Seit zehn Jahren verbessert der Tiroler Schlaganfallpfad kontinuierlich die Heilungschancen
Innsbruck (lk) - Die Lyse-Rate, also der Anteil der Tiroler SchlaganfallpatentInnen, bei denen das Gerinnsel
medikamentös aufgelöst werden kann, ist von 12,9 Prozent im Jahr 2010 auf 21,4 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.
„Damit können jährlich etwa 100 zusätzliche Patientinnen und Patienten völlig genesen“, verweist
Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg auf die Einführung des integrierten Tiroler Schlaganfallpfades vor zehn
Jahren. Tirol weist weltweit eines der besten Versorgungsprogramme für den Schlaganfall auf – mit Aussicht
auf vollkommene Gesundung in den allermeisten Fällen. „Und das unabhängig vom Wohnort. In den peripheren
Bezirken und im Tiroler Zentralraum besteht derselbe Zugang zur bestmöglichen Versorgung“, freut sich LR Tilg.
Perfekt abgestimmte Behandlungsabläufe
1.500 akute Schlaganfälle werden jährlich an den Tiroler Spitälern behandelt. Durch die optimierte
Behandlung erholen sich bereits sieben von zehn PatientInnen komplett von den Folgen des Schlaganfalles – der häufigsten
Ursache von körperlicher Behinderung im Erwachsenenalter. „Dieser medizinische Erfolg des Schlaganfallpfades
seit dem Jahr 2009 ist einzigartig und international viel beachtet. Die sehr zeitkritische Schlaganfallversorgung
vom Notruf bis zur ambulanten Rehabilitation arbeitet integriert und somit sektorenübergreifend: Die genau
definierten und perfekt abgestimmten Diagnose- und Behandlungsabläufe führen in einer einzigartigen Teamleistung
zu einer Behandlungskette ohne jeden Bruch“, betont LR Tilg die hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird.
Jede Minute zählt!
„Der Schlaganfall betrifft nicht nur ältere Menschen, etwa zehn Prozent der Patientinnen und Patienten sind
jünger als 55 Jahre. In der Versorgung der Betroffenen spielt der Faktor Zeit eine zentrale Rolle. Wird das
Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, können lebenswichtige Zentren
nicht mehr arbeiten und sterben rasch ab. Es gilt der Grundsatz: Jede Minute zählt! Durch diesen Schlaganfallpfad
wird die bestmögliche Behandlung für die Tirolerinnen und Tiroler garantiert", ergänzt Werner
Salzburger, Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK).
Weltweite Spitzenstellung
Alle Berufsgruppen und Institutionen wie NotärztInnenteams, Akutkrankenhäuser, ambulante und stationäre
Rehaeinrichtungen arbeiten in einem Netzwerk eng zusammen, das über 840 MitarbeiterInnen zählt. Prof.
Johann Willeit von der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck wirkt beim Tiroler Schlaganfallpfad
als ärztlicher Projektleiter federführend mit: „Die internationale Wissenschaft hat mit der Vorstellung
des Tiroler Schlaganfallpfades im Lancet Journal die weltweite Spitzenstellung dieser Versorgung bestätigt.
Gleichzeitig sind die vor zehn Jahren angestrebten Verbesserungen des damaligen Pilotprojektes bereits im Regelbetrieb
bei der Patientin und dem Patienten eingetroffen.“
Weniger Komplikationen
Prof. Stefan Kiechl von der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck ist ebenfalls ärztlicher
Projektleiter: „Erfreulich ist auch die Entwicklung der Schlaganfallkomplikationen. Die Rate an Lungenentzündungen,
die durch Verschlucken von Nahrung ausgelöst wird, hat von acht Prozent im Jahr 2010 auf jetzt vier Prozent
abgenommen. Diese Verringerung wurde durch die Einführung eines Schlucktests vor der ersten Nahrungsaufnahme
möglich.“
Auf höchstem Niveau: Stationäre und ambulante Versorgung sowie Reha
Projektleiterin Theresa Geley zieht für den Tiroler Gesundheitsfonds folgende Bilanz: „Der Schlaganfallpfad
Tirol deckt die Schlaganfallversorgung vom Notruf bis zur ambulanten Rehabilitation ab und hat wissenschaftlich
belegt, dass Schlaganfallpfade zu einer besseren Chance für eine komplette Genesung führen. Der Schlaganfallpfad
Tirol stellt sicher, dass jede Schlaganfallpatientin und jeder Schlaganfallpatient an das für sie oder ihn
optimale Krankenhaus transferiert wird. Damit werden die Vorteile von zentralisierter Spitzenmedizin mit wohnortnaher
Behandlung verbunden. Einzigartig ist auch der Aufbau einer qualitätskontrollierten, standardisierten, ambulanten
Rehabilitation.“
Der „Schlaganfallpfad Tirol“
Im „Schlaganfallpfad Tirol“, der 2009 als Pilotprojekt eingeführt wurde, sind die optimale Patientenbehandlung
und effiziente Ablauforganisation in den Behandlungsstufen prähospitale Phase, hospitale Phase, stationäre
Rehabilitation/Akutnachbehandlung und ambulante Rehabilitation beschrieben.
Die Anzahl der SchlaganfallpatientInnen in Tirol liegt während der letzten Jahre stabil zwischen 1.400
und 1.500. Das PatientInnenaufkommen nach Bezirken sieht für 2017 wie folgt aus: Innsbruck-Stadt 188, Innsbruck-Land
283, Imst 87, Kitzbühel 140, Kufstein 183, Landeck 56, Lienz 109, Reutte 67, Schwaz 102, Nicht-Tirol 224:
Gesamtsumme 1439.
Im Jahr 2017 wurden in Tirol 908 PatientInnen mit Verdacht auf Schlaganfall von den Teams der Notarzt Einsatz
Fahrzeuge (NEFs) notärztlich versorgt, davon 442 Frauen (49 Prozent) und 461 Männer (51 Prozent). Das
durchschnittliche Lebensalter, einen Schlaganfall zu erleiden, liegt bei etwa 75 Jahren. Frauen erleiden den Schlaganfall
im Durchschnitt fünf bis zehn Jahre später.
Für die Versorgung von SchlaganfallpatientInnen stehen in Tirol im stationären Bereich drei Stroke
Units (spezielle Schlaganfallstationen in Innsbruck, Kufstein, Lienz), drei neurologische Abteilungen (Innsbruck,
Kufstein, Lienz), die internistischen Abteilungen der Akutkrankenhäuser Hall i.T., Reutte, St. Johann i.T.,
Schwaz und Zams, eine Akutnachbehandlung in der Sonderkrankenanstalt Hochzirl, zwei Akutnachbehandlungseinheiten
in den Bezirkskrankenhäusern Lienz und Kufstein sowie das Rehabilitationszentrum Münster zur Verfügung.
Die Krankenhäuser ohne Stroke Units sind über den Schlaganfallpfad Tirol an die Stroke Units angebunden.
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