Wien (hdgoe) - Am 10. November 2018 ist es soweit: Österreich bekommt ein neues zeithistorisches Museum.
Mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö) schenkt sich die Republik zum hundertsten Jahrestag ihrer
Gründung einen Ort, an dem die jüngste Geschichte Österreichs erlebbar wird. Die neue Institution
ist geschichtsträchtig in der Hofburg am Heldenplatz angesiedelt, wird jedoch sowohl architektonisch, als
auch gemäß ihrem Selbstverständnis eine moderne und lebendige Diskussionsplattform sein.
„Unser Haus gehört der Öffentlichkeit. Deshalb haben wir alles daran gesetzt, offen zu sein und Barrieren
niederzureißen. Unsere Geschichte lebt, und wir wollen sie allen zugänglich machen“, sagt Monika Sommer,
Gründungsdirektorin des Hauses der Geschichte Österreich. „Wir haben ein Haus gestaltet, in dem Dialog
und Diskussion zentral sind. Wir wollen dem vielfältigen und vielstimmigen Österreich Raum geben. So
sind unsere Angebote konzipiert.“
Ein breites Vermittlungsprogramm bietet allen Besucherinnen und Besuchern etwas Passendes, um Geschichte aktiv
zu erleben und zu hinterfragen. Besondere Formate wie die Reihe „Nachgefragt“, in der jeden Dienstag eine bekannte
Persönlichkeit ihre Sicht auf das ambivalente letzte Jahrhundert erzählt, bereichern den Dialog.
Interessierte können sich aber auch virtuell beteiligen. Zusammen mit den Museumsräumlichkeiten am
Heldenplatz eröffnet mit der Webplattform auch ein „digitales Hauses der Geschichte Österreich“, das
einlädt, selbst Geschichte mitzuschreiben. Hier können zu bestimmten Themenkreisen – kuratiert und ergänzt
von Expertinnen und Experten – eigene Bilder und Erinnerungen hochgeladen werden, um sie mit anderen zu teilen.
„Wir gehen hier völlige neue Wege und verschränken den realen mit dem virtuellen Museumsraum“, sagt
Direktorin Sommer. „Beispielsweise werden persönliche Bilder sowohl auf der Webplattform, als auch in der
Ausstellung sichtbar sein. So kann jede und jeder Geschichte mitgestalten und die eigene Perspektive einbringen.“
Haus eröffnet mit zwei Ausstellungen
Die Haupträumlichkeiten des hdgö bespielt Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918. Sieben
Themenschwerpunkte beleuchten zentrale Entwicklungen und den Wandel von Demokratie und Gesellschaft in den letzten
100 Jahren. „Diese Ausstellung ist unser Kernstück. Mit ihr zeigen wir, dass man Geschichte auch anders als
chronologisch und in Schaukästen erzählen kann. Auch Widersprüche sind möglich und sogar wichtig,
dargestellt zu werden. Mit modernsten Mitteln und didaktischen Methoden können sich unsere Besucherinnen und
Besucher ein Bild des vergangenen Jahrhunderts machen. Dafür geben wir Impulse zum Verständnis der politischen
und gesellschaftlichen Entwicklungen des jüngsten österreichischen Jahrhunderts“, sagt Monika Sommer.
„Aber für mich ist auch die kleinere Wechselausstellung, die wir parallel eröffnen, eine Herzensangelegenheit.“
Mit Nur die Geigen sind geblieben. Alma und Arnold Rosé wird die virtuose Geigerin der dreißiger Jahre
geehrt, die später im KZ Auschwitz-Birkenau das Frauenorchester leitete und dort starb. Ihr Vater Arnold Rosé,
wie sein Schwager Gustav Mahler eine Größe des Wiener Musiklebens, überlebte im Londoner Exil.
„Durch ein Engagement in den Niederlanden versuchte Alma, die Geige ihres Vaters vor dem Verkauf zu retten. Ihr
Plan scheiterte, sie wurde gefangen genommen und kam ins KZ Auschwitz-Birkenau. Die Geigen der beiden, eine Stradivari
und eine Guadagnini, erklingen aber bis heute in den großen Konzerthäusern der Welt“, so Sommer. „Diese
besondere Frau wollen wir nachhaltig in Erinnerung behalten und benennen die Ausstellungsfläche vor dem Altan
der Neuen Burg in ‚Alma Rosé Plateau‘ um.“
Zukunft mit Herkunft
Mit seinen beiden Ausstellungen und dem Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm will das Haus der Geschichte
Österreich aber nicht nur zurück, sondern auch vorwärts schauen. „Uns treibt die Frage an: Welche
Auswirkungen hat die Vergangenheit auf unsere Gegenwart und die Zukunft? Denn Zeitgeschichte findet statt. Vor
unseren Augen. Deshalb wollen wir neugierig machen, Spannungsfelder aufzeigen und sie thematisieren“, sagt Direktorin
Sommer.
Oliver Rathkolb, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Geschichte Österreich und Vorstand
des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien, ergänzt: „Wir brauchen das Wissen um die
Vergangenheit, um die Zukunft aktiv zu gestalten. Das Haus der Geschichte Österreich bietet dafür viele
Ansatzpunkte. Diese Institution hat Österreich gefehlt und schließt eine Lücke. Wir werden aktiv
daran weiterarbeiten, auch die institutionelle und budgetäre Unabhängigkeit des Hauses selbst zu sichern
und es fest in der österreichischen und internationalen Museumslandschaft zu verankern.“
„Wir haben ein solides Fundament für das Haus der Geschichte Österreich gebaut. Wir eröffnen am
10. November ein Haus, das Geschichte lebendig vermittlet und der Öffentlichkeit gehört. In diesem Sinne
werden wir unsere Arbeit fortsetzen und zusammen mit den politisch Verantwortlichen das Haus weiterentwickeln und
ausbauen“, schließt Direktorin Sommer.
Das Haus der Geschichte Österreich
Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik. Zeitgemäß
vermittelt und pointiert erzählt, lädt das neue Museum in der Hofburg zur Auseinandersetzung mit der
ambivalenten österreichischen Geschichte ein. Ausgehend von der Gründung der demokratischen Republik
1918 werden gesellschaftliche Veränderungen und politische Bruchlinien thematisiert sowie Fragen gestellt,
die damals wie heute Österreich und Europa bewegen. Als Diskussionsforum für ganz Österreich konzipiert,
eröffnet das Museum mit vielfältigen Vermittlungsangeboten und einer innovativen Webplattform neue Perspektiven
auf die Vergangenheit und Gegenwart Österreichs – mit Blick auf die Zukunft.
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