LH Mikl-Leitner: Geschichte ist „Leitlinie und Grundpfeiler“ für die Herausforderungen
am Weg nach vorne
Wien/St. Pölten (nlk) - Am 5. November jährte sich zum hundertsten Mal die konstituierende Sitzung
der provisorischen niederösterreichischen Landesversammlung. Am 5. November 1918 traten im Landhaus in der
Wiener Herrengasse 120 Mandatare zusammen – dabei handelte es sich um die 88 noch lebenden Abgeordneten des letzten,
1908 gewählten Landtags sowie um die 32 in Niederösterreich bei den Reichsratswahlen gekürten Mandatare.
Beschlossen wurde im Rahmen der Sitzung, die „politische Verwaltung Niederösterreichs und die Vollzugsgewalt“
zu übernehmen. Mit einer Festveranstaltung am Originalschauplatz, dem nunmehrigen Palais Niederösterreich,
wurde am 5. November den historischen Ereignissen gedacht.
Das heutige Palais Niederösterreich sei „ein ganz besonderer Ort für das Bundesland Niederösterreich
und die gesamte Republik“, ging Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Zuge des Festaktes auf die historische
Bedeutung dieses Gebäudes ein: „Hier spüren wir, dass uns diese Mauern Geschichte und Geschichten erzählen.
Hier spüren wir, dass diese Geschichte in die Gegenwart und in die Zukunft hinein wirkt“. Diese Geschichte
sei „Leitlinie und Grundpfeiler“ für die Herausforderungen am Weg nach vorne, hielt sie fest: „Werte wie Friede,
Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen uns für diese Werte stark
machen und sie in die Zukunft tragen.“
Die Landeshauptfrau gab in ihren Worten auch „ein ganz klares Bekenntnis“ ab, „die Erinnerung an die Geschichte
weiterhin hoch zu halten“. So mache etwa das „Haus der Geschichte“ in der Landeshauptstadt St. Pölten die
Geschichte „für jede Generation spürbar und fühlbar“, betonte sie: „Nur wer die Geschichte kennt,
kann sie verstehen, und nur wer die Geschichte versteht, kann aus ihr die richtigen Schlüsse für die
Zukunft ziehen.“ Dies sei auch der Grund, weshalb es von großer Bedeutung sei, auch in Zukunft auf das Miteinander
zu setzen, so die Landeshauptfrau: „Die Geschichte hat uns gezeigt, dass das Miteinander stärker ist als das
Gegeneinander, dass die Kooperation stärker ist als die Konfrontation.“
Der historische Sitzungssaal des NÖ Landtages in der Wiener Herrengasse „strahlt in seiner bewegten Geschichte“
und sei „einer der bedeutendsten Säle der Republik Österreich“, betonte der Präsident des NÖ
Landtages, Karl Wilfing, in seiner Rede. Die heutige Gedenkveranstaltung solle an die Leistungen der Vorfahren
erinnern, aber auch dazu dienen, um zu bedenken, „was wir aus den historischen Ereignissen lernen können“,
sagte er. „Diese Männer hatten Hausverstand, sie hatten das Wissen, was der Moment erfordert, und sie hatten
die Bereitschaft, selbstbestimmt zu handeln“, so Wilfing. Die damaligen Debatten seien „vom Miteinander geprägt
gewesen“, hielt der Landtagspräsident fest.
An dem Festakt im Palais Niederösterreich nahmen zahlreiche hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Politik,
der Diplomatie, der Gerichtsbarkeit, der hohen Beamtenschaft, der öffentlichen Sicherheit, der Kirchen und
der Medien teil. So waren neben der gesamten Niederösterreichischen Landesregierung und des Niederösterreichischen
Landtagspräsidiums unter anderem auch zahlreiche Botschafter, die Präsidentin des Bundesrates Inge Posch-Gruska,
der ehemalige Diözesanbischof Klaus Küng, der Vorsitzende der Äbtekonferenz Georg Wilfinger und
Superintendent Lars Müller-Marienburg gekommen. Eine besondere Verbindung zum „Alten Landhaus“ bzw. dem Palais
Niederösterreich haben auch die Ehrengäste Landeshauptmann a. D. Erwin Pröll, Landtagspräsident
a. D. Franz Romeder und Landtagspräsident a. D. Hans Penz aufzuweisen.
Im Zuge der Gedenkveranstaltung wurde ein Bogen zwischen den Generationen gespannt. In von Robert Ziegler und Peter
Madlberger geführten Interviews kamen der 106-jährige Zeitzeuge Otto Filipsky sowie als Vertreter der
jungen Generation die Schüler Hannah Harkess (Mary Ward St. Pölten), Aron Bachmann (BG/BRG Purkersdorf)
und Paul Müller (BG/BRG Klosterneuburg) zu Wort. Inge Winder und Paul Färber lasen aus den Protokollen
der Landesversammlung vor 100 Jahren und trugen Ausschnitte aus damaligen Zeitungsberichten vor. Als Experten sprachen
der Landtagsdirektor a. D. Paul Lengheimer und der Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Ernst
Bruckmüller über die historischen Ereignisse und deren Bedeutung. Die den Festakt abschließende
Landeshymne wurde von der jungen Sängerin Larissa Höfler vorgetragen.
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