Bischof Ägidius Zsifkovics, Metropolit Arsenios Kardamakis und Superintendent Manfred
Koch betonten ihr Anliegen, vom ehemaligen Gegen- und Nebeneinander der christlichen Kirchen zu einem Füreinander
zu gelangen
Eisenstadt (martinus) - "Die Diözese Eisenstadt ist der Hotspot der Ökumene in Österreich.
Bei uns herrscht keine ökumenische Stille, sondern Zuneigung": Davon zeigte sich Pastoralamtsleiter und
Festakademie-Mitveranstalter Richard Geier am Nachmittag des 11. November in der Eisenstädter Wirtschaftskammer
überzeugt. Die Ökumene bildete das zentrale Thema der diesjährigen Festakademie zum Martinsfest.
Festvortragender war Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der
Einheit der Christen.
Für den Kardinal gibt es "schlechterdings keine Alternative zur Ökumene", auch und gerade
wegen der "existenziellen Dringlichkeit" der stark gestiegenen Christenverfolgung weltweit (siehe Medieninfo
Kardinal Koch bei Martini-Festakademie). Neben dem Kurienkardinal sprachen auch der griechisch-orthodoxe Metropolit
Arsenios Kardamakis und der evangelische Superintendent Manfred Koch. Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics
nahm die Zusammenfassung und den Abschluss vor.
Zsifkovics über "Stammbuch-Eintrag" des hl. Martin
Bischof Zsifkovics zeigte sich davon überzeugt, dass "es die vielen kleinen, aber sehr wichtigen
Schritte sind, aus denen einmal etwas Großes werden kann", wenn es um das Bemühen der Einheit der
Christen gehe. Der Kurs der Diözese Eisenstadt sei jedenfalls klar: "Wir wollen weitere Schritte setzen,
um immer mehr zu einem Füreinander der Konfessionen zu gelangen." Dazu, so der Bischof im Rahmen der
Festakademie, brauche es dreierlei: "Erstens intensive Bemühungen um die evangelische Erneuerung, zweitens
ein gemeinsames Christusbekenntnis und drittens ein starkes Zeugnis der Barmherzigkeit." Genau diese drei
Dinge seien es gewesen, die der hl. Martin uns allen "ins Stammbuch geschrieben" habe.
Metropolit Arsenios dankt für "tatkräftige Unterstützung"
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis sprach in seinem Vortrag von einer "großen
Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft", mit der "unsere katholischen und evangelischen
Brüder im Glauben uns Orthodoxen begegnen". Er hatte in seinen Ausführungen zur "Konkreten
und gelebten Ökumene in Österreich" vor allem das Projekt des ersten Orthodoxen Klosters in Österreich,
das im burgenländischen St. Andrä am Zicksee entsteht, im Blick. Der Metropolit bedankte sich ausdrücklich
für die "tatkräftige Förderung und Unterstützung" seitens der katholischen Kirche,
wobei er die "äußert großzügige Überlassung des Grundstücks durch Bischof
Ägidius Zsifkovics" und auch die Spende von Papst Franziskus, der im Frühjahr 100.000 Euro für
das Kloster gespendet hatte, erwähnte.
Persönliche Begegnung als Ort der Ökumene
Es gebe viele positive Zeichen einer solchen gelebten Ökumene in Österreich, etwa hinsichtlich der
"Organisation des liturgischen und pastoralen Lebens unserer Gemeinden", die "Unterstützung
durch unsere katholischen Schwestern und Brüder" erfahren. Als besonderes Beispiel führte Metropolit
Arsenios die Schenkung einer Kirche in Leoben an: Dass der Orden der Remptoristen durch "Vermittlung des bischöflichen
Sekretärs von Eisenstadt, Dominik Orieschnig, uns eine Kirche geschenkt hat, ist sicher ein weltweit einmaliges
Beispiel gelebter Ökumene", so ein dankbarer Metropolit Arsenios, der sich davon überzeugt zeigte,
dass Spannungen und Schwierigkeiten am besten durch "persönliche Beziehungen und Begegnungen aus der
Welt geschafft werden können". Denn genau darin – in der persönlichen Begegnung – sehe er die Ökumene
primär verortet.
Koch: Ökumene oft "unter einfachen Leuten"
Für den evangelischen Superintendenten Manfred Koch muss Ökumene in ihrer historischen Entwicklung
betrachtet werden: "Ökumene ist im Werden, fand und findet oft auf der Ebene des alltäglichen Zusammenlebens,
gerade unter einfachen Leuten, statt." Gerade im Burgenland "haben Christen immer nach Wegen des Miteinander
gesucht, auch in Zeiten von Not und Armut", so Superintendent Koch.
"Riesenschritte" gemeinsam mit Bischof Zsifkovics
Der historische Prozess der Ökumene lasse sich als ein Weg von einem Gegeneinander der Vergangenheit über
ein Nebeneinander hin zu einem Miteinander beschreiben. Der evangelische Superintendent würdigte den von Altbischof
Paul Iby ins Leben gerufenen Ökumenischen Sozialfonds als einen ersten wichtigen Schritt. "Riesenschritte"
habe die Ökumene im Burgenland dann mit Bischof Ägidius Zsifkovics gemacht: "Davor war etwa die
orthodoxe Kirche im Burgenland so gut wie nicht vorhanden. Heute gibt es tragende Pfeiler, auf denen wir im Burgenland
weiterbauen können. Dazu gehören gemeinsame Pfarrertage, die gemeinsame Pilgerfahrt ins Heilige Land,
die beiden von Bischof Ägidius und mir verfassten Hirtenbriefe, zuletzt zu den Novemberpogromen und das Treffen
der katholischen Bischofskonferenz mit den Spitzen der evangelischen Kirche in Rust."
Laternenumzug und Segnung der Kinder
Am Sonntagabend fand schließlich noch die Festvesper im Martinsdom mit dem anschließenden traditionellen
und stimmungsvollen Laternenumzug und der Segnung der Kinder statt. Seinen Abschluss findet das Martinsfest der
Diözese Eisenstadt am 18. November 2018 mit der Martinifeier der Burgenländer in der Wiener Michaelerkirche.
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