Neues Projekt „Frauen(Ar)Mut – Berufs- und Lebensperspektiven für Frauen im Burgenland“
gestartet
Eisenstadt (blms) - Das Land Burgenland verstärkt in Zusammenarbeit mit der FH Burgenland, Department
Soziales, seine Bemühungen zur Bekämpfung der Frauenarmut. Das vom Europäischen Sozialfonds und
dem Amt der Burgenländischen Landesregierung geförderte Projekt „Gegen Frauenarmut im Burgenland – Berufs-
und Lebensperspektiven für Frauen im Burgenland“ zielt darauf ab, regionale Gegebenheiten und vorhandene Ressourcen
in den Regionen jeweils zu identifizieren und sichtbar zu machen. Frauenlandesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf
präsentierte gemeinsam mit Prof. Dr. Roland Fürst, Leiter Department Soziales an der FH Burgenland, Projektleiterin
Mag.a Dr.in Manuela Brandstetter, DSA und der Projektmitarbeiterin Dipl.ing.in Elke Szalai am 7. November
an der FH Eisenstadt die Eckdaten und die Ziele des Projektes, das im September 2018 startete und bis Februar 2020
läuft.
„1.563.000 Menschen waren laut Statistik Austria gemäß EU-Definition im Jahr 2017 in Österreich
armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das sind 18,1 Prozent der Bevölkerung. Betroffene haben ein niedriges
Haushaltseinkommen, müssen erhebliche Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen hinnehmen oder leben
in Haushalten mit geringer Erwerbsbeteiligung. Frauen sind besonders davon betroffen, weil sie weniger verdienen
als Männer oder weil sie Kinder großziehen oder Angehörige pflegen, d.h. einer unbezahlten Tätigkeit
nachgehen“, so Eisenkopf. Demnach würden Frauen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit leisten. Dass Frauen mit
betreuungspflichtigen Kindern häufig Teilzeit arbeiten sei bekannt. Beschäftigung in Niedriglohnbranchen,
geringe Qualifikation und schlechte Ausbildung, eine an Kindern reiche Familie, der Status Alleinerzieherin und
Migrationshintergrund kämen als Risikofaktoren für Armut hinzu, so die Frauenlandesrätin. Grundsätzlich,
so Eisenkopf, könne es jede Frau treffen. „Durch den plötzlichen Verlust des Arbeitsplatzes oder durch
Krankheit kann man schnell in die Armutsfalle tappen. Bei Frauen, die von Armut betroffen sind, wirkt sich diese
häufig auf den gesamten Lebenslauf aus.“
Probleme und Innovationspotential für einzelne Regionen sichtbar machen
Im Rahmen des Projektes beforscht das die soziale Lage von Frauen im Burgenland, wobei der Fokus auf Benachteiligung
und soziale Ungleichheit gelegt wird. „Wir wollen Messinstrumente und Kenngrößen zur Armut entwickeln,
die nicht allein auf das Einkommen abstellen, sondern auch Faktoren wie Grundstückspreise, das Angebot an
Kinderbetreuung oder Mobilität mitberücksichtigen“, so Brandstetter. Die Digitalisierung bringe große
Veränderungen und eine Phase großer und sozialer Gestaltbarkeit. Man wolle auch erforschen, wie Betroffene
vorhandene strukturelle Probleme auf kreative Weise bewältigen.
„Wir wollen uns anschauen, wie Frauen den Spagat zwischen Job und Kinderbetreuung schaffen, wie sie sich in
den Gemeinden einbringen. Wir gehen den Fragen nach, welche Strategien sich Betroffene zurechtlegen, welche Netzwerke
sie sich bedienen und welche kreative Lösungsmöglichkeiten als hilfreich erlebt werden“, so die Projektleiterin.
Ziel ist, jene großen Probleme für die einzelnen Regionen sichtbar zu machen und jenes Innovationspotential
zu erkunden, das Frauen in ihren Netzwerken alltäglich nutzen, wenn sie die bestehenden Unwägbarkeiten
bewältigen Auch geht es darum, wie Soziales, Bildung Wirtschaft und Politik unterstützend eingreifen
können.
Grundstein für Netzwerkbildung
„Regionen brauchen unterschiedliche Lösungsansätze“, erklärt Szalai. Die regionalen Unterschiede
seien in bereits vorangegangenen Studien zum Teil gut herausgearbeitet worden. Darüber hinaus werden im Rahmen
des jetzigen Projektes in einem ersten Schritt mithilfe einer bis November laufenden Online-Befragung (Teilnahme
bis Ende November unter: https://www.soscisurvey.de/FrauenMut/
)unterschiedliche Aspekte der Berufs- und Lebensperspektive für Frauen im Burgenland erfasst. Dazu wurde das
Burgenland in vier Regionen eingeteilt: Region Neusiedl am See, Region Eisenstadt-Umgebung, Region Oberpullendorf-Mattersburg
und die Region Oberwart-Güssing-Jennersdorf.
Aufbauend auf die Ergebnisse der Umfrage werden in einem zweiten Schritt vier Fokusgruppen zur vertiefenden
Diskussion der Ergebnisse mit regionalen Expertinnen und Experten stattfinden. Das durch die regionalen Bedürfnisse
und Chancen identifizierte und gewonnene Wissen wird im Zuge der Fachtagung im Mai 2019 den Grundstein für
die nachfolgende Netzwerkbildung bilden.
„Es ist bekannt, dass Frauen bestimmte Regionen verlassen. In der Regionalentwicklungsstrategie findet das bisher
keinen Niederschlag. Frauen werden damit nicht angesprochen, nicht erfasst. Wir wollen das Potential der Frauen
in der Region heben und die Regionalentwicklungsstrategie besser mit den Bedürfnissen der Frauen verknüpfen“,
erklärt Szalai.
Department Soziales an der FH Burgenland
Das Department Soziales an der FH Burgenland bildete seit seiner Gründung 2014 Sozialarbeiter und Sozialpädagogen
aus und kann auf bereits über 100 Absolventen und aktuell mehr als 130 Studierende verweisen. „Wir sind dort
tätig, wo es brennt und erkennen soziale Verwerfungen und Veränderungen viel früher als andere.
Der neue Forschungsauftrag passt sehr gut zu uns. Wir wollen Menschen fit für die Zukunft machen“, so Departmentleiter
Fürst.
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