Österreichs Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs,
 doch globales Umfeld belastet zunehmend

 

erstellt am
15. 11. 18
13:00 MEZ

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Oktober leicht auf 3,5 Punkte, übertrifft aber weiterhin den langjährigen Durchschnittswert – Wirtschaftswachstum weiter über Potenzial
Wien (bank austria) - Nach dem stetigen Rückgang seit dem Jahresbeginn hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich mittlerweile auf einem konstant hohen Niveau stabilisiert. „Die stabil hohen Werte unseres Konjunkturindikators zeigen, dass der heimische Konjunkturmotor noch rund und mit hoher Drehzahl läuft. Trotz zunehmender Unsicherheiten zeichnet sich für die kommenden Monate kein wirtschaftlicher Einbruch ab“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator liegt zwar deutlich unter den Rekordwerten rund um den Jahreswechsel, übersteigt aber den langjährigen Mittelwert. Wenn auch der Höhepunkt des laufenden Konjunkturzyklus überschritten ist, die Wirtschaftsdynamik liegt in Österreich weiterhin über dem Potenzialwachstum, das die Ökonomen der UniCredit Bank Austria auf rund 1,7 Prozent schätzen. „Während die Inlandsnachfrage der österreichischen Wirtschaft weiterhin viel Schwung verleiht, beginnen die steigenden politischen Unsicherheiten und der zunehmende Protektionismus im globalen Handel das Exportumfeld immer mehr zu beeinträchtigen. In den einzelnen Wirtschaftsbereichen zeigen sich daher auch sehr unterschiedliche Stimmungstrends: Der ungebrochenen Hochform der Bauwirtschaft und dem erneuten Anstieg im Dienstleistungssektor steht im Oktober ein Rückgang in der Industrie gegenüber“, so Bruckbauer.

Konjunkturstimmung leidet unter Verschlechterung des Exportumfelds
Die rückläufige Stimmung in der heimischen Industrie ist maßgeblich für den leichten Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Oktober verantwortlich. Zwar zeigt sich die österreichische Industrie grundsätzlich weiterhin optimistisch, die Geschäftseinschätzung ist jedoch auf den niedrigsten Wert seit mehr als einem Jahr gesunken, da das Exportumfeld spürbar schwieriger geworden ist. Die entsprechend den Handelsanteilen mit den wichtigsten Exportmärkten gewichtete internationale Industriestimmung ist auf den Wert vom Dezember 2016 zurückgefallen, gedämpft sowohl von der Entwicklung in wichtigen europäischen Partnerländern wie Deutschland, Frankreich und Italien als auch in vielen Schwellenländern.

Höchstes Wachstum des laufenden Konjunkturzyklus wird 2018 erreicht
Nach dem sehr starken Anstieg des BIP zu Jahresbeginn 2018 war in den folgenden beiden Quartalen die Wirtschaftsdynamik in Österreich klar schwächer. Dahinter steht zum einen der nachlassende Rückenwind durch den globalen Handel. Zwar hat die protektionistische Handelspolitik der USA sich für Österreich bisher nur in Zöllen auf einige wenige Produkte niedergeschlagen, was direkt kaum zu einem störenden Einfluss auf den Außenhandel geführt hat, doch die Verunsicherung und die Sorge um eine Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und China haben die globale Nachfrage zu beeinträchtigen begonnen und auch in Österreich eine nachlassende Exportdynamik verursacht. Das schwächere Abschneiden der heimischen Wirtschaft in den beiden vergangenen Quartalen ist zum anderen aber auch auf zwischenzeitliche Produktions- und Auslieferprobleme der internationalen Automobilindustrie in Zusammenhang mit neuen Abgastests zurückzuführen, die auf die heimische Zulieferindustrie rückgewirkt haben. Für das Schlussquartal 2018 ist daher sogar eine leichte Wachstumsbelebung im Vergleich zu den beiden Vorquartalen in Sicht. „Zum Jahresende erwarten wir wieder etwas mehr Rückenwind für die österreichische Wirtschaft als im Frühjahr und im Sommer. Mit einem BIP-Anstieg um 0,5 Prozent zum Vorquartal wird sich im Jahresvergleich ein Plus um mehr als 2 Prozent ergeben. Für das Gesamtjahr 2018 gehen wir damit von einem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent aus“, meint Bruckbauer. Damit wird das Wirtschaftswachstum 2018 über dem kürzlich revidierten Wert von 2,6 Prozent aus 2017 liegen und den Höhepunkt des laufenden Konjunkturzyklus markieren.

Wirtschaftswachstum 2019 nach vier Jahren erstmals wieder unter 2 Prozent
Die Inlandsnachfrage wird im kommenden Jahr das Wachstum erneut stark stützen, wenn auch etwas geringer als in den Vorjahren. Die hohe Beschäftigungsdynamik und spürbare Lohnsteigerungen sorgen vor allem für viel Schwung des privaten Konsums. Allerdings wird 2019 der Rückenwind vom globalen Handel nachlassen. Der steigende Protektionismus, Sanktionen und die bestehenden geopolitische Spannungen werden der heimischen Exportwirtschaft die Geschäfte zunehmend erschweren. Der schwächere Euro und günstigere Ölpreise dürften jedoch die Auswirkungen etwas begrenzen. „Das ungünstigere Exportumfeld und auch die nachlassende Unterstützung durch die Geldpolitik dämpfen die Wachstumsaussichten der österreichischen Wirtschaft 2019. Wir rechnen mit einem Anstieg des BIP um nur noch 1,9 Prozent. Allerdings ist der Rückgang des Jahreswachstums gegenüber 2018 durch einen statistischen Effekt, den sogenannten statistischen Überhang, überzeichnet. Tatsächlich wird die österreichische Wirtschaft die derzeitige Wachstumsdynamik im Quartalsvergleich fast unverändert beibehalten“, so Pudschedl.

Arbeitslosenquote sinkt 2019 auf 7,5 Prozent
Mit der leichten Abschwächung der Konjunktur wird 2019 auch das Beschäftigungswachstum, das 2018 voraussichtlich 2,3 Prozent im Jahresvergleich betragen wird bzw. ein Plus von rund 90.000 Jobs bringen dürfte, deutlich geringer ausfallen. Das schwächere Beschäftigungswachstum von rund 1,4 Prozent im Jahresvergleich wird 2019 den Rückgang der Arbeitslosenquote einbremsen. Nach der starken Reduktion von 8,5 auf durchschnittlich 7,7 Prozent 2018 wird sich die Arbeitslosenquote 2019 nur moderat auf 7,5 Prozent verringern, zumal der Anstieg des Arbeitskräfteangebots weiterhin stark bleiben wird. Die Arbeitslosenquote liegt damit weiterhin klar über dem Wert von 5,9 Prozent vor der Finanzkrise. Insbesondere im Dienstleistungsbereich, aber auch am Bau übersteigt die Arbeitslosenquote zum Teil noch deutlich den Ausgangswert. Dagegen ist in der Sachgüterindustrie mit knapp über 3,5 Prozent bereits das Ausgangsniveau von 2008 wieder erreicht.

Nur leicht sinkende Tendenz bei der Inflation
Trotz des ölpreisbedingten leichten Anstiegs der Teuerung in der zweiten Jahreshälfte wird die Inflation 2018 mit durchschnittlich 2 Prozent geringfügig niedriger ausfallen als im Jahr davor. Die Verbesserung am Arbeitsmarkt hat zwar zu einer steigenden Lohndynamik beigetragen, doch der nachfrageseitige Aufwärtsdruck auf die Preise wird weiterhin überschaubar bleiben. „Nur in den ersten Monaten 2019 wird die Inflation die Marke von 2 Prozent übersteigen. Wir erwarten eine durchschnittliche Inflation von 2,0 Prozent auch für 2019, erneut über dem Durchschnitt in der Eurozone“, so Pudschedl.

 

 

 

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