MMS beobachtet Elektronendynamik im Erdschweif
Graz/Wien (öaw) - Ein internationales Forscherteam präsentiert im Forschungsmagazin "Science"
die neuesten Ergebnisse der vier MMS-Satelliten der NASA, die seit dreieinhalb Jahren erfolgreich die Magnetosphäre
unserer Erde untersuchen. Das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften ist mit mehreren ForscherInnen an der Studie beteiligt.
Während die NASA-Mission Magnetospheric Multiscale (MMS) in ihrer ersten Phase (2015-2016) die Frontseite
der Magnetosphäre erforscht hat, wurde der Orbit der vier Satelliten 2017 geändert. Nun haben die Hightech-Geräte
an Bord auch auf der Schweifseite jenen wichtigen plasma-physikalischen Prozess beobachtet, der in der Fachsprache
als "magnetische Rekonnexion" bezeichnet wird. "MMS verfolgt quasi wie durch ein Mikroskop dieses
hochexplosive Ereignis, bei dem sich Magnetfeldlinien kreuzen und Elektronen aus dem Magnetosphärenschweif
in Richtung Erde geschleudert werden und dabei enorme Geschwindigkeiten von 15.000 km/s erreichen können",
schildert IWF-Direktor und Co-Autor Wolfgang Baumjohann.
Die Folgen magnetischer Rekonnexion sind enorm. Die freigesetzte Energie verursacht geomagnetische Stürme,
die die Satellitenkommunikation stören und Astronauten gefährden können, aber auch schöne Polarlichter
erzeugen. So groß die Auswirkungen sind, so klein sind die Strukturen, in denen der Prozess entsteht. "Dadurch
dass die MMS-Satelliten in einem Abstand von weniger als 20 km zueinander fliegen, haben wir nun erstmals auch
auf der Nachtseite der Magnetosphäre die 3D-Struktur der Elektronendynamik abgebildet", erklärt
IWF-Gruppenleiterin und Co-Autorin Rumi Nakamura.
Das IWF ist der größte nicht-amerikanische Partner der MMS-Mission. Es hat die Leitung für die
Potenzialregelung, mit der die elektrostatische Aufladung der Satelliten kompensiert wird, und ist an dem Elektronenstrahlinstrument
und dem Digital FluxGate Magnetometer beteiligt, mit denen elektrische und magnetische Felder gemessen werden.
Die Beteiligung des IWF an MMS wurde vom Weltraumministerium (bmvit) und dem Wissenschaftsministerium (bmbwf) ermöglicht.
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