Intensive Diskussion bei ersten Pensionskassen-Gesprächen - Klares Bekenntnis zu Betriebspensionen
als Ergänzung zur staatlichen Pension
Wien (pwk) - Am 14. November 2018 lud der Fachverband der Pensionskassen der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ) zu den ersten Pensionskassen-Gesprächen ein. Bei diesem Diskussionsformat debattieren Experten
und Sozialpartnern zu zentralen Themen der Altersvorsorge. Prominente Teilnehmer waren OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny,
der ehemalige Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, Professor Bert Rürup, Bernhard Achitz, Leitender Sekretär
des ÖGB, und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Nach Reden von Ewald Nowotny und Bert Rürup
diskutierten die Experten und Sozialpartner über den geplanten Ausbau der betrieblichen Zusatzpensionen in
Österreich. Auch wenn man sich nicht in allem einig war, gab es doch ein klares Bekenntnis zu betrieblichen
Zusatzpensionen als Ergänzung der staatlichen Pension. Einigkeit herrschte auch darüber, dass ein Ausbau
des Systems sinnvoll ist, um den Lebensstandard möglichst vieler Österreicher im Alter zu sichern.
OeNB-Gouverneur Nowotny sah in seinem Vortrag die Bedeutung der Pensionskassen in Österreichs Altersvorsorge
zunehmen: Als Ergänzung zur staatlichen Pension, vor allem für Bezieher mittlerer und höherer Einkommen,
aber auch volkswirtschaftlich als Risikodiversifikation zum umlagebasierten System. Nowotny betonte besonders die
Rolle der Sozialpartner bei der Weiterentwicklung der 2. Säule in Österreich: „Es ist sehr bemerkenswert
und positiv, dass bei diesen Pensionskassen-Gesprächen und zu Fragen des Pensionssystems beide Sozialpartner
eingebunden sind – das ist für ein Thema, das für Jahrzehnte mit die Weichen für die Altersvorsorge
der Österreicherinnen und Österreicher stellt, sehr relevant.“
Pensionsregelungen müssen sozialpartnerschaftlich getragen werden
Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, bestätigte: „Pensionsregelungen müssen
sozialpartnerschaftlich getragen werden, dazu gibt es von Seiten der Pensionskassen seit Jahren ein ganz klares
Bekenntnis.“
„Ein gutes Pensionssystem sollte aus alle Quellen des Volkseinkommens gespeist werden, also sowohl aus den Arbeitseinkommen
wie aus den Kapitalerträgen. Gerade ein kleines Land wie Österreich kann und sollte durch internationale
Veranlagung bessere Erträge erzielen und Risiko streuen“, erklärte Professor Bert Rürup. Einen Vergleich
der 1. und 2. Säule sieht Rürup pragmatisch: „Umlagefinanzierung und Kapitaldeckung sind aus ökonomischer
Sicht gleichwertig. Keines dieser Finanzierungssysteme ist a priori dem anderen überlegen. Beide Finanzierungsformen
haben spezifische Vor- und Nachteile. Aus Gründen der Risikodiversifizierung sind mischfinanzierte Alterssicherungssysteme
der reinen Umlagefinanzierung oder der reinen Kapitaldeckung überlegen. Die meisten Länder haben dies
zwischenzeitlich erkannt“, so Bert Rürup und führt weiter aus: „In fast allen Industrieländern können
wir seit etwa 35 Jahren als Folge der Globalisierung und des technologischen Fortschritts einen tendenziellen Rückgang
der Lohnquoten und damit der Finanzierungsbasis von Umlagesystemen zu beobachten. Vor diesem Hintergrund ist es
klug, bei der Altersvorsorge nicht nur auf ein Finanzierungssystem zu setzen.“
„Wir bekennen uns zu Betriebspensionen“
Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, stellte aus Sicht der Gewerkschaften die Berechtigung
von betrieblichen Zusatzpensionen außer Streit. „Wir bekennen uns zu Betriebspensionen, und wir sehen es
auch als wichtig, diese in einem ausgewogenen Ausmaß zu fördern. Darüber sind wir immer verhandlungsbereit“,
so Bernhard Achitz. Dabei spielt für Achitz eine wesentliche Rolle, dass die Teilnahme am System der 2. Säule
für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiterhin freiwillig sein müsse, wenn betriebliche Zusatzpensionen
langfristig die 1. Säule ergänzen sollen. Achitz sieht die Bedeutung von Betriebspensionen vor allem
für Bezieher höherer Einkommen gegeben: „Für alle jene, die über der Höchstbemessung verdienen
und mit stabiler Beschäftigung rechnen können, macht die 2. Säule als ergänzende Vorsorge Sinn.“
In seiner Antwort brachte Andreas Zakostelsky das Gegenargument: „Gerade bei einer staatlichen Pension im österreichischen
Durchschnitt von rund 1.100 Euro macht eine Zusatzpension von 150 Euro, also von mehr als 10 Prozent zusätzlich,
einen sehr großen Unterschied für die Menschen.“
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen gemeinsam in den Ausbau der 2. Säule investieren
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf tritt dafür ein, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam
in den Ausbau der 2. Säule investieren sollten, um den Lebensstandard möglichst vieler Österreicher
auch im Alter zu sichern. „Bei steigender Verweildauer im staatlichen System durch die steigende Lebenserwartung
würde die 1. Säule wohl weiterhin mehr staatliche Zuschüsse erhalten müssen. Eine Ergänzung
der 1. Säule ist daher auch volkswirtschaftlich wesentlich“, so Karlheinz Kopf. Am wichtigsten ist es, die
Österreicher über alle Aspekte unseres Pensionssystems offen und gut zu informieren. Das Pensionskonto
war dazu ein guter Schritt, ist aber nicht ausreichend. Jedes Mehrsäulensystem bräuchte umfassende Informationen
über alle seine Säulen, damit alle Versicherten wissen, was sie woher bekommen können.“ Zu diesem
Aspekt bestand Einigkeit unter allen Diskutanten: Über die 1., 2., und 3. Säulen und ihre Angebote und
Optionen sollte im Idealfall gemeinsam informiert werden, um die Entscheidungsfähigkeit des und der einzelnen
bestmöglich zu fördern.
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