Jahresforum unter dem Motto „zukunft.gemeinsam.gestalten. mit der nächsten
Generation“
Brüssel/Innsbruck (lk) - Die Präsidentschaft Tirols in der EU-Alpenstrategie (EUSALP) neigt sich
dem Ende zu – mit dem zweitägigen Jahresforum, das am 20. und 21. November in Innsbruck über die Bühne
geht, findet diese ihren Höhepunkt. Gemeinsam mit EU-Kommissar Johannes Hahn zog LH Günther Platter Bilanz
und präsentierte Ergebnisse unter dem Vorsitz Tirols: Neben der dualen Ausbildung – das Tiroler Modell gilt
innerhalb der 48 Regionen als Vorzeigeprojekt und soll auch anderen Regionen helfen, die Jugendarbeitslosigkeit
zu senken – waren es Tirols Anstrengungen hinsichtlich einer ausgeglichenen Verkehrspolitik über die Alpenkorridore,
die den Vorsitz prägten. Auch die Stärkung der überregionalen Mobilität stand im Fokus – wie
etwa durch einheitliche Ticket- und Infosysteme im öffentlichen Verkehr. Außerdem sprach sich die Generalversammlung
einhellig dafür aus, die Bodenressourcen in den Alpenregionen zu schützen – Niederschlag findet dies
in einer von Kommissar Hahn und LH Platter in einer von sechs Alpenstaaten und 20 Regionen unterstützen „Bodenschutzdeklaration“.
Transitstudie beweist: Brenner billigster Transitkorridor der Alpen
„Unter dem EUSALP-Leitsatz ‚zukunft gemeinsam gestalten‘ war es uns beim Vorsitz wichtig, als Sprachrohr für
die transitgeplagte Bevölkerung in den Alpenregionen zu agieren. Der Alpenraum ist mit überproportionalen
negativen Auswirkungen auf die Umwelt, Infrastruktur und vor allem die Gesundheit der Menschen konfrontiert – umso
wichtiger ist es jetzt, gemeinsam Maßnahmen zu treffen“, verweist LH Platter auf die von Tirol initiierte
Analyse der Mautpreissysteme in den 48 Alpenregionen.
Die Studienergebnisse, die auch in der Stellungnahme der Alpenregionen zur Änderung der Wegekosten-Richtlinie
eingebracht werden und damit ein Ausrufezeichen der Regionen im Hinblick auf die künftige Ausrichtung der
EU-Verkehrspolitik bedeuten, zeigen: „In Tirol sind die günstigsten Alpenübergänge innerhalb der
sieben EUSALP-Staaten vorzufinden: Die Mautkosten am Brenner sind im Durchschnitt 2,5 Mal günstiger als am
Gotthard bzw. fünf Mal günstiger als am Mont Blanc. Das ist so nicht hinnehmbar – wir fordern Gleichberechtigung
und damit ein Anheben der LKW-Maut über die Tiroler Pässe. Mit der Studie haben wir das Ungleichgewicht
schwarz auf weiß und für alle nachvollziehbar aufgezeigt. Diese dient uns als Argumentationshilfe und
Grundlage, um dem Umwegtransit ganzheitlich entgegenzutreten“, sagt LH Platter. „Die EU-Wegekosten-Richtlinie ist
ein wichtiger Hebel, um das Preisniveau innerhalb der gesamten Alpenregion endlich in jenem Maß anzuheben,
wie es für den Erhalt unseres wertvollen Lebensraumes notwendig ist – für die Gesundheit der nächsten
Generation“, spricht sich LH Patter für die Verlagerung auf die Schiene sowie deren Attraktivierung aus.
Duale Ausbildung: Von Tirol in die Alpenregionen Europas
Das Jahresforum steht zudem im Zeichen der nächsten Generation: „Umso wichtiger war es für uns, Themen
aufzugreifen, die im Sinne der Jugend sind – Ausbildung und Arbeit sind zwei davon. Tirol hat im internationalen
Vergleich seit vielen Jahren eine relativ geringe Jugendarbeitslosigkeit. Während der EUSALP-Durchschnitt
im Jahr 2017 bei 13,7 Prozent lag, verzeichnete Tirol eine Jugendarbeitslosigkeitsquote von 7,7 Prozent. Maßgeblich
dafür ist unter anderem das Tiroler Modell der dualen Ausbildung. Auch unsere Alpenregionspartner sollen von
unseren Erfahrungen und unserem Wissen profitieren“, verweist LH Platter auf die Ziele eines eigens erstellten
10-Punkte-Plans für duale Ausbildung und Fachkräfte, welcher unter der Federführung Tirols ausgearbeitet
wurde und sich an Unternehmen, Auszubildende und Lehrende richtet.
Dieser gilt als gemeinsame Ausgangsbasis, um die duale Ausbildung in den EUSALP-Regionen zu stärken. „Es ist
wünschenswert, dass die Lehrlings- und Fachkräfteausbildungen innerhalb der Alpenregionen entsprechend
anerkannt und auch in einer anderen Alpenregion angerechnet werden können. Mit dem Austausch von qualifizierten
Fachkräften fördern wir auch das Zusammenwachsen, das die Alpenregion wesentlich stärkt“, so LH
Platter. Im Rahmen des Strategieplans werden auch die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen sowie der
Aufbau von Beratungsangeboten im gesamten Alpenregionsbereich anvisiert.
Starke Jugend in der Alpenregion
Die Jugend stand beim Jahresforum insgesamt im Fokus: „Die Einbindung der Jugend muss langfristig forciert werden.
Über 350 Jugendliche sind beim Jahresforum dabei –ihre Ideen und Meinungen bringen frischen Wind und neue
Sichtweisen, die für unsere Arbeit wichtig sind“, so LH Platter. Im Rahmen der Veranstaltung wird morgen,
Donnerstag, das beste „Alpenprojekt“ gekürt: 50 Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren reichten ihre Ideen
zur Gestaltung des Alpenraumes ein. Das Siegerprojekt wird bei der Umsetzung unterstützt – Informationen zu
den eingereichten Projekten finden Sie am Ende der Aussendung.
Bodenschutzdeklaration Bevölkerung und Umwelt
„Ob für die Lebensmittelversorgung oder der Wald als Schutzschild vor Naturgefahren: Boden ist eine wertvolle
Ressource, die es nachhaltig zu nützen und zu schützen gilt – denn die besiedelbaren Flächen im
alpinen Raum sind beschränkt“, betonte LH Platter, dass „die breite Unterstützung einer Bodendeklaration
ein klares Signal ist. Wir haben dies initiiert, um die Zukunft zu sichern. Bei den jüngsten Unwettern vor
drei Wochen sind Waldschäden auf 1.000 Hektar entstanden, deren Schutzfunktion nun fehlt. Das zeigt, wie wichtig
Boden auf allen Ebenen ist“, sieht LH Platter auch darin eine zentrale Notwendigkeit, um die Alpenregion für
die nächste Generation zu sichern. Mit der Bodenschutzdeklaration wurde dieses wesentliche EUSALP-Anliegen
auch schriftlich für die künftige Arbeit festgehalten.
Mobilität: von Innsbruck nach Grenoble mit einheitlicher Fahrgast-Info
Weiters galt der Mobilität Tirols Hauptaugenmerk: Um diese zu stärken, wird ein einheitliches Fahrgast-Informationssystem
innerhalb der Alpenregion angestrebt – die ersten Schritte wurden in Form von abgestimmten und einheitlichen Fahrplanauskünften
zwischen Nord- und Südtirol geschaffen. Der nächste Schritt ist das gemeinsame Ticketing: „Die verfügbaren
Fahrgastinformationen mit grenzüberschreitendem Ticketing sind ein Euregio-Leuchtturmprojekt. Unsere Vision
ist es, ein solches System auf die gesamte Alpenregion auszurollen – wir stehen als Partner und Know-how-Träger
mit den Alpenregionen in engem Kontakt“, sagte LH Platter. In einem weiteren Schritt soll auch die Pendlermobilität
gestärkt werden. Allein in Tirol waren es im Jahr 2016 täglich über 5.000 Personen, die zwischen
den Staatsgrenzen pendeln. Dabei soll die Infrastruktur hinsichtlich Taktungen und kürzeren Reisezeiten verbessert
werden.
Über die Tiroler EUSALP-Präsidentschaft 2018
Über 2.000 TeilnehmerInnen nahmen insgesamt an den unter der Federführung Tirols organisierten Veranstaltungen
im Rahmen der EUSALP-Präsidentschaft teil. Neben Fachveranstaltungen für die Öffentlichkeit (Veranstaltungsreihe
„Der Zukunft den Boden bereiten“, Mobilitätskonferenz, AlpFoodway-Konferenz, International Snow Science Workshop,
Energiekonferenz) waren es drei internationale Arbeitstreffen, bei welchen sich die FachexpertInnen der EUSALP
austauschten. Zahlreiche interne Treffen und Workshops rundeten das Veranstaltungsprogramm ab.
„Pitch your Project to the EU“ – eingereichte Projekte beim 2. Jahresforum
„Magical Alps“: Eine Schulklasse aus Österreich will Legenden und Mythen des Alpenraums nachgehen. Ihre Sammlung
soll letztlich auf einer Website präsentiert werden, welche zum Austausch zwischen Schulen und EinwohnerInnen
beitragen soll. Interessierten wird die Möglichkeit eröffnet, „mystische“ Orte der EUSALP zu besuchen.
„Beehave“: Zwei junge Italiener verbinden den Schutz der Bienen mit Wirtschaftlichkeit. Sie wollen Sensoren an
Bienenstöcken anbringen, um die Umgebungsqualität und Gesundheit der Bienen lückenlos zu überwachen.
Mittels einer App erhalten die ImkerInnen Informationen, wodurch sie schnell reagieren und die Honigproduktion
verbessern können, WissenschaftlerInnen sollen die Daten für die Forschung verwenden können.
„Match Strategies“: Durch die Zusammenarbeit von „Match Strategies“ mit Klein- und Mittelunternehmen sowie Start-Ups
sollen StudentInnen die Möglichkeit haben, innerhalb der EUSALP bei Projekten ihre Fähigkeiten und Kenntnisse
zu erweitern. „Match Strategies“ dient dabei als Drehscheibe zwischen den Firmen und StudentInnen.
„Alpine Ticket Networking Meeting“: Die Mitglieder des Cipra-Jugendrates widmen sich der Mobilität. Ziel ist
es, eine Lösung für den öffentlichen Verkehr im Alpenraum zu entwickeln – länderübergreifende
Reisen mit einem Ticket zu leistbaren Preisen!
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