Autonomes Fahren

 

erstellt am
21. 11. 18
13:00 MEZ

Kanadisches Hightech-Unternehmen dockt im Technologie-Hub Neue Werft an. LeddarTech setzt bei Entwicklung von Fahrassistenz-Chips auf Experten-Know-how aus Linz.
Quebec City/Linz (stadt) - Innovative Unternehmen haben Linz in den vergangenen Jahren zum High-Tech- Hotspot gemacht. Die Landeshauptstadt ist damit der zweitgrößte Wirtschaftsraum und die stärkste Industrie- und Exportregion Österreichs mit knapp 12.200 Unternehmen. Den guten Boden, der auf einem breiten Angebot an Bildungseinrichtungen, einer regen Gründer- und Startup-Szene sowie einer Vielzahl an Technologieunternehmen aufbaut, will der für Wirtschaft zuständige Vizebürgermeister und AR-Vorsitzender des Techcenter Bernhard Baier mit der kurz vor der Umsetzung befindlichen Wirtschaftsstandortagenda (WISA2027) noch weiter aufbereiten: "Wir wollen Firmen, Gründern, Startups und Scaleups bestmögliche Rahmenbindungen bieten, um ihren Ideen und dem technologischen Fortschritt keine Grenzen zu setzen. Sie sollen als Vordenker und Schrittmacher von Linz aus die Welt erobern", erklärt Baier.

High-Tech made in Linz
Genau diese Vordenker sind es auch, die High-Tech made in Linz möglich machen. Alleine im ersten Halbjahr 2018 gab es in der Landeshauptstadt mehr als 500 Firmen- und Startup-Gründungen. Viele von ihnen haben im Innovations-Hotspot Techcenter und in dem Mitte 2015 eröffneten, knapp 3000 Quadratmeter großen Technologiedock "Neue Werft im Linzer Hafen ihre Büros aufgemacht. "Es freut mich besonders, dass nun auch das Global-Tech-Unternehmen LeddarTech als Rising Star im Bereich Autonomes Fahren in der Neuen Werft, dem landesweit führenden Kompetenzzentrum für innovative IT, angedockt hat", heißt Baier, Vbgm und Wirtschaftsreferent sowie AR-Vorsitzender des Techcenters LeddarTech in Linz herzlich willkommen. Dass sich das kanadische Unternehmen entschieden hat, die Stadt zum Österreich-Standort zu machen und auf ein Linzer Entwicklerteam zurückzugreifen, zeige, welche führenden Experten mit großem Know-how man hier habe. Baier ortet große Chancen beim Thema Autonomes Fahren und künstliche Intelligenz für den Standort. Schließlich verfüge man in Oberösterreich über hochkarätige High-Tech- Fachkräfte in diesem Bereich. Mit JKU-Professor Sepp Hochreiter habe Linz zudem einen weltweit führenden Experten für KI am Standort. Ein weiterer Meilenstein für den Technologie-Hub im Hafen wird im Automotiv- Bereich der Einzug der DigiTrans GmbH ins Techcenter sein. Wir freuen uns, ab 1. Jänner 2019 diese Initiative für automatisiertes und vernetztes Fahren mit an Bord zu haben."

Techcenter und Neue Werft: Guter Nährboden für Unternehmenswachstum
"Ziel des Techcenters und der Neuen Werft ist es, Unternehmen nach der Gründungsphase mit einem guten Nährboden ideale Voraussetzungen für ihr Wachstum zu geben", erklärt Baier. Neben optimaler räumlicher Infrastruktur in Form von modularen Raumkonzepten, smarten Nebenflächen und Dienstleistungen spielen dabei für die Unternehmen auch Softfacts wie zum Beispiel Vernetzungs- und Infoveranstaltungen eine große Rolle. Erfolgreiche Wachstumsbeispiele im Techcenter aus den vergangenen Jahren sind neben bet-at-home - hier wuchs das Unternehmen von 7 Mitarbeitern auf mehr als 350 Mitarbeiter an - auch die Firmen World4you, smartpoint oder system7rail support.

Eine außergewöhnliche Entwicklung hat für Baier auch der Technologie-Hub Neue Werft seit seiner Eröffnung 2015 hinter sich. Die Gesamt-Mitarbeiterzahl stieg von 100 (Anfang 2016) auf 193 Mitarbeiter Ende 2018.

Aufgrund der Vollauslastung in der Neuen Werft und des Techcenters ist es notwendig, diesen rasch wachsenden Unternehmen auch optimale Erweiterungsmöglichkeiten in Linz anzubieten. Dadurch entsteht eine gewollte Fluktuation, die es erlaubt, wieder neuen Startups, Gründern und Jungunternehmern einen Platz im Innovations-Hotspot bieten zu können. Hier spielt auch die gute Zusammenarbeit mit dem Inkubator von tech2b eine wichtige Rolle.

Techcenter/Neue Werft platzt aus allen Nähten
Alleine im 4. Quartal 2018 wuchsen fünf Unternehmen über die Techcenter/Neue Werft- Grenzen hinaus und wurden erfolgreich an anderen Standorten in Linz angesiedelt.
Die durchschnittliche Erweiterung der Mietfläche dieser Unternehmen lag bei einem Plus von 150 Prozent.

"Die Nachfrage an Flächen in der Neuen Werft und dem Techcenter ist seit Jahren ungebrochen hoch, was deutlich zeigt, dass das Konzept ideal auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten ist", sagt Techcenter/Neue Werft-Geschäftsführer Georg Spiesberger.


LeddarTech setzt bei Entwicklung von Fahrassistenz-Chips der Zukunft auf Experten-Know-how aus Linz
Ein ganz aktueller Fall in Oberösterreich zeigt, wie sehr "hochtechnologische Assistenz Systeme" im Bereich autonomes Fahren bereits im Alltag angekommen sind: Das Auto holt per automatischem Notrufsystem selbst Hilfe. Zudem soll es Autofahrern ab 1. Jänner 2019 in Österreich erlaubt sein, Einparkhilfen zu verwenden, für die man nicht im Fahrzeug sitzen muss. Das geht aus der Novelle zu einer Verordnung zum automatisierten Fahren hervor, die vor wenigen Wochen in Begutachtung geschickt wurde.

Genau in diesem Bereich und noch weit darüber hinaus arbeitet und forscht auch LeddarTech. Ganz konkret im Bereich Sensorik für ADAS (Advanced Driver Assistent

Systems), also Fahrerassistenzsysteme. Das kanadische Unternehmen wurde 2007 gegründet und befindet sich in Privatbesitz. Im Headquarter in Quebec und darüber hinaus in Toronto, den USA, Frankreich, Deutschland, Italien und jetzt auch Österreich beschäftigt LeddarTech weltweit derzeit 137 Mitarbeiter. Bis Mitte 2019 wird das Unternehmen weltweit weitere 80 Beschäftigte einstellen.

Spezialisiert hat sich die Firma auf die Entwicklung einer sogenannten LiDAR- Technologie (Light Detection and Ranging). LeddarTech ist führend in der Entwicklung einer vielseitigen und einfach anwendbaren LiDAR- Entwicklungsplattform, einer Kombination aus Hardware und Software, die durch zahlreiche Patente geschützt ist. Ziel ist es, neue hochtechnologische Sensoren für die Automobilindustrie und im Bereich Autonomes Fahren zu entwickeln. LeddarTech-Technologie ist darüber hinaus in Active-safety-Anwendungen im Auto, in intelligenten Transportsystemen, innerstädtischen Fahrzeugflotten und im Verkehrsmanagement zu finden.

Neue Werft als optimaler Standort: "Investitionen in Infrastruktur zeigen, dass sich Linz als führende Stadt im Hochtechnologiebereich platziert hat."
Am Standort Neue Werft wird ein Entwicklerteam mit vier Top-Entwicklern starten. Hochspezialisierte Ingenieure mit langjähriger Erfahrung in der Entwicklung komplexer Halbleiter im Automobilbereich werden die Entwicklung des Chip-Systems nun noch schneller vorantreiben. In Richtung autonomes Fahren sind zuverlässige, und aus sicherheitstechnischen Gründen auch redundante Systeme erforderlich. LiDAR Sensoren befinden sich derzeit im Übergang von Forschung zur Entwicklung, viele große Halbleiterhersteller arbeiten intensiv an der Entwicklung dieser Sensoren.

"Wir agieren weltweit, und unser Erfolg baut darauf auf, dass wir die am besten qualifizierten und motiviertesten Mitarbeiter suchen - unabhängig davon wo sie arbeiten. Die Expansion nach Linz passt damit perfekt in unsere Strategie. Außergewöhnliche Talente mit technischer Expertise und Erfahrung im Automobilbereich. Eine bestehende technische Community mit Fokus auf den Automotive- und Halbleiterbereich sowie eine ausgezeichnete Hochschul- und Fachhochschul-Landschaft in und in der näheren Umgebung von Linz ermöglicht die Kooperationen mit universitären Forschungseinrichtungen und bringt hervorragend ausgebildete Abgänger in den erforderlichen Disziplinen hervor. Investitionen in die Infrastruktur zeigen, dass sich Linz als führende Stadt im Hochtechnologiebereich platziert hat", freuen sich Frantz Saintellemy President and Chief Operating Officer, Leddartech Inc. und Klaus Buchner, Leiter des Standorts und der Forschungsagenden von LeddarTech Österreich über die Ansiedelung in Linz.

Allgemeine Information zu Assistenzsystemen und LiDAR
Herkömmliche Fahrerassistenzsysteme, zum Beispiel ABS - also das Anti Blockier System von Bremsen - sind heute längst Standard im Auto. Damit diese Systeme funktionieren können brauchen sie Informationsquellen (Sensoren), einen Rechner und eine Möglichkeit, in das Verhalten des Autos einzugreifen (oder zumindest den Fahrer zu warnen).

Moderne (also advanced) Assistenzsysteme brauchen deutlich komplexere Sensorik als ABS, um den Zustand des Autos zu erfassen. Spurhalteassistenten funktionieren zum Beispiel kamera-basiert, Notbremsassistenten oder Adaptive Cruise Control (automatische Abstandsregelung) arbeiten mit Radarsensoren oder/und Kamera- basiert. Beide Sensor-Systeme haben Vor- und Nachteile, so können zum Beispiel Kameras hochauflösende Bilder liefern, sind allerdings empfindlich gegen Blendung (durch die Sonne oder Scheinwerfer des Gegenverkehrs) und liefern nur ungenaue Abstands- und Geschwindigkeitsinformation der Umgebung. Radarsensoren wiederum liefern sehr genaue Abstands- und Geschwindigkeitsinformation, haben allerdings eine geringe Auflösung, das heißt: es kann nicht unterschieden werden, ob ein Hindernis klein oder groß ist, also überfahren werden darf, weil es nur eine Cola- Dose auf der Straße ist, oder nicht überfahren werden darf, weil es sich um einen Felsblock handelt.

Aktuell am Beginn der Entwicklung stehen Sensoren, welche die Vorteile dieser beiden Techniken vereinen sollen ohne die Nachteile zu erben: LiDAR (Light Detection and Ranging). Bei diesen Sensoren wird wie beim Radar (Radio Detection and Ranging) ein Signal ausgesendet, das genaue Abstands- und Geschwindigkeitsinformation liefern kann, allerdings keine Radar-Wellen sondern Laser Licht. Damit sind diese Sensoren nur empfindlich auf einer speziellen Lichtwellenlänge und unempfindlich gegen Sonnenlicht oder Blendung. Diese Sensoren können aber ähnlich der Kamera hohe Auflösung erreichen.


Frantz Saintellemy
President and Chief Operating Officer, LeddarTech Inc.
Frantz Saintellemy ist seit über 21 Jahren namhafter Experte in der Automotive Industrie. In der Vergangenheit arbeitete er in der Führungsebene von Integrated Device Technologie (IDTI) oder Automotive and Consumer Technologies at Analog Devices (Nasdaq: ADI) in den Schwerpunktbereichen autonomes fahren, künstliche Intelligenz, Signalverarbeitung und Automatisierung. Er hält in diesem Bereich auch zahlreiche Patente. Saintellemy ist Gründer und Mitgründer zahlreicher Start-Ups wie SMGT Inc.,Q-Links Home Automation, Groupe Reno-Metrix, Capital Plus and OMNI Global. Als Enterpreneur gründet er die Non-Profit Organisation Groupe 3737, ein Incubator und Innovationcenter in Quebec. Ziel von Group 3737 ist es, hochqualifizierte Unternehmen und Arbeitsplätze in einer sozial benachteiligten Region zu kreieren. Zur Zeit werden über 30 Unternehmen und Start-Ups betreut.
Saintellemy berät die kanadische Regierung im Bereich Forschung und Innovation. Seit 2017 ist er als COO hauptverantwortlich für LeddarTech.

Klaus Buchner
Leitung Standort und Forschungsagenden LeddarTech Österreich
Nach dem Studium an der JKU war Klaus Buchner mehr als 17 Jahre als Entwickler und Projektmanager in der Chipentwicklung für die Firmen DICE/Infineon tätig.
Der Hauptschwerpunkt der Entwicklungstätigkeit lag dabei im Bereich Automotive Radar Product Development. Mit Ende 2018 übernimmt er die Leitung des Standorts und der Forschungsagenden für LeddarTech in Österreich.

 

 

 

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