Bericht über Tourismus und Freizeitwirtschaft zieht Bilanz über 2017
Wien (pk) - Österreichs Tourismus kann sich über einen neuerlichen Rekord bei den Gästenächtigungen
freuen. Wie aus dem von Bundesministerin Elisabeth Köstinger vorgelegten Bericht betreffend Tourismus und
Freizeitwirtschaft (III-208 d.B.) hervorgeht, lag die Zahl der Übernachtungen im Jahr 2017 mit 144,44 Millionen
um knapp 3,6 Millionen über dem bisherigen Höchstwert des Jahres 2016. Das Wachstum der Tourismusnachfrage
fiel mit 2,5% zwar deutlich niedriger aus als im vorangegangenen Jahr (+4,2%), lag aber dennoch wesentlich über
dem langfristigen Trendwert seit der Jahrtausendwende von 1,4%.
Wachstumseinbruch bei Inlandsnächtigungen
Die Abschwächung der Gesamtnachfrage führt der Bericht in erster Linie auf den Wachstumseinbruch bei
den Inlandsnächtigungen (2017: +1,3%, 2016: +4,4%) zurück. Erklärt wird dies vor allem durch die
günstige konjunkturelle Situation in Österreich, die viele InländerInnen dazu bewogen habe, ihren
Urlaub eher im Ausland zu verbringen. Eine saisonale Betrachtung zeigt überdies eine spürbare Zunahme
der Sommernächtigungen (+2,8%), während die Nachfrage in der Wintersaison 2016/2017 stagnierte. Dieses
Entwicklungsmuster wird, wie der Bericht zu bedenken gibt, nur durch das hohe Gewicht der Auslandsnächtigungen
unterstützt, zumal die inländische Nachfrage in der Wintersaison nur schwach und in den Sommermonaten
kaum anstieg.
Die nominellen Einnahmen im Gesamtreiseverkehr stiegen 2017 preisbedingt mit 3,8% stärker als die Nächtigungen.
Preisbereinigt wuchs der Umsatz jedoch nur sehr gering (+0,7%) und blieb somit hinter der Nächtigungsentwicklung
zurück. Seit 2000 ist der reale Gesamtumsatz der Tourismusbranche nur um 0,3% pro Jahr gestiegen und lag damit
deutlich unter der gesamtwirtschaftlichen Dynamik von jährlich +1,5%. Der Bericht warnt in diesem Zusammenhang,
dass ein längeres Nachhinken eines Sektors hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung einen wachsenden
Kosten- und Gewinndruck auslösen kann, der sich negativ auf die Investitionskraft und die Wettbewerbsfähigkeit
der Betriebe auswirkt.
Marktanteil Österreichs stagniert langfristig
Gemessen an den Tourismusexporten der EU 28 war der Marktanteil Österreichs 2017 sowohl nominell (5%) als
auch real (4,8%) leicht rückläufig, nachdem er 2016 etwas angezogen hatte. Langfristig hat sich damit
die Bedeutung Österreichs im internationalen europäischen Tourismus seit der Jahrtausendwende kaum verändert.
Weitaus dynamischer entwickelten sich etwa die nominellen Marktanteile Schwedens, Portugals, Spaniens und Kroatiens.
Zum Teil deutlich an Gewicht eingebüßt haben bei den EU-weiten Tourismusexporten hingegen Griechenland,
Großbritannien, Italien und Frankreich.
Aufenthaltsdauer nach wie vor niedrig
Mit 43,06 Millionen Ankünften und 144,44 Millionen Übernachtungen wurden 2017 historische Höchstwerte
verzeichnet. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag dabei ähnlich wie 2016 bei 3,4 Nächten. Ein langfristiger
Vergleich zeigt, dass die Nächtigungszahl von 5,1 im Jahr 1992 kontinuierlich um 1,6% jährlich zurückging.
Während inländische UrlauberInnen 2017 nur 2,8 Nächte verweilten, waren es bei internationalen Gästen
3,6 Nächte. Am längsten blieben dabei TouristInnen aus den Niederlanden (5,1 Nächte), Luxemburg
und Belgien (4,9 Nächte) und Polen (3,8 Nächste), was der Bericht auf den Umstand zurückführt,
dass es sich bei diesen Gruppen vielfach um Wintergäste handelt, die meist eine Woche Schiurlaub buchen. Dem
gegenüber weisen Gäste aus Fernmärkten tendenziell kürzere Nächtigungswerte auf. So bleiben
etwa chinesische TouristInnen durchschnittlich 1,4 Nächte, InderInnen 1,8, JapanerInnen 2,1 oder BrasilianerInnen
2,4 Nächte in Österreich, das sie meist im Rahmen einer Europa-Reise besuchen.
Hotels der Top-Klasse immer beliebter
In privaten Unterkünften halten sich die Gäste im Durchschnitt 5,2 Nächte auf, in Hotels verweilen
sie hingegen mit 3,1 Nächten wesentlich kürzer. Innerhalb der Hotels hat sich in den letzten 25 Jahren
die Nachfrage in Richtung der Top-Hotellerie (4 bis 5-Sterne-Bereich) verschoben. Mit einem durchschnittlichen
jährlichen Nächtigungswachstum von 2,9% stieg der Marktanteil in diesem Segment von 31,5% im Jahr 1992
auf 56,4% 2017. Während der 3-Sterne-Bereich mit aktuell 32,4% kaum an Gewicht verlor und eine langfristig
stabile Nächtigungsnachfrage aufweisen konnte, büßten die 1 bis 2-Sterne-Hotels seit 1992 rund
ein Fünftel ihres Marktanteils ein, der im Berichtsjahr nur noch 11,2% betrug. Stetig steigender Beliebtheit
erfreuten sich in den vergangenen 25 Jahren die Ferienwohnungen, deren Anteil an den Gesamtnächtigungen 2017
20,3% (1992: 9,9%) ausmachte.
Boom bei Gästen aus China
Die Nächtigungszahlen aus 2017 zeigen, wie stark die touristischen Fernmärkte die Gesamtentwicklung stützten.
Während sich bei der Nachfrage aus dem Inland (+2,5%) und aus dem benachbarten Ausland (+2,1%) eine eher gedämpfte
Dynamik einstellte, zogen die Nächtigungszahlen aus den nicht an Österreich grenzenden Herkunftsmärkten
mit einem Plus von 2,9% stärker an. Am dynamischsten entwickelten sich dabei China (+25,6%) und erstmals seit
2013 auch Russland (+18,3%). Überdurchschnittlich hohe Zugewinne verzeichnete der heimische Tourismus auch
bei Gästen aus Israel (+9,4%), den USA (+8,6%), Polen (+7,8%), Rumänien (+6,5%) und Kroatien (+5,1%).
Mittelfristig zeigt sich ein leichter Trend hin zu einer stärkeren Internationalisierung. Während bis
2010 die Nachfrage aus dem Inland und den benachbarten Ländern stärker wuchs, zogen seither die nicht
benachbarten Märkte kräftiger an.
Wien bleibt im Trend
Was die Bundesländer betrifft, waren 2017 überdurchschnittlich starke Nächtigungszuwächse –
und damit Marktanteilsgewinne – in Ober- und Niederösterreich (+4,1% bzw. +4,0%), Wien (+3,7%), der Steiermark
(+3,4%) und Salzburg(+2,9%) zu verzeichnen. Seit 2000 konnte die Bundeshauptstadt mit einem jährlichen Nächtigungsplus
von 4,2% ihren österreichischen Marktanteil um insgesamt 4,0 Prozentpunkte auf 10,8% steigern. Auch Salzburg
gewann Marktanteile (+1,2 Prozentpunkte) und weist aktuell ein Gewicht von 19,6% auf. Kärnten (-2,3 Prozentpunkte)
und Tirol (-2,1 Prozentpunkte) büßten im selben Zeitraum hingegen an Gewicht ein. Eine Analyse der Nächtigungszahlen
nach Tourismusregionen weist für die Zeitspanne von 2000 bis 2017 neben Wien die Salzburger Sportwelt (+2,1%),
das Ötztal (+1,6%), Schladming-Dachstein (+2,2%), Innsbruck und seine Feriendörfer (+1,6%) sowie den
Nationalpark Hohe Tauern (+2,1%) als Gewinner auf.
Beschäftigung im Tourismus: Hoher Anteil an Frauen und ausländischen Arbeitskräften
2017 waren im Jahresdurchschnitt 210.263 unselbständig Beschäftigte im Tourismus tätig. Dies ist
ein Plus von 1% gegenüber 2016 und entspricht einem Anteil von 5,9% an den unselbständig Beschäftigten.
Die Beschäftigung in der Tourismusbranche ist in Österreich durch einen hohen Frauenanteil (56,5%), steigende
Beschäftigung von AusländerInnen und stark zunehmende geringfügige Beschäftigung gekennzeichnet.
So waren im Berichtsjahr durchschnittlich 102.970 AusländerInnen im Beherbergungs- und Gaststättenwesen
unselbständig beschäftigt, ihr Anteil an den Beschäftigten ist dabei mit 49% (gesamt: 19,5%) vergleichsweise
hoch. Gegenüber 2016 hat die Beschäftigung von AusländerInnen im Tourismussektor um 3,8% zugenommen,
während jener der inländischen Arbeitskräfte um 1,5% zurückgegangen ist. Der Tourismus zählt
auch zu jenen Bereichen, die die Liberalisierung des europäischen Arbeitsmarkts am stärksten genutzt
und Stellen vermehrt mit Arbeitskräften aus den EU-Mitgliedstaaten besetzt haben. Von den über 102.000
ausländischen Beschäftigten kamen 2017 16.705 aus den EU-15 – 61% davon aus Deutschland – und 51.237
aus den neuen EU-Mitgliedstaaten. In den letzten Jahren (seit 2008) ist auch die Zahl der geringfügig Beschäftigten
im Tourismus um 21.450 bzw. 60,8% auf 56.720 gestiegen. Eine weitere Charakteristik der Beschäftigungsstruktur
im Tourismus stellt das überdurchschnittlich junge Personal dar. 18,9% der unselbständig Beschäftigten
sind unter 25 (gesamt:12,3%) und 30,2% über 40 Jahre alt (gesamt: 41,2%).
Die Arbeitslosenregisterquote lag 2017 im Tourismus mit 16,7% weit über der gesamten Quote von 8,5%. Im Jahresdurchschnitt
ging die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen im Tourismus um 5,6% zurück. Von den 42.260 arbeitslos
vorgemerkten Personen hatten 24,8% eine Einstellungszusage für eine Arbeitsaufnahme. Insgesamt wirkt sich
die Saisonalität in der Branche durch relativ kurze Arbeitslosigkeitsepisoden und vergleichsweise geringe
Beschäftigungsdauern aus, heißt es dazu im Bericht.
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