Das Wachstum reicht von 1,9 Prozent in Wien bis 3,3 Prozent in Oberösterreich – Die Wirtschaft
entwickelt sich heuer regional gleichförmig mit Vorteilen für industriell starke Bundesländer
Wien (bank austria) - In den ersten drei Quartalen des heurigen Jahres betrug der reale Anstieg des österreichischen
Bruttoinlandsprodukts im Jahresvergleich 2,9 Prozent. Das Wachstum basierte auf einer sehr dynamischen Entwicklung
bei den Investitionen und der Exportwirtschaft und einem robusten Wachstum beim privaten Konsum. „Das sektoral
breit getragene Wirtschaftswachstum führt zu relativ geringen Wachstumsunterschieden zwischen den Bundesländern,
wobei heuer wie schon im Vorjahr die Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil an der Wertschöpfung
einen Vorteil haben“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Nach Schätzungen der Unicredit Bank Austria Ökonomen werden im Gesamtjahr 2018 alle Bundesländer
ein solides Wachstum im Bereich von 1,9 Prozent in Wien bis 3,3 Prozent in Oberösterreich aufweisen. Neben
Oberösterreich werden heuer auch Kärnten (+3,2 Prozent), die Steiermark (+3,1 Prozent) und Niederösterreich
(+3 Prozent) voraussichtlich die 3-Prozent-Marke beim Anstieg des realen Regionalprodukts knacken. Das Wachstum
in Tirol (+2,9 Prozent), Salzburg (+2,9 Prozent) und Vorarlberg (+2,9 Prozent) liegt leicht über dem bundesweiten
Durchschnitt, während sich das Burgenland (+2,5 Prozent) gemeinsam mit Wien im hinteren Bereich der Bundesländerrangliste
befindet.
Industrie als Wachstumstreiber
In den ersten drei Quartalen ist die Wertschöpfung in der heimischen Industrie um real 5,5 Prozent im
Vergleich zur Vorjahresperiode gewachsen. Die Industriebetriebe in Kärnten, der Steiermark und Oberösterreich
tragen heuer am meisten zum Wachstum des Regionalprodukts bei. Die Stärken dieser drei Bundesländer sind
die elektrische Industrie, die KFZ-Industrie und die Metallindustrie, die sich auch österreichweit am besten
entwickeln. Trotz steigender globaler Risiken bleibt die Nachfrage aus dem Ausland nach österreichischen Waren
eine große Wachstumsstütze. „Das österreichische Exportvolumen wird im Gesamtjahr 2018 voraussichtlich
über 150 Milliarden Euro betragen, das ist ein Anstieg von nominell 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ein deutlich überdurchschnittliches Exportwachstum verzeichnen heuer die Steiermark (+9,3 Prozent), Salzburg
(+8 Prozent) und Kärnten (+7,8 Prozent)“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz.
Große regionale Unterschiede in der Bauwirtschaft
Im Vergleich zur Industrie ist die diesjährige Entwicklung der Baukonjunktur regional viel inhomogener. In
Oberösterreich, Vorarlberg und Niederösterreich entwickelt sich die Bauwirtschaft sehr dynamisch, unterstützt
durch ein starkes Wachstum der abgesetzten Produktion im Hochbau und Baugewerbe. In Tirol und im Burgenland ist
das Produktionswachstum des Bausektors deutlich unter dem Durchschnitt. Die Stagnation der burgenländischen
Bauwirtschaft ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Baukonjunktur im Vorjahr außerordentlich
gut war. Deshalb sind heuer im Burgenland Zuwächse im Vergleich zu 2017schwer zu erreichen.
Konjunktursensitive Dienstleistungsbranchen und der Tourismus wachsen überdurchschnittlich
Der Dienstleistungssektor hat in Österreich einen Anteil von knapp 70 Prozent an der gesamten Wert-schöpfung.
Der Anteil des tertiären Sektors am Wirtschaftswachstum ist in den ersten 9 Monaten 2018 mit leicht über
50 Prozent deutlich unterproportional. In allen Bundesländern wächst der Bereich Erbringung von wirtschaftlichen
und technischen Dienstleistungen teilweise kräftig. Zu dieser Branchengruppe gehören die Vermittlung
von Arbeitskräften, Architektur- und Ingenieurbüros und die Gebäudebetreuung.
Ein überdurchschnittliches Wachstum in der Informationstechnologie gibt es vor allem in Kärnten, im Burgenland
und in Oberösterreich. Die reale Wertschöpfung in der Branche Verkehr/Lagerei wächst in allen Bundesländern
deutlich über 4 Prozent, wobei in der Steiermark, in Niederösterreich und Oberösterreich der Anstieg
sogar über 6 Prozent beträgt. Die Gastronomie/Beherbergung profitiert von den Nächtigungsrekorden
im Tourismus, worüber sich vor allem die Tourismuszentren in Tirol, Salzburg und Wien freuen.
Weiter Erholung am Arbeitsmarkt
Die gute Konjunktur in ganz Österreich spiegelt sich am Arbeitsmarkt wider. „Das zweite Jahr hintereinander
sehen wir heuer kräftige Rückgänge der Arbeitslosenquoten in allen Bundesländern“, sagt Schwarz
und ergänzt: „Alle Bundesländer haben gemeinsam, dass viele Unternehmen händeringend Facharbeiter
suchen.“ Mit der Regionalisierung der Mangelberufsliste, die mit einer entsprechenden Novelle ab 1. Jänner
2019 in Kraft treten soll, versucht man, gegen diesen Mangel anzukämpfen. Von dieser Änderung sollten
vor allem die Tourismusbetriebe im Westen Österreichs profitieren. Es können dann auch zum Beispiel Köche
aus Ländern außerhalb der EU legal in Tirol arbeiten.
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