Auszeichnung beim Open Minds Award 2018
St. Pölten (fh) - Mobiltelefone und Tablets können durch sogenanntes Audiotracking mittels Ultraschall
unbemerkt das Verhalten ihrer BenutzerInnen verfolgen – etwa das Betrachten bestimmter Videos oder den Aufenthalt
an bestimmten Räumen und Plätzen. Dieses Jahr im Frühjahr hat die FH St. Pölten die App SoniControl
veröffentlicht, mit der das akustische Tracking blockiert werden kann. Nun wurde das Projekt beim Open Minds
Award 2018 ausgezeichnet.
Im Forschungsprojekt SoniControl entwickelten Wissenschaftler der FH St. Pölten eine Methode, wie das unbemerkte
(und meist ungewollte) akustische Ausspionieren enttarnt und blockiert werden kann. Daraus entstanden ist die weltweit
erste Ultraschall-Firewall, die seit März im Google App Store gratis verfügbar ist und bisher mehr als
20.000 Mal weltweit heruntergeladen wurde. Sie spürt akustische Cookies auf und unterdrückt sie mit unhörbaren
Ultraschall-Störsignalen.
Nun wurde die App beim Open Minds Award 2018 ausgezeichnet. „Der Preisträger lenkt die Aufmerksamkeit auf
eine kaum beachtete Überwachungstechnologie“, so die Veranstalter in ihrer Presseaussendung.
Ultraschall-Firewall
Im Projekt SoniControl entwickelte Matthias Zeppelzauer, Senior Researcher der Forschungsgruppe Media Computing
am Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten, mit seinen Kollegen Kevin Pirner, Alexis
Ringot und Florian Taurer ein Verfahren, um akustische Datenübertragung in der Umgebung zu erkennen und GerätebenutzerInnen
darüber zu informieren.
Zum Maskieren und Blockieren der Ultraschallkommunikation werden Störsignale über den Lautsprecher des
eigenen Mobilgeräts gesendet. So können akustische Cookies effektiv neutralisiert werden, noch bevor
das Betriebssystem oder mobile Applikationen darauf zugreifen können. BenutzerInnen können akustische
Cookies auch selektiv blockieren, ohne die Funktionsweise des Smartphones zu beeinträchtigen.
Bewusstsein schaffen
Ultraschallsignale können für sogenanntes „Cross-device-tracking“ verwendet werden. Damit kann das Verhalten
von Benutzerinnen und Benutzern über mehrere Geräte hinweg verfolgt werden und entsprechende Benutzerprofile
können dann miteinander verschmolzen werden. So lassen sich akkuratere BenutzerInnen-Profile für zielgerichtete
Werbung und die Filterung von Internetinhalten erstellen. Akustische Cookies konnten bisher jedoch nicht – so wie
ihre elektronischen Gegenstücke beim Besuch von Webseiten – blockiert werden.
„Ziel des Projekts war nicht nur, die Privatsphäre durch Erkennen und Filtern von akustischen Cookies gezielt
zu schützen, sondern auch, Bewusstsein für akustisches Tracking in unserer Gesellschaft zu schaffen.
Es freut uns sehr, dass das Thema Anklang findet und nun das Projekt ausgezeichnet wurde. Wir möchten Open
Minds für die Verleihung des Open Source Awards danken sowie der Netidee Austria, welche das Projekt primär
finanziert hat und nun auch das Folgeprojekt SoniControl 2.0 fördert, welches im Jänner 2019 startet
und in dem wir neue Funktionen in unsere Firewall einbauen werden“, so Zeppelzauer.
Datenaustausch mittels Ultraschall im Internet of Things
Datenübertragung mittels Ultraschall kann aber auch bewusst eingesetzt werden. Im derzeit laufenden Folgeprojekt
SoniTalk entwickelt Zeppelzauer mit Kolleginnen und Kollegen selbst ein erstes offenes und privatsphäre-orientiertes
Protokoll für die Datenübertragung mit Ultraschall. „Hier legen wir besonderen Wert darauf, die Verpflichtung
zur Aufklärung und Einwilligung der NutzerInnen bereits beim Design der Technologie zu integrieren“, sagt
Zeppelzauer.
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