Msgr. Otto Mauer Preis 2018 geht an Anna Witt

 

erstellt am
19. 11. 18
13:00 MEZ

Wien (kunstpresse) - Der Otto Mauer Fonds vergibt die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung heuer zum 38. Mal. Prämiert wird das gesamte bisherige Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers unter 40 Jahren. Diesjährige Preisträgerin ist die in Wien lebende und arbeitende deutsche Künstlerin Anna Witt.

Der Preis wird von Nikolaus Krasa, Generalvikar der Erzdiözese Wien, am Mittwoch, den 28. November 2018 um 19.30 Uhr in den Festräumen des Erzbischöflichen Palais, Wollzeile 2, 1010 Wien, an Anna Witt vergeben.

Am 18. Dezember 2018 um 19.30 Uhr findet in der Konzilsgedächtniskirche, Kardinal-König-Platz, 1130 Wien, ein Screening ausgewählter Videoarbeiten von Anna Witt mit anschließendem Künstlergespräch mit Gustav Schörghofer SJ statt. Aufgrund von Umbauarbeiten kann in diesem Jahr keine Ausstellung im JesuitenFoyer stattfinden.

Zur Zeit sind Arbeiten von Ann Witt in folgenden Gruppenausstellungen zu sehen: "Der Wert der Freiheit" im Belvedere 21 in Wien (19. September 2018 bis 10. Februar 2019), "Klassenverhältnisse" im Kunstverein in Hamburg (27. Oktober 2018 bis 27. Jänner 2019) und "Was ist Wahr" im Morat- Institut für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg (18. November 2018 bis 13. Januar 2019).

Begründung der Jury
Die Jury des Msgr. Otto Mauer Preises 2018, bestehend aus Iris Andraschek (Künstlerin), Stella Rollig (Direktorin, Belvedere Museum Wien), Toni Schmale (Mrsgr. Otto Mauer Preisträgerin 2017), Johanna Schwanberg (Direktorin, Dom Museum Wien) und Gustav Schörghofer SJ, entschied, den diesjährigen Msgr. Otto Mauer Preis Anna Witt zuzuerkennen.

Anna Witts künstlerisches Œuvre besteht aus performativen Interventionen und Videoinstallationen. In ihren kommunikativen Arbeiten wendet sie sich einem breiten Spektrum an Personen aus unterschiedlichsten sozialen Schichten zu und macht sie zu ihren KollaborateurInnen. Zentral ist dabei die Rolle der körperlichen Präsenz, die Sichtbarmachung von Politik und der menschliche Körper als deren Träger. Nach ihrer eigenen Aussage stellt Witt Personen einen Handlungsraum zur Verfügung, den sie selbst gestalten können. Sie schafft Räume zur Freisetzung eines kreativen Potentials.

Witts künstlerische Praxis zeichnet sich dadurch aus, thematische Brennpunkte unseres Zusammenlebens, in denen sich soziale, politische und ökonomische Rahmenbedingungen widerspiegeln, erfahr- und verhandelbar zu machen. Ob in der direkten Interaktion mit Passantinnen und Passanten im öffentlichen Raum oder in der gezielten Zusammenarbeit mit Einzelnen und Gruppen, geht es stets darum, in der von ihr gesetzten Situation einen Handlungsraum für jene zu schaffen, die zu ihren Werken beitragen.

Die in ihren Arbeiten behandelten Themen sind vielfältig: Reflexion von medialen Bildwelten bei Jugendlichen, individuelle Erfahrungen von Flucht, von Sexarbeiterinnen oder auch von PassantInnen in einer Shopping Mall. Durch simple Kunstgriffe schafft sie Empathie für die Menschen, die in ihren Arbeiten im Mittelpunkt stehen, tritt aber dabei nicht notwendig in den Vordergrund. Anna Witt verhandelt die Autorschaft durch das Partizipatorische und stellt dadurch die klassische Künstlerposition zur Debatte, aber - und das ist bemerkenswert - in einer leichten, humorvollen Art und Weise.

Ausschlaggebend für die Zuerkennung des Msgr. Otto Mauer Preises war ihr auf einem hohen künstlerischen Niveau erbrachtes soziales Engagement. In der gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Situation erscheint der Jury die künstlerische Position von Anna Witt besonders unterstützenswert. Der Otto Mauer Preis 2018 wird somit einer Künstlerin verliehen, die es versteht, gesellschaftlich relevante Themen mit Witz und Leichtigkeit, aber auch mit Präzision in einer qualitativ hochwertigen künstlerischen Form auf den Punkt zu bringen.

In den vergangenen 38 Jahren waren insgesamt rund 95 prominente VertreterInnen aus dem zeitgenössischen Kunstbereich - KünstlerInnen, KuratorInnen, MuseumsdirektorInnen und JournalistInnen - in der alljährlich wechselnden Jury vertreten.

Seit 1981 verleiht der Otto Mauer Fonds der Erzdiözese Wien den Msgr. Otto Mauer Preis für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Dr. Franz König und dem Erben Msgr. Otto Mauers, Prälat Dr. Karl Strobl, gegründet. Aufgabe der Einrichtung ist es, das besondere Anliegen von Monsignore Otto Mauer, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten und weiterzuführen.

Otto Mauer Fonds Projektförderung 2018
Neben der jährlichen Vergabe des Msgr. Otto Mauer Preises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto Mauer Fonds in Projektförderungen in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater, Wissenschaft, Erziehung und Erwachsenenbildung. 2018 wurden u.a. folgende Projekte vom Otto Mauer Fonds unterstützt:

Im Bereich Film förderte der Otto Mauer Fonds 2018 die filmische Installation "AN(N)A/GRAM" von Constanze Ruhm, den dokumentarischen Essayfilm "Rote Erde weißer Schnee" von Christine Moderbacher, die Videoarbeit "Dangerous Bodies/Gefährliche Körper" von Barbara Kapusta, Johannes Gierlingers Filmprojekt "The lost and past futures", den Dokumentarfilm "Dass ich in den Himmel komm" von Camilla Feiks und die Dokufiktion über Astrofotografie von Peter Fritzenwallner ("Per Aspera ad Astra").

Der Otto Mauer Fonds unterstützte die Performance Installation "We will not let you go" von Fanni Futterknecht, die Rauminstallation "Noli me tangere - Teil III - zur Poetik des Raumes" von Günther Jäger sowie ein von Ines Hochgerner und Peter Fritzenwallner konzipiertes temporäres Denkmal für Ute Bock, das sie am Wiener Stubentor dem Denkmal Dr. Karl Luegers dialogisch gegenüberstellt.

Im Bereich sozial-künstlerischer Projekte förderte der Otto Mauer Fonds "Kreativ am Werk", aktuell mit der Theaterproduktion "LEAR" von Christian Suchy. Von den Musikprojekten wurde die Orgel- Konzertreihe "Orgel Plus" der St. Pöltner Dommusik sowie die Aufführung "Tres Horas - Theatrum Sacrum" von Joseph Haydns "Die sieben letzten Worte des Erlösers" mit einer Visualisierung des Fotografen Meinrad Hofer finanziell unterstützt. Amanda Augustin und Lorena Höllrigl bespielten mit Unterstützung des Fonds die Linzer Stadtpfarrkirche an zwei Tagen mit zeitgenössischer Performance und experimenteller Klangkunst. Die Intervention "Rutsche" von Elisabeth Altenburg in der Jugendkirche Linz setzt ein Zeichen von Kirche als Begegnungsort.

Im wissenschaftlichen Bereich wurden im Jahr 2018 die interdisziplinäre Sommerakademie zum Thema "Lebensräume" des Österreichischen Studienförderungswerks PRO SCIENTIA, die Tagung "Tell me Europe, how do you feel about religion?", die wissenschaftliche Fachtagung der interdisziplinären Forschungsgruppe Authentizität an der Katholischen Privat-Universität Linz und die Gesprächswoche des Forums St. Stephan "Wissenschaft verantworten" gefördert.

Der Otto Mauer Fonds förderte die Publikationen von Karin Fisslthaler und Claudia Larcher, "Licht und Schatten" von Moussa Kone und "Passe-Partout", ein Künstlerbuch von Oswald Auer.

Unterstützung erhielten weiters:
Esther Strauß für das KünstlerInnenbuch "how to tell a gap", das erstmals das Werk der Performance- und Sprachkünstlerin gesammelt präsentieren wird sowie Linus Riepler für die Erstpublikation des bisherigen künstlerischen Schaffens.

Milan Mijalkovic erhielt für das aktuelle Projekt ("Migross vs. demos") ebenso eine Zusage wie Iris Andraschek, Katharina Aigner und Iris Blauensteiner für ihre nächsten Filmprojekte.

Bereits im Frühjahr erhielt die Msgr. Otto Mauer Preisträgerin 2018 Anna Witt die Zusage des Fonds ihr Filmprojekt "Weil wir eine Bewegung sind" zu fördern. Das Ergebnis ist derzeit im Belvedere21 zu sehen.

Die einzelnen Projekte wurden mit 500 bis 10.000 Euro teilfinanziert.

Bisherige PreisträgerInnen
Folgende KünstlerInnen haben den Msgr. Otto Mauer Preis für bildende Kunst erhalten:
Alfred Klinkan (1981), Gottfried Mairwöger (1982), Erwin Bohatsch (1983), Erwin Wurm (1984), Gunter Damisch (1985), Franz West (1986), Gustav Troger (1987), Peter Kogler (1988), Brigitte Kowanz (1989), Christoph Luger (1990), Martin Walde (1991), Lois Renner (1992), Heimo Zobernig (1993), Tobias Pils (1994), Maria Hahnenkamp (1995), Otto Zitko (1996), Aglaia Konrad (1997), Gregor Zivic (1998), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000), Michael Kienzer (2001), Dorit Margreiter (2002), Simon Wachsmuth (2003), Esther Stocker (2004), Jun Yang (2005), Bernhard Fruehwirth (2006), Ursula Mayer (2007), Isa Rosenberger (2008), Siggi Hofer (2009), Katrina Daschner (2010), Kamen Stoyanov (2011), Ralo Mayer (2012), Luisa Kasalicky (2013) Nilbar Güre? (2014), Catrin Bolt (2015), Andreas Fogarasi (2016) und Toni Schmale (2017).

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.otto-mauer-fonds.at
http://www.annawitt.net
https://tanjawagner.com/

 

 

 

 

 

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