Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in Linz informierten Landtagspräsident KR Viktor
Sigl und Landeshauptmann Thomas Stelzer über die Geburtsstunde und die Entwicklung Oberösterreichs. Das
Jahr 1918 ist eine Zäsur in der Geschichte. Das Ende des Ersten Weltkrieges und der Habsburgermonarchie stand
am Beginn eines demokratischen Österreichs. Für Oberösterreich bedeutete dies: Aus dem Erzherzogtum
Österreich ob der Enns wurde das Bundesland Oberösterreich.
Am 18. November 1918, also vor genau 100 Jahren, fanden in Oberösterreich die Konstituierung der Provisorischen
Landesversammlung sowie die Wahl des Landeshauptmannes Johann Nepomuk Hauser und seiner drei Stellvertreter - Dr.
Max Mayr, Franz Langoth und Josef Gruber - statt. Diese Geburtsstunde feiert das Land Oberösterreich am kommenden
Sonntag mit einem feierlichen Festakt vor dem Landhaus sowie einer Festveranstaltung im Steinernen Saal.
"Wenn wir heute den 100. Geburtstag Oberösterreichs feiern, dann trägt uns eine ganz andere Stimmungslage
wie die der Menschen vor 100 Jahren. Die Donaumonarchie war auseinandergefallen, die Menschen wussten nicht, wie
es mit dem kleinen Restösterreich weitergehen würde. Im November 2018 feiern wir, dass Oberösterreich
ein selbstbewusstes Bundesland ist, das eigenständig handelt, anpackt und entscheidet", so Landeshauptmann
Mag. Thomas Stelzer anlässlich des Jubiläums.
Landtagspräsident KommR Viktor Sigl dazu: "Wir denken an all die Höhepunkte unseres Bundeslandes,
wollen dabei aber nicht die tragischen und aufwühlenden Ereignisse dieser Zeit verdrängen. All diese
Ereignisse haben unsere Heimat geprägt und weiterentwickelt. Wir müssen die gesammelten Erfahrungen weitergeben
und das Erinnern an die Geschehnisse wachhalten, jedoch stets den Blick nach vorne richten."
(Ober)Österreich damals und heute
November 1918 in Oberösterreich: Die Donaumonarchie war auseinandergefallen. Es waren unruhige Zeiten,
auch auf den Straßen. Es ist zu Aufmärschen, Kundgebungen und Schusswechseln gekommen, auch vor dem
Landhaus in Linz. Dazu kam die Trauer um 23.000 Gefallene, die zu Opfern des Ersten Weltkriegs wurden. Es herrschte
eine katastrophale Versorgungslage, mit Hunger und Not.
"Trotz aller Krisen und Katastrophen, die auch zu unserer Geschichte gehören, ist es uns gelungen, in
den letzten 100 Jahren einige Erfolgsgeschichten zu schreiben. Tatkraft, gute Ideen und das Miteinander zeichnen
uns aus. Wir sind heute wohlhabend, wir haben es verstanden im Wettbewerb zu bestehen, wir haben uns ein hohes
Maß an Lebensqualität erarbeitet", sagt Landeshauptmann Stelzer.
Festveranstaltung anlässlich "100 Jahre Oberösterreich"
Mit einer feierlichen Gedenkveranstaltung vor dem Landhaus und im Steinernen Saal feiert das Land Oberösterreich
am kommenden Sonntag nicht nur seinen Geburtstag, sondern spannt einen Bogen von historischen und zeitgeschichtlichen
Ereignissen, hin zu heutigen demokratiepolitischen Herausforderungen. Die gesamten Feierlichkeiten (sowohl vor
dem Landhaus, als auch im Steinernen Saal) werden in ORF 2 zeitversetzt ab 9:30 Uhr übertragen. Zuschauer
sind ab 8:45 Uhr herzlich vor dem Landhaus willkommen. Die Feierlichkeiten im Steinernen Saal finden nur für
geladene Ehrengäste statt.
Festrednerin Dr.in Gudula Walterskirchen
Die Historikerin und Autorin Dr.in Gudula Walterskirchen wird in ihrer Festrede ebenfalls auf die historischen
und zeitgeschichtlichen Ereignisse bis hin zu heutigen Herausforderungen eingehen. Oberösterreich ist für
Walterskichen ein prosperierendes Bundesland, mit soliden Industriebetrieben, wenig Arbeitslosigkeit, international
gut aufgestellt und innovativ.
"Es braucht Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit, nicht nur in der Politik, sondern auch in den Medien
- ansonsten ist die Demokratie in Gefahr. Eine Gesellschaft, die Demokratie als hohes Gut betrachtet, muss tolerant,
aber auch wehrhaft sein. Das zeigt Geschichte immer wieder", so Walterskirchen. Demokratie brauche kultivierten
Austausch der Argumente, Zuhören, Respekt vor Andersdenkenden und dann einen Interessenausgleich. Gleichzeitig
brauche Demokratie aber auch ein gemeinsames Fundament und Regeln, die von allen respektiert werden. Fehlt dies,
dann funktioniert Demokratie nicht und die Gesellschaft bricht auseinander.
Laut Walterskirchen besteht man bei starker Verwurzelung "Stürme" besser. Nur wenn man starke Wurzeln
hat, kann man dem Anderen offen begegnen. Daher braucht Europa weiterhin unverwechselbare Regionen, Spezifika,
Heimat, Selbstbewusstsein - man müsse nicht gleich alles aufgeben und anpassen, brauche vor allem aber Identität
und Wurzeln. Die Bundesländer leisten dazu einen wichtigen Beitrag.
Zur Person
Dr.in Gudula Walterskirchen, geboren in Niederösterreich, studierte Geschichte und Kunstgeschichte in
Graz und Wien. Als Historikerin verfasste sie mehrere Bücher mit dem Schwerpunkt Zeitgeschichte. Parallel
dazu ist sie als Publizistin tätig. Sie war bis 2005 Redakteurin der Tageszeitung "Die Presse",
seit 2014 schreibt sie eine wöchentliche Kolumne. Seit 2017 fungiert sie als Herausgeberin der "Niederösterreichischen
Nachrichten" (NÖN) und der "Burgenländischen Volkszeitung" (BVZ).
Rund um die offiziellen Feierlichkeiten…
Neues Denkmal im Landhauspark in Linz
Anlässlich des Festakts vor dem Landhaus wird im Landhauspark als sichtbares Zeichen für den Weg,
den Oberösterreich in den vergangenen 100 Jahren zurückgelegt hat, ein Gedenkstein enthüllt. Prof.
Gerhard Knogler, der in Ort in Innkreis geborene und in Linz lebende Bildhauer, hat ein Denkmal geschaffen, das
das Land und seine vier Viertel symbolisch vereint.
Ausstellung zu "100 Jahre Oberösterreich" im Landhaus-Durchgang
Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landtagspräsident Viktor Sigl möchten die Geschichte der letzten 100
Jahre allen, vor allem aber der Jugend, schmackhaft machen. Aus diesem Grund sind seit heute vier modern gestaltete
Schautafeln im Landhaus-Durchgang aufgestellt, die kurz und bündig die Geschichte der Landesregierung, des
Oö. Landtags und des Frauenwahlrechts skizzieren.
Sonderpostamt im Schlossmuseum Linz
Am Sonntag wird im Schlossmuseum Linz eine Sonderbriefmarke samt Sonderstempel
"100 Jahre Bundesland Oberösterreich" in einem eigens dafür eingerichteten Sonderpostamt präsentiert.
Das Sonderpostamt ist von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. In dieser Zeit kann die Briefmarke um den Preis
von 3,50 Euro käuflich erworben werden. Zusätzlich dazu wird auch ein Schmuckkuvert bzw. ein Erinnerungsblatt
angeboten.
Außerdem finden im Rahmen des Sonderpostamtes von 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr Kurzführungen - jeweils halbstündlich
- zur Sonderausstellung "Zwischen den Kriegen" bzw. eine Kulturauskunft dazu statt.
Neuauflage "Der Oö. Landtag"
Fast 30 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Darstellung der historischen Entwicklung, des Wesens und der Bedeutung
des Oö. Landtags durch Wolfgang Pesendorfer im Jahr 1989, bietet nicht zuletzt das Gedenken an die konstituierende
Sitzung der provisorischen Landesversammlung Anlass und Gelegenheit, auch die jüngere Geschichte und Entwicklung
des Oö. Landesparlaments aufzuarbeiten.
Diese Jahrzehnte waren von einer politischen Dynamik geprägt, die sich auch in Form und Inhalt der Arbeit
des Oö. Landtags nachhaltig widerspiegelt. Ziel dieses Buches ist eine kompakte Darstellung der Geschichte
des Landes Oberösterreich und der Institution Landtag "als Kristallisationskern dieser Entwicklung"
- angereichert mit einigen blitzlichtartigen Details zu markanten Persönlichkeiten, Fakten und Dokumenten.
Damit soll ein Vergleich über verschiedene Epochen hinweg und ein rascher Zugang zu gesuchten Informationen
ermöglicht werden. Darüber hinaus enthält es den Versuch, einer systematischen Darstellung wesentlicher
Handlungs- und Entwicklungsfelder anhand von Beispielen, deren Auswahl nicht frei von subjektiven Einschätzungen
sein kann. Erscheinungstermin: Jänner 2019.
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