LH Mikl-Leitner: Frauen haben sich den Weg in die Politik hart erkämpft
Wien/St. Pölten (nlk) - Am 12. November 1918 wurde von der Provisorischen Nationalversammlung die Republik
Österreich ausgerufen, an diesem Tag wurde auch das Frauenwahlrecht eingeführt. Die Einführung des
Frauenwahlrechts genau auf den Tag vor 100 Jahren stand am 12. November im Palais Niederösterreich im
Mittelpunkt eines Festaktes.
Diese Festveranstaltung sei ihr ein „unglaublich großes Anliegen“ und auch wichtig und notwendig, sagte Landeshauptfrau
Johanna Mikl-Leitner im Gespräch mit Moderatorin Barbara Stöckl. Ihr Einstieg in die Politik sei „Zufall
und Schicksal gewesen“, und sie bereue es „keine Sekunde, in die Politik gegangen zu sein“. Es sei ein tolles Gefühl
wenn man erlebt und spürt, dass man in der Politik etwas bewegen könne, betonte Mikl-Leitner. Frauen
hätten sich den Weg in die Politik hart erkämpft und viele Frauen würden heute in der Politik und
auch in der Wirtschaft Verantwortung übernehmen. „Kompetenz ist eine Grundvoraussetzung um in Führungspositionen
bestehen zu können.“ Darüber zeichne Frauen eine besondere Sensibilität aus. Stolz ist die Landeshauptfrau
auch auf erfolgreiche politische Quereinsteigerinnen.
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister bezeichnete es als „schönes Gefühl“, dass der Festtagsreigen
des 12. November hier im ehemaligen Landhaus in der Wiener Herrengasse ausklinge. Die Einführung des Frauenwahlrechts
vor 100 Jahren markiere einen „Meilenstein“ und sei „bahnbrechend“ gewesen. Mit konkreten Maßnahmen zur besseren
Vereinbarkeit von Familie und Beruf wolle man die „Frauen stärken und Mut machen“, ihre Chancen und Möglichkeiten
zu nutzen.
Landtagspräsident Karl Wilfing bezeichnete es als „wichtige Errungenschaft“, dass am 12. November 1918 nicht
nur die parlamentarische Demokratie „aus der Taufe gehoben wurde“, sondern auch das direkte und geheime Wahlrecht
für Frauen. In den ersten gewählten niederösterreichischen Landtag nach der Einführung des
Frauenwahlrechts zogen zwei Frauen in das Landesparlament ein. Die erste Bürgermeisterin Niederösterreichs
im Jahr 1948 sei Zenzi Hölzl gewesen, so Wilfing. Der Anteil der Bürgermeisterinnen in Niederösterreich
liege bei zwölf Prozent und damit weit höher als im Bundesdurchschnitt. Dennoch bestehe hier „Luft nach
oben“.
Universitätsprofessorin Gabriella Hauch skizzierte in ihrem Vortrag die Einführung des Frauenwahlrechts
im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche und deren Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten. Hauch:
„Die Geschichte zeigt, dass parlamentarische Demokratie keine automatische Gerechtigkeit garantiert.“ Sie müsse
immer wieder aufs Neue erkämpft werden.
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß, Politikberaterin Heidi
Glück und die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, stellten
in einer Gesprächsrunde ihre Standpunkte und Sichtweisen zu dem Thema „Frauen und Politik“ dar. Grundsätzlicher
Tenor: Frauen müssen mutig sein, müssen sich etwas trauen und zutrauen und Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
zeigen.
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