Mikl-Leitner am Landesfeiertag: „Kleine, regionale Einheiten sind oftmals Vorbild für
die große, internationale Welt“
St. Pölten (nlk) - Das Festspielhaus St. Pölten bildete am Abend des 15. November erneut
den feierlichen Rahmen eines „Festlichen Abends“ anlässlich des Niederösterreichischen Landesfeiertages.
Am Festtag des Landespatrons Sankt Leopold konnte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner dazu eine große Zahl
an prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kirche, Kultur und Wissenschaft begrüßen.
Allen voran den Gastredner Karl-Theodor zu Guttenberg, der sich in seiner Rede dem Thema „Regionalität und
Internationalität – Widerspruch oder Chance?“ widmete.
Seit dem Landesfeiertag im vergangenen Jahr könne man auf ein ereignisreiches und bewegtes Jahr zurückblicken,
sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leiter in ihrer Festrede. Gleichzeitig erlebe man auch „rasante, dynamische
Entwicklungen“ im Zusammenhang mit dem technologischen Fortschritt, der digitalen Vernetzung und Innovationen in
Medizin, Wirtschaft und Landwirtschaft. In all diesen Entwicklungen lägen Chancen und Möglichkeiten,
aber auch Herausforderungen und Gefahren, betonte sie. Als Beispiel nannte sie den Umgang mit und in den neuen
Medien. Es gebe heute einen so breiten Zugang zu Informationen wie nie zuvor, gleichzeitig hätten die sozialen
Medien oftmals auch „unsoziale Wirkung“, die Grenzen des Anstands würden oft überschritten: „Anonymisierung
und Pseudonyme dürfen weder in den sozialen Medien, noch in der realen Welt, Freibriefe für Aggressionen
und Attacken sein.“ Eine weitere Entwicklung der heutigen Zeit sei, dass es „immer mehr Möglichkeiten und
gleichzeitig weniger Orientierung“ gebe: „Ein Überangebot, das auch dazu führt, dass so viele Menschen
wie nie zuvor erst recht nach Orientierung suchen.“
Die Antworten auf diese Herausforderungen seien „im Zusammenspiel von Internationalität und Regionalität
zu suchen und zu finden“, zeigte sich die Landeshauptfrau überzeugt: „Für viele Herausforderungen im
Großen liegen die Antworten im Kleinen. Für viele Gefahren in der Welt liegen die Lösungen in den
Regionen.“ So sei „Heimat“ zwar „ein großes Gefühl, aber kein großes Gebiet“, so Mikl-Leitner:
„Heimat ist ganz nahe und vertraut. Heimat ist, wo man sich wohl fühlt, wo man einander kennt und zuhört.
Heimat ist das Gegenteil von anonym. In der Heimat, da taucht man nicht ab, in die Heimat, da taucht man ein.“
Die Landeshauptfrau: „Wer seine Heimat kennt, wer eine Heimat hat, der hat Orientierung und der hat Halt gefunden.“
Wo der Alltag immer anonymer, vieles virtueller und die Wirtschaft immer globaler werde, da dürfe man „den
einzelnen Menschen nicht aus den Augen verlieren“, appellierte die Landeshauptfrau: „Weder als Nachbarin oder Nachbar,
noch als Kollegin oder Kollege, besonders nicht als Mitmensch.“ Zwar gebe es „keine Wahl und auch gar keine andere
Chance“, als bei den technischen Entwicklungen vorne mit dabei zu sein, aber „wir haben bessere Chancen als andere,
dass dabei die Menschen und die Mitmenschlichkeit nicht verloren gehen“, betonte sie: „Weil bei uns in Niederösterreich
der Zusammenhalt stärker ist: in unseren Gemeinden, in unseren Vereinen. Weil sich bei uns im Land so viele
Menschen freiwillig engagieren wie sonst nirgendwo in Österreich. Diese Menschen sind Motor und Antrieb für
unsere Zusammenarbeit und unser Zusammenstehen in Niederösterreich!“
Auch deshalb seien „die kleinen, regionalen Einheiten oftmals Vorbild und Ratgeber für die große, internationale
Welt“, so die Landeshauptfrau: „Dieser Verantwortung sind wir uns in Niederösterreich bewusst. Das leben wir
im Land. Das nehmen wir uns in der Politik vor. Und genau das ist die Idee hinter dem Miteinander. Das Miteinander
als gemeinsame Kraftanstrengung, um Aufgaben bei uns im Land besser zu bewältigen.“ Die Landeshauptfrau abschließend:
„Ich bin fest davon überzeugt: Auf dieser Spur müssen wir bleiben. An diesem Weg müssen wir festhalten.“
Karl-Theodor zu Guttenberg, von 2009 bis 2011 deutscher Bundesminister für Verteidigung und von Februar bis
Oktober 2009 deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, hielt in seiner Gastrede zum Thema „Regionalität
und Internationalität“ fest:
„Es lohnt sich, diese beiden Aspekte in Einklang zu bringen, in einer Welt, die sich derzeit im Umbruch befindet.“
In Niederösterreich scheine dies zu gelingen, auch deshalb, „weil man sich hier bewusst ist, was Identität
heißt“, so Guttenberg.
Guttenberg vertrat auch die Ansicht, es sei notwendig, „sich bewusst zu machen, dass es ein Europa der gleichen
Geschwindigkeiten nie gab“, sondern „es war und es ist ein Europa der wunderbaren Vielfalt“. Um Regionalität
und Internationalität miteinander verbinden zu können, brauche es auch „Köpfe, die bereit sind,
diesen Diskurs zu führen“ sowie „ein gesundes, tolerantes, nicht ausgrenzendes Selbstbewusstsein“, so Guttenberg.
Der ehemalige deutsche Minister gratulierte auch zu den Darbietungen der jungen Musikerinnen und Musiker des Niederösterreichischen
Landesjugendorchesters, die den Abend unter der Leitung von Dirigent Vladimir Prado musikalisch gestalteten: „Hier
werden sehr viel Leidenschaft und kulturelle Verwurzelung an den Tag gelegt.“
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