Wien (deloitte) - Die großen Zukunftsthemen stehen laut einer Deloitte Studie in österreichischen
Unternehmen eher selten auf der Agenda. Das zeigt sich vor allem bei einem genauen Blick auf die Rechnungswesen-Abteilungen.
Nur die wenigsten beschäftigen sich dort etwa mit Cloud-Lösungen. Der Fokus liegt hierzulande noch vorrangig
auf der weiteren Automatisierung der Verarbeitung der Eingangsrechnungen. Das Fazit der Experten lautet: Es gibt
noch einiges zu tun, doch die Handlungsfelder wurden erkannt.
Die Digitalisierung schreitet in allen Bereichen voran. Gerade im Rechnungswesen ist der digitale Wandel spürbar.
Doch wo steht die österreichische Wirtschaft aktuell? Deloitte hat dazu zwischen Juni und September 2018 insgesamt
369 heimische Unternehmen befragt. Das Ergebnis: Die Umsetzung der Digitalisierung im Rechnungswesen schreitet
nur langsam voran.
„Bereits 43 % der Unternehmen in Österreich haben eine Digitalisierungsstrategie entwickelt. Weitere 49 %
planen in den nächsten drei Jahren eine solche zu etablieren. Das ist in Anbetracht der rasant wachsenden
technologischen Herausforderungen sehr erfreulich“, erläutert Gerald Vlk, Partner bei Deloitte Österreich.
Zukunftstrends in den Kinderschuhen
Bei den großen Technologietrends gibt es laut Studie in Österreich noch Aufholbedarf. Auf das Zukunftsthema
Cloud setzen aktuell nur die wenigsten. 15 % geben an, bereits Cloud-Lösungen für das Rechnungswesen
zu nutzen. Sicherheitsbedenken und der erwartete hohe Kostenaufwand beim Umstieg halten die meisten Befragten bisher
noch davon ab. „Sicherheitsbedenken sind meist unbegründet. Gerade die größeren Cloud-Anbieter
halten sich an hohe Standards. Die Vorteile der Cloud überwiegen hier meist“, betont Gerald Vlk.
Robotergesteuerte Prozessautomatisierung ist lediglich bei 14 % der Befragten im Einsatz. Über die Hälfte
will diese Technologie aus heutiger Sicht gar nicht anwenden. „Robotic Process Automation ist vor allem ein Thema
für die größeren Unternehmen. Bei diesen kann eine Anwendung der Technologie Optimierungen bringen“,
erklärt Vlk.
Papierrechnungen versus Digitalisierung
Statt auf neue Technologien fokussieren sich die heimischen Unternehmen noch auf Basisarbeiten wie die Automatisierung
des Eingangsrechnungsprozesses. Die verschiedenen Rechnungsformate erschweren die automatische Verarbeitung. Mit
49 % erhält der Großteil der Befragten seine Eingangsrechnungen zudem nach wie vor in Papierform. In
44 % der Fälle kommen die eingehenden Rechnungen zwar bereits im PDF-Format an, strukturierte Formate wie
XML-Dateien sind aber noch selten. Über die Hälfte der elektronischen Rechnungen wird nach Erhalt außerdem
wieder ausgedruckt.
„Die Unternehmen drehen sich oft noch im Kreis. Dabei liegt es auf der Hand: Strukturierte Ausgangsrechnungen steigern
die Chance auf automatisierbare Eingangsrechnungen. Auch die kundenseitige Nachfrage nach elektronischem Rechnungsversand
nimmt zu“, ergänzt Katrin Demelius, Senior Managerin bei Deloitte Österreich. „Immerhin geben 73 % der
Befragten an, sich in den kommenden Jahren verstärkt mit strukturierten Rechnungsformaten auseinandersetzen
zu wollen.“
Berufsbild im Wandel
Durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung im Rechnungswesen entwickelt sich auch das Berufsbild
in diesem Bereich weiter. 81 % der Befragten nehmen bereits veränderte Anforderungen an die Mitarbeiter im
Rechnungswesen wahr. Fast die Hälfte der Unternehmen will zukünftig verstärkt nach Personen mit
fundierten IT-Kenntnissen suchen. Auch Prozessdenken wird laut einem Viertel eine immer wichtigere Fähigkeit.
„60 % der Unternehmen haben zwar bereits ein klares Budget für die Automatisierung von Buchhaltungsprozessen
vorgesehen. Aber Investitionsbereitschaft allein reicht nicht. Die neuen Arbeitsanforderungen müssen bei großen
Umstellungen immer mitgedacht werden. Nur wenn Mitarbeiter und Technologie einander ergänzen und gut zusammenspielen,
kann man erfolgreich ins digitale Zeitalter starten“, so Katrin Demelius abschließend.
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