ÖBB bauen erstes eigenes Pumpspeicherkraftwerk

 

erstellt am
06. 11. 18
13:00 MEZ

Wien (öbb) - Mit der Errichtung des Pumpspeicherkraftwerks Tauernmoos in Salzburg bekennen sich die ÖBB erneut klar zum Ausbau der Eigenproduktion von Bahnstrom und stellen mit einem Investitionsvolumen von rund 300 Mio. Euro die Weichen für die grüne, nachhaltige Energiezukunft des Konzerns.

Nach mehr als zehn Jahren Planungs- und Genehmigungsphase ist es nun endlich soweit: Die ÖBB erteilen grünes Licht für den Neubau des Pumpspeicherkraftwerks Tauernmoos in der Kraftwerksgruppe Stubachtal. Im Gegensatz zu herkömmlichen Speicherkraftwerken erlauben es Pumpspeicherkraftwerke, neben der Produktion von umweltfreundlichem Strom aus Wasserkraft, auch große Mengen an Energie kostengünstig zu speichern und somit Leistungsspitzen im Bahnstromnetz optimiert abzudecken. So kann bei geringer Nachfrage überschüssiger Strom genutzt werden, um Wasser in das höher gelegene Speicherbecken zu pumpen und anschließend, bei erhöhter Nachfrage, wieder Bahnstrom zu erzeugen.

220 Meter Höhenunterschied zwischen den Stauseen werden optimal genutzt
Bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden die beiden Speicherseen Tauernmoos und Weißsee im hinteren Stubachtal (Gemeinde Uttendorf) in den Hohen Tauern errichtet. Der Tauernmoossee wird seither mit dem Kraftwerk Enzingerboden zur Stromgewinnung (Leistung 80 MW) genutzt. Der um 220 Meter höher gelegene Weißsee dient bis heute nur als Vorspeicher und wird damit energetisch nicht genutzt. Durch das neue Pumpspeicherkraftwerk mit zwei 85-MW-Turbinen kann nun auch dieser Höhenunterschied zwischen den beiden Speicherseen zur Stromgewinnung für den Betrieb von Zügen verwendet werden.

Beeindruckende Maßstäbe: Kaverne so groß wie zwölfstöckiges Wohnhaus
Die unterirdische Kaverne des geplanten Kraftwerks Tauernmoos wird in eine Maschinenkaverne und eine Trafokaverne unterteilt. Die Höhe der Kaverne entspricht der eines zwölfstöckigen Wohnhauses. Die verschiedenen Ebenen sind durch einen Lift und ein Stiegenhaus erschlossen. Ein Hallenkran ermöglicht das Umsetzen von schweren Teilen der Anlage während Bau und Betrieb. Auch ein Leitstand, Werkstätten und ein Aufenthaltsraum sind in der Kaverne untergebracht.

Unterwasserstollen für idealen Wasserdruck
Der geplante Unterwasserstollen zwischen dem Kavernenkraftwerk Tauernmoos und dem Tauernmoossee ist rund 350 Meter lang. Er überwindet einen Höhenunterschied von 57 Meter, das Auslaufbauwerk befindet sich über der Turbinenebene. Der Unterwasserstollen ist permanent mit dem Wasserdruck des Tauernmoossees beaufschlagt. Dadurch ist sichergestellt, dass auch während der Betriebsart "Pumpen" kein unzulässiger Unterdruck die Funktion der Anlage beeinträchtigt.

Wettersichere und leistungsfähige Verbindung durch neues Tunnelsystem
Die bestehenden Kraftwerksanlagen und die zugehörigen Oberwasseranlagen sind derzeit nur durch Seilbahnen, teilweise durch Straßen und mancherorts auch nur über Fußwege erschlossen. Häufig behindern Wetter- und Schneelage die für die Instandhaltung erforderliche Zufahrt zu den Anlagen. Der geplante Erschließungstunnel Stubachtal verbindet in Zukunft wettersicher und leistungsfähig die bereits bestehenden Anlagen sowie das neu zu errichtende Kraftwerk Tauernmoos mit dem öffentlichen Straßennetz am Enzingerboden. Auch die Energieableitung des neuen Kavernenkraftwerks wird über den Zufahrtstunnel erfolgen. Der Querschnitt des Tunnels ermöglicht die Anlieferung von Baustoffen, Bauteilen und Ersatzteilen per LKW und Sondertransport.

Daten & Fakten
Pumpspeicherkraftwerk
Investitionssumme: 300 Mio. Euro
Leistung 170 Megawatt (MW)
Produktion 16 Gigawattstunden (GWh)/Jahr aus natürlichem Zufluss
Hohe Technik- und Umweltstandards
Baubeginn ca. Mitte 2021
Inbetriebnahme voraussichtlich Ende 2025

 

 

 

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