LHStv.in Schaunig: Neue Geschäftsmodelle und gute Netzwerke sind Voraussetzung für
erfolgreichen Übergang ins Digitalisierungs-Zeitalter – Projekt „Mölltal Möbel“ verbindet Moderne
und Tradition, Stadt und Land, Design und Handwerk
Spittal/Drau/Klagenfurt (lpd) - Fünf Mölltaler Tischler, ein Sägewerk, eine Fachhochschule,
ein Gestaltungswettbewerb für die Kreativ-Szene Kärntens, eine App und zwei engagierte Unternehmensgründer
– das ist der Mix für ein Projekt, das alte Handwerkskunst mit digitalen Vertriebswegen, nachwachsende Rohstoffe
mit neuem Design und traditionelle Produktionsmethoden mit moderner Kommunikation verbindet. „Digitalisierung ist
in erster Linie ein Vernetzungsthema und bietet darin große Chancen für den ländlichen Raum. Das
Projekt Mölltal Möbel kann ein Paradebeispiel dafür werden, wie traditionelle regionale Stärken
– hier die Herstellung hochwertiger Lärchenholzprodukte – mit neuen Geschäfts- und Vertriebsmodellen
zukunftsweisend genutzt werden“, sagte Digitalisierungsreferentin LHStv.in Gaby Schaunig am 7. November bei einer
Pressekonferenz in Spittal/Drau.
Aufgesetzt wurde das Projekt vom jungen Unternehmen Mölltal Möbel GmbH. „Wir verstehen uns als Vermittlungs-
und Vertriebsplattform für Designmöbel, die in traditioneller Handwerkskunst und aus Mölltaler Holz
hergestellt werden“, sagte Unternehmensgründer und Ideengeber Hans Peter Lindner. Technisches Know-how bringt
Co-Gründer Johannes Meleschnig ein, Partner bei der Ausschreibung der Möbelentwürfe ist die Fachhochschule
Kärnten am Campus Spittal. „Als Schnittstelle dient eine auf Industrie 4.0 basierende Plattform des Kärntner
Unternehmens IoT40 Systems GmbH, die als Verbindung zwischen Gestaltern, Handwerkern und Endverbrauchern dienen
soll. Alle relevanten Daten von der Holzernte über den Transport, den Schnitt, die Möbelproduktion bis
zur Auslieferung werden aufgezeichnet. Somit kann das Holz von jedem hergestellten Möbel bis zum Baumstumpf
zurückverfolgt werden“, sagte Meleschnig.
Die Entwürfe für die neuen Möbel werden in einem ersten Schritt über einen Wettbewerb gewonnen,
der heute gemeinsam mit dem Studiengang Architektur der FH Kärnten ausgeschrieben wird. Die Vorgaben für
die Gestalter sind: Planung eines Gebrauchsmöbels, das aus Mölltaler Lärchenholz und in traditioneller
Handwerkskunst von Mölltaler Tischlereibetrieben hergestellt werden kann. „Die Auseinandersetzung mit regionalen
Herausforderungen ist bei uns am Campus Spittal ein wesentlicher Schwerpunkt. Es war daher von Anfang an klar,
dass wir diese Initiative bei der Auslobung eines Gestaltungswettbewerbes unterstützen“, sagte Jürgen
Wirnsberger vom Studiengang Architektur an der Fachhochschule.
Eine hochkarätige Jury wird sechs bis acht Siegerentwürfe küren. Fünf Tischlereibetriebe und
ein Sägewerk zwischen Mühldorf und Großkirchheim, die am Projekt beteiligt sind, werden die Möbel
produzieren. Gestalter und Tischler fertigen vorerst einen Prototyp, der dann als Modell für den Vertrieb
und als Ausstellungsstück dienen soll. Die beteiligten Betriebe sind: Reiter Bioholz GmbH, Tischlerei Rindlisbacher,
HDE Holz Design Egger GmbH, Josef Wallner Planung-Tischlerei, Suntinger & Wallner GmbH, und Kunsttischlerei
Josef B. Pichler.
Josef Suntinger von Suntinger & Wallner betonte das neue Denken in den regionalen Handwerksbetrieben. „Wir
sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern möchten stärker zusammenarbeiten. Und wir haben Nachwuchs in
den Betrieben, junge Tischler, die mit Liebe ihr Handwerk ausüben.“ Für Siegfried Egger von HDE Holz
Design Egger zeigt das Projekt neue Perspektiven auf, „um Möbel nicht über den Preis zu verkaufen, sondern
über den Wert“.
Am 27. April 2019 werden die Prototypen im Besucherzentrum des Nationalparks Hohe Tauern in Mallnitz präsentiert.
Mit diesem Tag erfolgt dann auch der Verkaufsstart der ersten Kollektion. „Der Vertrieb wird über das Internet
– über Social-Media-Kanäle, ausgesuchte Blogger und Influencer – und über exklusive Möbelhäuser
erfolgen“, erklärte Lindner. Die Präsentation in den Möbelhäusern soll mittels Videowall und
den Prototypen erfolgen.
„Das besondere ist: Der Endverbraucher kann ab Bestellung über eine App den gesamten Produktionsablauf seines
Möbels nachverfolgen bzw. live erleben. Die markanten Vorgänge wie das Fällen, der Transport und
der Zuschnitt des Baumes werden mittels Video aufgezeichnet und können schon bei der Bestellung nachgesehen
werden. In den Tischlereien werden Präsentationsflächen geschaffen, von denen aus der Endverbraucher
dem Tischler quasi über die Schulter schauen kann“, so Lindner.
Von jedem Möbel wird nur eine limitierte Stückzahl angeboten, mittels Plakette wird eine fortlaufende
Nummer angebracht. „Zudem erhält der Kunde mit dem Möbel ein Zertifikat, auf dem die GPS-Daten des gefällten
Baumes, die GPS-Daten des neu gepflanzten Baumes – pro verkauftem Möbel wird ein Baum gepflanzt –, das Datum
und die Mondphase der Schlägerung sowie die Daten des Tischlereibetriebs aufscheinen“, erklärte Meleschnig
und Lindner ergänzte: „Somit werden hier nicht nur ein Möbel mit hoher gestalterischer Qualität
verkauft, sondern auch die gesamte Geschichte über die Region, die Produktion und den Rohstoff Holz.“
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