Eisenstadt (wkbgld) - Am 14. November trafen sich die Delegierten zum burgenländischen Wirtschaftsparlament
in Eisenstadt. Im Fokus stand dabei: Fachkräftemangel und bessere Rahmenbedingungen für Burgenlands Unternehmen.
„Das Burgenland ist ein Bundesland mit besonderen Bedürfnissen“, erklärte Wirtschaftskammer-Präsident
Peter Nemeth anlässlich der Tagung: „Das Burgenland ist nicht einmal 100 Jahre ein Teil der Republik Österreich,
ist lange und schmal und hat rund 8 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung. Wäre das Burgenland ein Unternehmen,
läge es damit etwa auf Platz 7 der umsatzstärksten Unternehmen Österreichs. Hinter Porsche, OMV,
Spar usw.“, skizzierte Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth die Situation des Burgenlandes anlässlich
der Sitzung des Wirtschaftsparlamentes in der Wirtschaftskammer Burgenland in Eisenstadt.
Nemeth verwies auf den Aufschwung durch die Einstufung als Ziel 1-Gebiet: „Bis heute unterstützte die EU rund
150.000 Projekte im Burgenland. Die Palette reichte von Aus- und Weiterbildung über Förderungen für
die Landwirtschaft bis zu großen Infrastrukturprojekten und der Ansiedelung von Leitbetrieben. Insgesamt
gab es bisher ein Investitionsvolumen von vier Milliarden Euro.“
Aber, so erklärt Nemeth: „Das war kein Geschenk, keine Almosen für das kleine Geschwisterlein. Nein.
Das Burgenland hat aufgeholt und ist heute ein erfolgreiches Bundesland, ein guter Boden, um zu leben und zu arbeiten.“
Untrennbar verbunden mit dem Aufschwung des Burgenlands sind die rund 20.000 Unternehmen mit ihren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern. Sie investieren, bilden aus, zahlen Steuern, sichern Arbeitsplätze, exportieren und finanzieren
Infrastruktur und Sozialsystem, so Nemeth und erklärt: „Unser Ansatz als Wirtschaftskammer ist es, für
die burgenländischen Unternehmerinnen und Unternehmer zu arbeiten und für die besten Rahmenbedingungen
zu kämpfen.“
Herausforderung Fachkräftemangel
Überbordende Bürokratie, Überregulierung, hohe Lohnnebenkosten – das sind einige Punkte die
seit Jahren thematisiert, aber nicht angegangen wurden. Nemeth zeigt sich zufrieden: „Das ist nun anders. Die Regierung
Kurz geht das jetzt an. Heilige Kühe – werden zwar nicht geschlachtet – aber zumindest auf die Weide geführt
und dort – wo sie viel zu viel Speck angesetzt haben - ordentlich bewegt.“
Ein weiterer Punkt, der die heimische Wirtschaft belastet, ist der Fachkräftemangel:
- Über 70 % der burgenländischen Dienstgeberbetriebe
leiden bereits jetzt stark unter dem Fachkräftemangel.
- Knapp 49 % müssen Teile ihrer Produktion aufgrund fehlender
Fachkräfte auslagern.
- 75 % beklagen eine gesunkene Qualität bei den Bewerbungen.
Seitens der Wirtschaftskammer wurde ein Fachkräfte-Radar ins Leben gerufen. Dieses Programm ruht auf 5 Säulen:
- Qualifizierung. Hier geht es etwa um die Definition von
verpflichtenden Bildungszielen und die Stärkung des dualen Ausbildungssystems. „Wir brauchen die besten und
fähigsten Jugendlichen als Lehrlinge!“, so Nemeth.
- Eine effizientere Personalvermittlung. Beschäftigungsanreize
müssen ausgebaut werden. Jobs statt Transferleistungen heißt hier die Devise. Es müssen auch die
Zumutbarkeitsbestimmungen angepasst werden und das AMS muss die Aktivitäten zur überregionalen Vermittlung
verstärken.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie ist trotz bisherigem Ausbau des Kinderbetreuungsangebots in Österreich für viele Menschen
eine Herausforderung. Es fehlen hier einheitliche Qualitätsstandards und es gibt auch keinen Überblick
über verfügbare Betreuungsplätze in der Nähe. Bessere Vereinbarkeits-Rahmenbedingungen unterstützen
Betriebe dabei, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und diese auch an das Unternehmen zu binden.
- Zuwanderungspotentiale nutzen: Können Betriebe ihren
Fachkräftebedarf nicht im Inland stillen, müssen sie auf Personen aus dem Ausland zugreifen können.
Dies erfordert eine gezielte Zuwanderungsstrategie.
- Gesundheit und Arbeitsfähigkeit erhalten: Viele Menschen
mit Krankheiten nehmen heute nicht am Erwerbsleben teil oder scheiden zu früh aus. Mit dem sinnstiftenden
und gesundheitsfördernden Aspekt der Arbeit können neue Potenziale erschlossen werden. Hier wollen wir
die Stärkung von Prävention und gesundheitsfördernden Maßnahmen, den Ausbau der steuerlichen
und sozialversicherungsrechtlichen Befreiung von gesundheitsfördernden Maßnahmen, die Möglichkeit
einer tätigkeitsbezogenen Krankschreibung für Phasen kürzerer Krankenstände sowie stärkere
Anreize für das Weiterarbeiten ab Erreichen des Regelpensionsalters.
Zukunftspartnerschaft
Mit dem Anspringen der Konjunktur haben viele Unternehmen ihren Mut wiedergefunden und investieren in neues Wachstum.
Nach zehn Jahren konstanter Talfahrt ist Österreich in Sachen Wettbewerbsfähigkeit endlich wieder auf
der richtigen Spur. Die Bundesregierung hat sich die richtigen Kapitel aus dem Standortprogramm der Wirtschaftskammer
vorgenommen: Arbeitszeitflexibilisierung, Entbürokratisierung und steuerliche Entlastung, letzteres ist uns
für 2020 versprochen.
„Dass nicht alle damit umgehen können, liegt in der Natur der Sache. Dass wir aus einer Sozialpartnerschaft
eine Zukunftspartnerschaft formen müssen, sehen wir als wichtige Aufgabe. Dass Agitieren, Streiken und Panik
machen aber die falschen Signale sind, liegt auf der Hand“, erklärt Nemeth in Richtung Arbeiterkammer und
Gewerkschaften.
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Wirtschaftskammer entlastet Mitglieder
Ab Jahresbeginn 2019 werden Burgenlands Betriebe entlastet. Zusätzlich baut die Wirtschaftskammer Burgenland
weiter aus und verstärkt ihre Rolle als Partner der burgenländischen Betriebe.
„Sämtliche Weichen sind gestellt, um das Reformprojekt Wirtschaftskammer 4.0 zu starten. Dabei entlasten wir
unsere Mitglieder sowohl bei der Kammerumlage 1 und 2 und bauen zugleich unser Serviceangebot aus“, betonte Nemeth.
Das Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer Burgenland beschloss zusätzlich zum Beschluss des Erweiterten
Präsidiums der WKÖ zur Senkung der Kammerumlage 1, eine entsprechende Senkung bei der Kammerumlage 2,
welche die Betriebe im Burgenland ab 1. Jänner 2019 entlastet.
Finanzreferent Vizepräsident Rudolf Könighofer erklärte die Vorgehensweise: „Es werden die Hebesätze,
die für die Berechnung der Kammerumlage 1 und 2 herangezogen werden, gesenkt und für die Kammerumlage
1 degressiv gestaffelt. Investitionen werden im Hinblick auf die Kammerumlage 1 überhaupt beitragsfrei gestellt.“
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