Flachgauer Schüler diskutierten beim „Europa-Café“ mit EU-Sonderbeauftragtem Franz
Schausberger
Salzburg (lk) - Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Neumarkter Stadtcafé Schwaiger am
5. November. 70 Augenpaare richteten sich gespannt auf Franz Schausberger. Er berichtete Schülerinnen
und Schülern aus den 5. Klassen der HLW und HAK Neumarkt, mit welchen Schwierigkeiten die Länder auf
der westlichen Balkanhalbinsel auf ihrem Weg in die EU zu kämpfen haben.
Der ehemalige Landeshauptmann ist Sonderbeauftragter von Erweiterungs-Kommissar Johannes Hahn, Vorstand des Instituts
der Regionen Europas sowie Mitglied des EU-Ausschusses der Regionen. „Wird die EU genau darauf achten, sich bei
künftigen Beitritten keine neuen Probleme einzuhandeln und wie kann in den Ländern die Demokratie gestärkt
und der Einfluss aus dem Nahen und Fernen Osten zurückgedrängt werden?“, wollen die Flachgauer Jugendlichen
wissen.
Schweres Erbe und fremde Interessen
„Die Beitrittsbemühungen der sechs Westbalkan-Staaten haben ein schweres geschichtliches Erbe. Praktisch keine
Familie ist vom Jugoslawienkrieg unberührt. Noch immer spalten unterschiedliche ethnische und religiöse
Zugehörigkeiten die Gesellschaft“, erläutert Schausberger und zählt die aktuellen Hauptprobleme
auf: Extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit und gut ausgebildete Arbeitskräfte, die abwandern, eine schwache Verwaltung
und Korruption, die teilweise bis in die Gerichtsbarkeit reicht. „Wenn Europa sich nicht engagiert, dann werden
es Kräfte von außerhalb tun, was nicht in unserem Sinn sein kann. Saudi-Arabien baut im Süden des
ehemals atheistisch ausgerichteten Albanien eine Moschee nach der anderen, auch die Türkei und China investieren
massiv“, warnt der Sonderbeauftragte.
Westbalkan-Beitritte frühestens ab 2025
Mit Montenegro und Serbien sind die EU-Beitrittsverhandlungen bislang am weitesten fortgeschritten. Ein Beitritt
scheint frühestens ab 2025 möglich. Vorgespräche laufen weiters mit Albanien. Mit Mazedonien wurde
seit der Zuerkennung des Kandidatenstatus 2005 wegen des bislang ungelösten Namenskonflikts mit Griechenland
nicht weiterverhandelt. Bosnien-Herzegowina und der Kosovo haben einen Antrag gestellt.
Schülern die EU verständlich machen
Organisiert hat das „Europa-Café“ Gritlind Kettl mit ihrem Team vom EU-Bürgerservice und EuropeDirect
Land Salzburg. Sie ist besonders an Salzburgs Schulen aktiv, wenn es gilt, die EU verständlich zu machen.
Im Moment läuft ein Online-Rap-Wettbewerb.
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