Experten und Sozialpartner bekräftigen
 den geplanten Ausbau der 2. Säule

 

erstellt am
16. 11. 18
13:00 MEZ

Intensive Diskussion bei ersten Pensionskassen-Gesprächen - Klares Bekenntnis zu Betriebspensionen als Ergänzung zur staatlichen Pension
Wien (pwk) - Am 14. November 2018 lud der Fachverband der Pensionskassen der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zu den ersten Pensionskassen-Gesprächen ein. Bei diesem Diskussionsformat debattieren Experten und Sozialpartnern zu zentralen Themen der Altersvorsorge. Prominente Teilnehmer waren OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, der ehemalige Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, Professor Bert Rürup, Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Nach Reden von Ewald Nowotny und Bert Rürup diskutierten die Experten und Sozialpartner über den geplanten Ausbau der betrieblichen Zusatzpensionen in Österreich. Auch wenn man sich nicht in allem einig war, gab es doch ein klares Bekenntnis zu betrieblichen Zusatzpensionen als Ergänzung der staatlichen Pension. Einigkeit herrschte auch darüber, dass ein Ausbau des Systems sinnvoll ist, um den Lebensstandard möglichst vieler Österreicher im Alter zu sichern.

OeNB-Gouverneur Nowotny sah in seinem Vortrag die Bedeutung der Pensionskassen in Österreichs Altersvorsorge zunehmen: Als Ergänzung zur staatlichen Pension, vor allem für Bezieher mittlerer und höherer Einkommen, aber auch volkswirtschaftlich als Risikodiversifikation zum umlagebasierten System. Nowotny betonte besonders die Rolle der Sozialpartner bei der Weiterentwicklung der 2. Säule in Österreich: „Es ist sehr bemerkenswert und positiv, dass bei diesen Pensionskassen-Gesprächen und zu Fragen des Pensionssystems beide Sozialpartner eingebunden sind – das ist für ein Thema, das für Jahrzehnte mit die Weichen für die Altersvorsorge der Österreicherinnen und Österreicher stellt, sehr relevant.“

Pensionsregelungen müssen sozialpartnerschaftlich getragen werden
Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, bestätigte: „Pensionsregelungen müssen sozialpartnerschaftlich getragen werden, dazu gibt es von Seiten der Pensionskassen seit Jahren ein ganz klares Bekenntnis.“

„Ein gutes Pensionssystem sollte aus alle Quellen des Volkseinkommens gespeist werden, also sowohl aus den Arbeitseinkommen wie aus den Kapitalerträgen. Gerade ein kleines Land wie Österreich kann und sollte durch internationale Veranlagung bessere Erträge erzielen und Risiko streuen“, erklärte Professor Bert Rürup. Einen Vergleich der 1. und 2. Säule sieht Rürup pragmatisch: „Umlagefinanzierung und Kapitaldeckung sind aus ökonomischer Sicht gleichwertig. Keines dieser Finanzierungssysteme ist a priori dem anderen überlegen. Beide Finanzierungsformen haben spezifische Vor- und Nachteile. Aus Gründen der Risikodiversifizierung sind mischfinanzierte Alterssicherungssysteme der reinen Umlagefinanzierung oder der reinen Kapitaldeckung überlegen. Die meisten Länder haben dies zwischenzeitlich erkannt“, so Bert Rürup und führt weiter aus: „In fast allen Industrieländern können wir seit etwa 35 Jahren als Folge der Globalisierung und des technologischen Fortschritts einen tendenziellen Rückgang der Lohnquoten und damit der Finanzierungsbasis von Umlagesystemen zu beobachten. Vor diesem Hintergrund ist es klug, bei der Altersvorsorge nicht nur auf ein Finanzierungssystem zu setzen.“

„Wir bekennen uns zu Betriebspensionen“
Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, stellte aus Sicht der Gewerkschaften die Berechtigung von betrieblichen Zusatzpensionen außer Streit. „Wir bekennen uns zu Betriebspensionen, und wir sehen es auch als wichtig, diese in einem ausgewogenen Ausmaß zu fördern. Darüber sind wir immer verhandlungsbereit“, so Bernhard Achitz. Dabei spielt für Achitz eine wesentliche Rolle, dass die Teilnahme am System der 2. Säule für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiterhin freiwillig sein müsse, wenn betriebliche Zusatzpensionen langfristig die 1. Säule ergänzen sollen. Achitz sieht die Bedeutung von Betriebspensionen vor allem für Bezieher höherer Einkommen gegeben: „Für alle jene, die über der Höchstbemessung verdienen und mit stabiler Beschäftigung rechnen können, macht die 2. Säule als ergänzende Vorsorge Sinn.“

In seiner Antwort brachte Andreas Zakostelsky das Gegenargument: „Gerade bei einer staatlichen Pension im österreichischen Durchschnitt von rund 1.100 Euro macht eine Zusatzpension von 150 Euro, also von mehr als 10 Prozent zusätzlich, einen sehr großen Unterschied für die Menschen.“

Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen gemeinsam in den Ausbau der 2. Säule investieren
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf tritt dafür ein, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam in den Ausbau der 2. Säule investieren sollten, um den Lebensstandard möglichst vieler Österreicher auch im Alter zu sichern. „Bei steigender Verweildauer im staatlichen System durch die steigende Lebenserwartung würde die 1. Säule wohl weiterhin mehr staatliche Zuschüsse erhalten müssen. Eine Ergänzung der 1. Säule ist daher auch volkswirtschaftlich wesentlich“, so Karlheinz Kopf. Am wichtigsten ist es, die Österreicher über alle Aspekte unseres Pensionssystems offen und gut zu informieren. Das Pensionskonto war dazu ein guter Schritt, ist aber nicht ausreichend. Jedes Mehrsäulensystem bräuchte umfassende Informationen über alle seine Säulen, damit alle Versicherten wissen, was sie woher bekommen können.“ Zu diesem Aspekt bestand Einigkeit unter allen Diskutanten: Über die 1., 2., und 3. Säulen und ihre Angebote und Optionen sollte im Idealfall gemeinsam informiert werden, um die Entscheidungsfähigkeit des und der einzelnen bestmöglich zu fördern.

 

 

 

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