Mittelfristplanung als Schlüssel zum Erfolg
Die Untersuchungen zeigen, dass unter jenen Unternehmen, die über eine gute strategische Planung verfügen, überdurchschnittlich viele ein zweistelliges Wachstum verzeichnen können. In Österreich haben 64 Prozent der Unternehmen einen mittelfristigen, ausformulierten Strategieplan, nur 9 Prozent verzichten gänzlich darauf (weltweit sind es 21 Prozent). „Die Veränderungsgeschwindigkeit im Unternehmensumfeld ist höher als je zuvor. Für Familienunternehmen ist es unverzichtbar, die zwei immanenten Kernelemente - Eignerstrategie und Unternehmensstrategie - zusammenzubringen, um die inhärenten Vorteile familiengeführter Unternehmen nutzen zu können.“

Keine konkrete Nachfolgeregelung
Nur 14 Prozent der heimischen Familienunternehmen verfügen über einen soliden, dokumentierten und kommunizierten Nachfolgeplan (ähnlich dem globalen Durchschnitt von 15 Prozent). Es planen jedoch 61 Prozent der Familienunternehmen in Österreich, die Führung und/oder das Eigentum an die nächste Generation zu übergeben – obwohl derzeit nur bei 39 Prozent der Familienunternehmen die nächste Generation bereits mitarbeitet (und insbesondere nicht in leitenden Positionen tätig ist).

„Hier sehen wir einen hohen Nachholbedarf“, stellt Dr. Rudolf Krickl fest. „Die Führungsnachfolge sollte durch eine langfristige Strategie gelöst werden. Wenn man über einen Zeitraum von fünf bis 15 Jahren plant, hat die Familie die Möglichkeit, eine Vielzahl an Kandidaten zu identifizieren, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Familie.“

Österreichische Familienunternehmen sind sich ihrer Werte bewusst
Die Family Business Survey 2018 kommt zu dem Schluss, dass stark von Werten geprägte Unternehmenskulturen einen Wettbewerbsvorteil bieten – drei Viertel (75 Prozent) der Unternehmen weltweit sind dieser Ansicht. Genau diesen sollten Familienunternehmen sich zunutze machen. Immerhin 86 Prozent der österreichischen Familienunternehmen sind sich ihrer für das Unternehmen vereinbarten Werte und Ziele bewusst, 61 Prozent haben diese Werte oder eine Unternehmensphilosophie auch verschriftlicht.

„Die Botschaft ist eindeutig: Unternehmenswerte im Alltag aktiv zu leben fördert Gepflogenheiten, die sich unter dem Strich bezahlt machen“, sagt Rudolf Krickl. „Die Verpflichtung zu eindeutig formulierten Werten kann für Familienunternehmen als eine Art innerer Kompass dienen, um die Herausforderung der technologischen und wettbewerbsorientierten Disruption zu umschiffen. Die Studie zeigt allerdings ganz klar, dass die Werte von Familienunternehmen nicht einfach Familienwerten gleichzusetzen sind. Unternehmenswerte sollten klar definiert und formuliert sein und regelmäßig im Diskurs mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern weiterentwickelt werden.“

Über die Family Business Survey
Zum neunten Mal wurden im Rahmen der Family Business Survey von PwC Familienunternehmen befragt. An der Family Business Survey 2018 haben weltweit 2.953 Unternehmen aus 53 Ländern teilgenommen. In Österreich wurden 44 Interviews durchgeführt. Als Familienunternehmen im Sinne dieser Studie gelten Unternehmen, in welchen der Gründer, seine Familie oder seine Nachkommen über die Mehrheit der Anteile bzw. Stimmrechte verfügen oder in denen mindestens ein Familienmitglied in der Geschäftsführung vertreten ist. Börsennotierte Unternehmen gelten noch als Familienunternehmen, wenn sich der Stimmenanteil der Gründerfamilie auf mindestens 25 Prozent beläuft und wenigstens ein Familienmitglied im Vorstand vertreten ist.

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