LHStvin Felipe: „Offene Diskussionen zu sensiblen Themen sind besonders wichtig“
Innsbruck (lk) - Nach dem Landtagsbeschluss aus dem Juni lud Verkehrslandesrätin LHStvin Ingrid Felipe
am 16. November zur „Tiroler Lärmenquete - Lärm: Belastung - Belästigung – Schutz“ in das Landhaus
nach Innsbruck ein. Mehr als 100 BesucherInnen - Landtagsabgeordnete, BürgermeisterInnen, VertreterInnen der
Exekutive, von Interessensgemeinschaften und auch Fachleuten folgten dieser Einladung ebenso, wie zahlreiche BürgerInnen.
Heikles Thema offen diskutiert
LHStvin Felipe zeigte sich in ihrer Eröffnungsrede über die zahlreiche Teilnahme an der Veranstaltung
erfreut: „Es ist schön, dass zu diesem Austausch so viele Menschen gekommen sind. Das Thema Lärm beschäftigt
viele Tirolerinnen und Tiroler tagtäglich. Jede Menge Initiativen und Anfragen zeigen, dass Lärm in seinen
vielseitigen Facetten noch mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Trotz der sensiblen Thematik ist es wichtig, objektiv
und seriös damit umzugehen“. Daher wurden zur Enquete fünf anerkannte Fachexperten für Podiumsvorträge
und zur Diskussion geladen, die mit ihren Inputs die vielfältige Herangehensweise an Lärm aufzeigten.
Die „Wissenschaft“ Lärm
So eröffnete der Stadtforscher und Städteplaner Peter Payer: „Hier braucht es ein gesellschaftlich
breites und historisch fundiertes akustisches Bewusstsein, insbesondere bei den EntscheidungsträgerInnen,
PlanerInnen und ArchitektInnen.“ Lärm als subjektiv situative Wahrnehmung von Menschen stellt auch die Wissenschaft
und die politisch Verantwortlichen vor große Herausforderungen: „Es braucht daher evidenzbasierte und standardisierte
Mess- und Auswertungsmethoden für faire Lösungen anstatt privilegierter Einzellösungen,“ stellte
weiters Universitätsprofessor Christian Kirisits fest.
Den gesundheitlichen Folgewirkungen widmete sich Universitätsprofessor Hans-Peter Hutter in seinem Beitrag:
„Die medizinische Beurteilung von Umweltlärm ist vielschichtig, weil Schallcharakteristika und personenbezogene
Einflussfaktoren zu berücksichtigen sind. Allerdings kann festgehalten werden, dass Störungen des Schlafes
nicht nur die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit reduzieren, sondern auch zu chronischen Erkrankungen
wie beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen führen können.“
Lärmschutz und Lärmmessungen im Land Tirol
Der Verkehrslärm ist die primäre Quelle für Lärmbelästigung in Tirol. In den vergangenen
Jahren wurden etliche lärmreduzierende Maßnahmen umgesetzt, wie der Vorstand der Abteilung Verkehr und
Straße, Christian Molzer auflistete: „Das Land Tirol hat in den letzten 10 Jahren an Landesstraßen
rund 150 Millionen Euro für Lärmschutzwände und Umfahrungen zur Lärmentlastung der Tirolerinnen
und Tiroler aufgewendet. Als aktuelles Beispiel wäre der erst letzte Woche freigegebene Tunnel in Scharnitz
zu nennen.“ Verkehrslandesrätin LHStvin Felipe verweist darauf, „dass neben den Infrastrukturmaßnahmen
auch laufend lärmreduzierende Verordnungen beschlossen werden, die die anrainende Bevölkerung vor den
Emissionen schützen sollen. So wurden im Sommer auf den Motorradstrecken im Außerfern Geschwindigkeitsbeschränkungen
und Überholverbote, sowie auf der Anfahrt zum Zirlerberg ein 80er verordnet.“
Besonders intensiv mit Motorradlärm beschäftigt sich der Bereichsleiter Christoph Lechner der Abteilung
Emissionen, Sicherheitstechnik und Anlagen (ESA) des Landes: „Auf einigen sehr beliebten Bergrouten hat speziell
im Außerfern der Motorradverkehr in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen. Unsere Aufgabe ist es
nun, die damit einhergehenden Lärmbelastungen über sachliche Zugänge objektiv bewertbar zu machen.
Da stand in letzter Zeit die Auswertung der im Sommer gemessenen Daten im Mittelpunkt, die wir in einem Lärmmodell
zusammengeführt haben. Die Aussagen der Betroffenen aus den geführten Telefoninterviews erlauben uns
dann Wirkungen und Ursachen für diese Region zu erforschen. Die sich ergebenden Erkenntnisse werden wir dann
offenlegen und unsere Handlungsempfehlungen an die Politik weitergeben.“
Fachlicher Austausch – konstruktive Diskussionen
Neben den Vorträgen und Beiträgen von Experten gab es auch für politische VertreterInnen, aber auch
für die Bevölkerung die Möglichkeit, die ganze Enquete über ihre Fragen zu stellen und ihre
Meinung kundzutun: „Den ganzen Tag wurde einmal mehr offensichtlich, wie sensibel die gesamte Lärmthematik
ist. Daher ist es mir sehr wichtig die Bevölkerung in diesen Diskurs miteinzubinden und Betroffene auch mit
Fachleuten zusammenzubringen. Die heutigen Beiträge werden wir aufnehmen und bei den kommenden Maßnahmenüberlegungen
berücksichtigen“, blickt LHStvin Felipe zufrieden auf die erste Tiroler Lärmenquete.
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