Sozial- und Gesundheitsstadtrat ließ Erkältungsmedikament testen
Wien (rk) - Seit über 20 Jahren überprüft checkit! nun schon bei Events kostenlos und anonym
die Inhaltsstoffe der Drogen von FreizeitkonsumentInnen. Aus diesem Anlass besuchte der Wiener Sozial- und Gesundheitsstadtrat
Peter Hacker einen Einsatz des mobilen checkit!-Labors bei einer Techno-Veranstaltung in der Wiener Arena. Nach
Abgabe eines handelsüblichen Erkältungsmedikaments konnte Hacker dabei die komplette Analyse mitverfolgen.
„Am Anfang war checkit! ein Tabubruch“, erinnerte sich Hacker, der in seiner Funktion als Drogenkoordinator in
den 1990er Jahren mitverantwortlich für die Gründung gewesen war. „Wir mussten um Akzeptanz und Anerkennung
kämpfen und viele juristische, aber auch pragmatische Grenzen überwinden, obwohl die Notwendigkeit und
die Sinnhaftigkeit auf der Hand lag.“ Denn in den 1990er Jahren waren die Ärzte im AKH und anderen Krankenhäusern
mit zahlreichen Vergiftung aufgrund von Drogen konfrontiert, bei denen sie nicht wussten, was die Menschen konsumiert
hatten. „Aus dieser guten Idee ist mittlerweile auch dank der sehr guten Zusammenarbeit mit der Medizinischen Uni
Wien ein internationales Vorzeigeprojekt geworden, von dessen Erfahrungen Einrichtungen auf der ganzen Welt profitieren“,
so der Sozialstadtrat.
Karl Schubert-Kociper, Leiter von checkit!, informierte über die umfangreichen Beratungsangebote von checkit!.
Durchschnittlich ein Mal pro Monat ist das Team bei einem Event präsent. Je nach Größe und Dauer
der Veranstaltung werden bis zu 230 Proben analysiert und rund 1000 Beratungsgespräche geführt. Durch
seine Ausführungen wurde aber auch deutlich, wie sehr sich checkit! seit der Anfangszeit weiterentwickelt
hat. Standen in den späten 90ern die Eventeinsätze mit Substanzanalyse und Beratung im Vordergrund, sind
heute die umfangreichen Beratungsangebote in der checkit!-Homebase (persönlich, telefonisch, online) den Großteil
der Kontakte mit Jugendlichen verantwortlich.
Gemeinsam mit dem Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, Ewald Lochner, konnte Stadtrat
Hacker im Anschluss den Weg einer Probe durch das Analyseverfahren von checkit! verfolgen. Hacker nahm dabei die
Rolle eines Partybesuchers ein und gab ein handelsübliches Erkältungsmedikament im checkit!-Zelt zur
Untersuchung ab.
Der wissenschaftliche Leiter von checkit!, Univ.-Prof. Dr. Rainer Schmid und Laborleiter Anton Luf demonstrierten
dem Stadtrat daraufhin die Analyse im Laborbus. Dabei konnte sich Stadtrat Hacker auch von der rasanten Weiterentwicklung
der Analysemethoden überzeugen. Neben einer immer genaueren und schnelleren Erkennung von Substanzen konnte
das Team von checkit! im vergangenen Jahr insbesondere im Bereich synthetische Opioide seine Analysefähigkeiten
deutlich ausweiten. Diese hochpotenten Verbindungen können bereits in geringen Dosen im Microgramm-Bereich
schwere Nebenwirkungen verursachen. Daher war es unbedingt notwendig, mit einer Methode zu messen die empfindlich
genug ist, um diese Verbindungen mit Sicherheit nachzuweisen.
Das Ergebnis der Analyse ist nach rund 30 Minuten vorhanden und wird dann auf einer Pinnwand veröffentlicht.
Die KonsumentInnen erkennen ihr Ergebnis an der bei der Abgabe festgelegten Probennummer. Bei der Veröffentlichung
kommt ein Ampelsystem zum Einsatz: Ein rotes Blatt bedeutet eine Warnung, mit der auf besonders gefährliche
Substanzen oder Dosierungen hingewiesen wird. Gelb bedeutet ein unerwartetes Ergebnis, also dass zum Beispiel noch
andere Substanzen in der Probe gefunden wurden. Ist nur die von den KonsumentInnen erwartete Substanz enthalten,
wird dies bewusst auf einem weißen und nicht auf einem grünen Zettel kund gemacht, damit klar ist, dass
jede Einnahme von Drogen ein Risiko darstellt.
Auch für Stadtrat Hackers Probe gab es schließlich einen weißen Zettel. Die Analyse zeigte nur
die erwarteten Inhaltsstoffe des Erkältungsmedikaments.
„Ich danke dem Team von checkit! für die hervorragende Arbeit. Durch die Kommunikation auf Augenhöhe
und ohne erhobenen Zeigefinger genießt checkit! hohes Vertrauen unter den Jugendlichen und erreicht jene,
die sonst kaum für Beratung im Sinne der Suchtprävention zugänglich wären“, betonte der Sozial-
und Gesundheitsstadtrat abschließend.
|