Wien (caritas) - Rund 400 Armutsbetroffene und ehrenamtliche MitarbeiterInnen aus Pfarren und sozialen Organisationen
haben mit Kardinal Christoph Schönborn am 18. November den „Welttag der Armen“ begangen. Sie sahen im Kino
Wim Wenders‘ „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“, am Vorabend fanden eine Segnungsfeier im Stephansdom
und danach ein mehrgängiges Festmahl statt.
Unzählige freiwillige HelferInnen ermöglichten am Wochenende eine festliche Begegnung zwischen Kardinal
Schönborn, Armutsbetroffenen und Freiwilligen aus den Pfarren der Diözese und sozialen Organisationen.
Anlass war der von Papst Franziskus 2017 ins Leben gerufene „Welttag der Armen“, der jedes Jahr mit dem - der Nächstenliebe
gewidmeten - „Elisabeth-Sonntag“ zusammenfällt. Viele hundert Armutsbetroffene, Geflüchtete, Alte und
Obdachlose aus verschiedenen karitativen Institutionen wie der Caritasgemeinde, der Vinzenzgemeinschaft, von Solwodi
oder Einrichtungen der Ordensgemeinschaften waren dazu eingeladen worden.
Begegnung auf Augenhöhe
"Nicht Geltungsdrang brauchen die Armen, sondern Liebe", schrieb der Papst in seiner Botschaft zum Welttag
der Armen 2018 und rief dazu auf, konkrete Möglichkeiten der Begegnung mit bedürftigen Menschen zu schaffen,
um aus erster Hand zu erfahren, wie diese die Welt und die Menschen um sie herum erleben. „Papst Franziskus lädt
uns ein, den Armen auf Augenhöhe zu begegnen, nicht nur Almosen zu geben, nicht nur den Armen zu sehen, sondern
auch die Menschenwürde in jedem armen Menschen“, sagt Barbara Filek, stellvertretende und operative Leiterin
der PfarrCaritas und Nächstenhilfe in der Erzdiözese Wien. „Armut hat viele Gesichter, das sind nicht
nur Obdachlose, sondern auch Menschen, die von Einsamkeit, Trauer, Krankheit, Krieg, psychischen Problemen oder
sozialer und seelischer Not betroffen sind“.
Persönlicher Segen
Beim Segensgottesdienst unter dem Motto „Ein Armer rief, und der Herr erhörte ihn“ am Samstagnachmittag wurde
die ganze Vielfalt der Kirche sichtbar, nicht nur bei den mitfeiernden Gästen. International bekannte Künstler
wie der Countertenor Alois Mühlbacher oder die Harfenistin und Sängerin Sabine Lindner gestalteten ebenso
mit wie ein Jugendensemble, Musiker der iranischen Gemeinde, der indische Franziskanerpater P. Sandesh an der Gitarre
oder eine Schola aus Ordensleuten. Ministranten- und Lektorendienste wurden von Armutsbetroffenen und geflüchteten
Menschen übernommen, ein konvertierter geflüchteter Iraner erzählte seine Glaubensgeschichte. Mit
ihnen und vielen HelferInnen feierten Kardinal Schönborn, Caritas-Österreich Präsident Michael Landau,
Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner, Dompfarrer Toni Faber und Oberarzt und Spitalseelsorger der Barmherzigen
Brüder Ignaz Hochholzer, die jedem Anwesenden auf Wunsch einen persönlichen Segen mit echtem Nardenöl
spendeten.
Die Armen sehen lernen
In seiner Predigt über die Heilung des blinden Bartimäus sagte Kardinal Schönborn: „Den Leuten war
das Schreien des Bettlers lästig. Aber die Not lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Erst als Jesus
ihn erhört und ruft, wird er beachtet, plötzlich sehen die Leute ihn und er ist nicht mehr lästig.
So schnell ändert sich unsere Haltung“. Wie der Blinde möchte er wieder sehen können. „Oft gehe
ich an Menschen vorbei, weil ich mit mir selbst beschäftigt bin. Ich möchte mit Jesus Augen sehen lernen,
der jeden von uns ganz persönlich sieht. Wenn wir glauben, können wir so viel mehr sehen. Der Glaube
macht das Herz offen, macht sehend“.
Elisabethschrein
Ein von innen beleuchteter Glasschrein mit dem Bild von der Grabplatte der Heiligen Elisabeth und eine Armreliquie
waren im Stephansdom aufgestellt, ein Werk des Künstlers Philipp Schönborn. Beide Kunstwerke waren in
den vergangenen Jahren in verschiedenen Orten mit Bezug zur Heiligen Elisabeth von Thüringen zu Gast gewesen.
Festmahl und Kino
Beim anschließenden dreigängigen Festessen, das im Curhaus vom Team der Dompfarre und im Franziskanerkloster
von SchülerInnen der Gastronomiefachschule Judenplatz zubereitet und von vielen Freiwilligen an liebevoll
gedeckten Tafeln serviert wurde, gab es Möglichkeit zum persönlichen Gespräch mit dem Kardinal.
„Papst Franziskus hat vom ersten Tag an gesagt, er wünscht sich eine arme Kirche für die Armen“. Schönborn
betonte, dass der Blick auf die Menschen in Armut Kernaufgabe des Evangeliums sei, und der Welttag der Armen ein
Mittel dazu, diese Aufmerksamkeit wieder zu wecken, um hinzuschauen statt wegzuschauen, und um zu teilen.
Am Sonntag spendierte Cineplexx im Village Cinema Wien Mitte eine Sondervorstellung von Wim Wenders‘ „Papst Franziskus
– Ein Mann seines Wortes“ für 370 Armutsbetroffene und ehrenamtliche Mitarbeiter. Kardinal Schönborn
saß mitten unter ihnen, stellte sich im Anschluss den interessierten Fragen der Anwesenden und nahm sich
viel Zeit für Austausch und Begegnung bei einer Kuchenjause vor Ort.
Dank an die HelferInnen
Wie Barbara Filek betonte, seien die Veranstaltungen auch ein Sichtbarmachen der vielen HelferInnen aus den pfarrlichen
Caritasgruppen gewesen, die sich das ganze Jahr - oft im Verborgenen - ehrenamtlich um Menschen mit ihren unterschiedlichsten
Nöten kümmern. Jeanette Lehrer, Organisatorin des Gottesdienstes und selbst ehrenamtlich bei den Franziskanern
tätig, meint dazu: „Uns ist es einfach ein Herzensanliegen, für die Menschen da zu sein, ihnen zuzuhören
und beizustehen, ihnen Ansprache zu schenken. Ein offenes Ohr und ein offenes Herz sind genauso wichtig wie eine
offene Hand“. Kardinal Schönborn drückte nach der Feier seine tiefe Dankbarkeit aus: „Es ist einfach
unglaublich, was rund um den Globus durch Pfarren, Gemeinschaften und kirchliche Institutionen wie die Caritas
geschieht, um Menschen in Not zu helfen. Da ist die Kirche schon eine Weltmacht der Barmherzigkeit“.
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